Kostet 230 Euro

Nokia T20: Was kann das Tablet mit dem Tiger-Chip?

Digital
24.10.2021 20:22

Die Marke Nokia, unter der HMD Global Smartphones verkauft, meldet sich am Tablet-Markt zurück. Das T20 mit Android ist das erste Nokia-Tablet seit dem unrühmlich an seinem Windows-RT-Betriebssystem gescheiterten Lumia 2520, das 2014 in der Microsoft-Ära erschien. Und es wagt ein Experiment, setzt beim Prozessor auf den bei uns völlig unbekannten Unisoc Tiger T610 - eine Achtkern-CPU von einem staatlich-chinesischen Chipentwickler. Ob das gutgeht? Wir haben den Test.

Die Firma Unisoc mit Sitz in Shanghai ist eine Tochtergesellschaft der Tsinghua-Universität in Peking. Bekanntester Absolvent: Chinas Staatschef Xi Jinping. Das Unternehmen entwirft seit 20 Jahren Chips für Handys und Smartphones. Die wurden bislang aber vor allem am chinesischen Markt verbaut, ausländische Abnehmer griffen kaum zum Unisoc-Chip.

Die globale Chipdürre trägt dafür Sorge, dass sich Nokia-Lizenznehmer HMD Global für den exotischen Chip entscheiden musste: Von den üblichen Verdächtigen wie Qualcomm oder MediaTek sind am Weltmarkt derzeit schlicht kaum passende Prozessoren zu bekommen.

Der Tiger ist meist stark genug
Der Tiger T610 ist ein Achtkern-Chip aus dem Jahr 2019 mit zwei starken ARM-Cortex-A75-Kernen und sechs sparsamen A55-Kernen. Taktfrequenz: 1,8 Gigahertz. Die Effizienz könnte nach heutigen Maßstäben höher sein: Während High-End-Smartphones von heute mit im feinen 5-Nanometer-Verfahren ins Silizium geätzten CPUs aufwarten, sind es hier grobe 12 Nanometer.

Aber das T20 soll auch nicht den Laptop oder das Smartphone ersetzen, sondern versteht sich als Medienkonsumgerät, Videotelefon oder Taschenkino. Dafür braucht man nicht viel Rechenleistung. Im Praxistest sorgte der Prozessor für ein flüssiges Android-11-Erlebnis, flotte App-Starts und kam auch mit einfacheren Smartphone-Spielen gut zurecht. Bei rechenintensiver 3D-Kost wie „ARK“ kommt die eingebaute Mali-G52-Grafikeinheit aber ins Schwitzen. Gegen leistungshungrigere Anwendungen spricht auch der eher klein dimensionierte 4-Gigabyte-Arbeitsspeicher.

Viel Tablet pro Euro
Wer sich solcher Einschränkungen bewusst ist, erhält um 230 Euro in der WLAN- und 260 Euro in der LTE-Variante ein vernünftig ausgestattetes Tablet. Der 64 Gigabyte große interne Speicher kann per microSD-Karte erweitert werden, der Bildschirm bietet eine Auflösung von 2000 mal 1200 Pixeln und eine hohe Helligkeit von 400 Candela. Die LCD-Technologie kann natürlich bei Farben und Kontrast nicht mit OLED mithalten, insgesamt bietet das Nokia-Tablet aber eine gute Bildqualität auf 10,4 Zoll Diagonale.

Funk- und Anschlussausstattung passen auch: Gefunkt wird über zeitgemäßes .ac-WLAN und Bluetooth 5.0, geladen wird über USB-C, auch Kopfhörer mit Kabel werden unterstützt. Die rückseitige 5-Megapixel-Kamera liefert zweckmäßige Bilder, kann aber bei Detailgrad und Schärfe nicht mit heutigen Smartphones mithalten. Fotoapparat ist das T20 keiner. Die Frontkamera mit 8-Megapixel-Auflösung macht derweil einen guten Job: Für Videotelefonie ist das Nokia T20 völlig ausreichend.

Erstaunlich gut verarbeitet
Als erstaunlich gut erwies sich im Test die Verarbeitung: Für weniger als 300 Euro gibt es hier sogar ein Metallgehäuse, das dem T20 eine hochwertige Haptik verleiht. Die Tasten bieten einen klaren Druckpunkt. Spritzwasserfest (IP52) ist das Nokia-Tablet obendrein.

Der 8200-mAh-Akku war im Test nicht an einem Tag kleinzukriegen: Bei typischer Nutzung - zwei Stunden abendliches Surfen am „Second Screen“ - muss das Tablet erst nach gut einer Woche ans Ladegerät. Was will man mehr? Einen Fingerscanner vielleicht - so einen gibt es nämlich nicht.

Bei einem Tablet auch nicht unwichtig: Das Nokia T20 verfügt über recht vernünftige Lautsprecher. Die Stereo-Speaker klingen besser als die der meisten Smartphones - wohl schlicht, weil man in einem Tablet größere einbauen kann.

Aufgeräumtes Android 11
Beim Betriebssystem hat man es mit einem fast unmodifizierten Android 11 in Google-Optik zu tun - inklusive der gängigen Google-Dienste und einer optionalen Kinder-Umgebung, in der man kontrollieren kann, was der Nachwuchs sieht. Bloatware ist keine vorinstalliert: Da könnte sich manch viermal so teures Smartphone eine Scheibe abschneiden. Der Hersteller verspricht, zumindest drei Jahre Sicherheits-Updates und zwei weitere Android-Versionen zu liefern. Lobenswert!

Fazit: Wer dem exotischen Prozessor aus China aufgeschlossen gegenübersteht, findet im Nokia T20 ein sauber verarbeitetes Android-Tablet mit ausreichend Leistung für Surfen und Medienkonsum sowie gutem Bildschirm. In seiner Preisklasse sticht es mit günstiger LTE-Option und dem Gehäuse aus Metall hervor. Auch die schnörkellose Software gefällt uns. Wer „Surfbrett“ oder „Second Screen“ zum Sparpreis sucht und keine allzu hohe Performance erwartet, kann hier durchaus glücklich werden.

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