Trotz Widerstand:

Obsteig beharrt auf mehr Gestank und Lärm

Tirol
18.07.2021 15:00

Der „Geflügelstreit“ der Bewohner des Obsteiger Weilers Wald mit dem Betreiber eines Hühnermastbetriebes geht in die nächste Runde: Mit einem Beharrungsbeschluss gibt der Gemeinderat grünes Licht für das nächste Projekt in Siedlungsnähe, den Bau eines Putenstalles. Ein Gutachten des Sprengelarztes zählt nicht, die ansässigen Bauern kündigten den „Loipenvertrag“.

Sie liegen sich schon seit einigen Jahren in den Federn, die große Mehrheit der Einwohner des Obsteiger Weilers Wald und der Geflügelbauer Alexander Schaber. Gegen massive Widerstände, aber legal, betreibt Schaber auf seinem „Xanderhof“ einen Mastbetrieb von rund 2000 Hühnern mitten im Ortsgebiet. Der Gestank sei unerträglich. „Es gibt Tage, da kann man nicht einmal lüften“, beklagt Leo Gapp, selbst Bauer, „das hat auch massive Folgen für die Zimmervermieter, weil unsere Gäste die Geruchsbelästigung auch nicht wollen“.

Konträre Expertisen
Seit dem vergangenen Jahr gibt’s statt Beruhigung neuen Zündstoff: Schaber reichte den Neubau eines Putenstalles für 800 Tiere ein, Standort Ostrand des Weilers, keine 100 Meter von den Wohnhäusern entfernt. Der Sturm auf die Barrikaden ging wieder los. Der Raumplaner, ein Obsteiger, gab grünes Licht, auch der Gemeinderat stimmte für die Umwidmung auf „Sonderfläche Geflügelstall“. Für die Anwohner ob der befürchteten Doppelbelastung völlig unverständlich. Elf von ihnen gaben fristgerecht ihre Stellungnahmen ein, die in der Gemeinderatssitzung am 24. 6. behandelt wurden.

„Keine erheblichen Belästigungen“
Bereits im Vorfeld gab es eine negative naturschutzrechtliche Stellungnahme der Bezirkshauptmannschaft Imst. Aber das immissionsfachliche Gutachten des Landes/Abteilung Waldschutz, das die Luftschadstoffe, Geruch und Staub der bestehenden und geplanten Anlage untersuchte, attestiert, dass „in der Wohnnachbarschaft keine erheblichen Belästigungen“ zu erwarten seien, der Standort sei somit geeignet.

Sprengelarzt abgeblitzt
Völlig konträr die Einschätzung des Sprengelarztes Stefan Oberleit in seinem Gutachten: Er sieht eine Gefahr für die menschliche Gesundheit durch Lärm, Keime und Pilze, deshalb sei in anderen Bundesländern ein solches Projekt in Siedlungsnähe nicht erlaubt. Für die Mandatare ist diese Expertise „nicht zulässig“, da sie zu spät eingelangt und der Sprengelarzt kein Obsteiger sei. Für BM Föger unbefriedigend: „Ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn die Meinung unseres Sprengelarztes ignoriert wird. Ich werde als Kompensation weiter versuchen, im Land ein umweltmedizinisches Gutachten zu erwirken.“

Tauschfläche nicht angenommen
Die schriftlich übermittelten Bedenken der Bürger wurden „wegargumentiert“ und der Beharrungsbeschluss gefasst (8:5). Auch für Bauer Gapp ein Schlag ins Gesicht. Er hatte Schaber sogar eine Tauschfläche mit genügend Abstand zum Siedlungsraum angeboten, dieser nahm das Angebot aber nicht an. „Ich verstehe nicht, dass Alexander den Grundtausch nicht annimmt“, sagt BM Hermann Föger, „das wäre die Lösung für alle und den sozialen Frieden im Dorf“. Dieser scheint aber weit weg: Vor Kurzem kündigten die fünf Walder Bauern den Loipenvertrag mit dem Tourismusverband. Die „Krone“ bat natürlich Schaber um eine Stellungnahme, aber er sage zu allem nichts mehr.

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