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KTM 1290 Super Adventure S: Hightech auf Reisen

Motor
25.02.2021 22:55

Passen High-Tech und Abenteuer zusammen? Auf alle Fälle, wenn man sich die Verkaufszahlen der großen Reiseenduros, dieser immer populärer werdenden SUVs auf zwei Rädern, ansieht. Ein heiß umkämpftes Segment, in dem auch der oberösterreichische Hersteller KTM eine (ge)wichtige Rolle spielt. Und mit der neuen 1290 Super Adventure S künftig noch mehr spielen will. Wir konnten uns auf Fuerteventura ein erstes Bild davon machen, wie gut das gelingen könnte. 

(Bild: kmm)

Nicht weniger als 90 Prozent aller Teile sind neu beim Reiseflaggschiff aus Mattighofen, das vor allem mit einer beispielhaften Vollausstattung punktet: So kommt die SAS 2021 als Einzige serienmäßig sowohl mit elektronischem Fahrwerk als auch einem adaptiven Tempomat oder Keyless-Go daher. Das gegenüber dem Vorgänger weiter verbesserte semiaktive WP-Fahrwerk kann in verschiedenen Grund-Settings eingestellt werden (Auto, Street, Sport, Comfort) und passt sich entsprechend in Millisekunden mittels elektronisch gesteuerter Magnetventile Fahrbahngegebenheiten und Fahrstil an. Die Vorspannung kann in zehn Stufen gewählt werden. Mit dem optionalen Zusatzpaket „Suspension Pro“ lassen sich nicht nur Gabel und Federbein individuell einstellen sowie die Vorspannung des Federbeins automatisch der Beladung anpassen, es beinhaltet auch einen „Anti-Dive-Modus“, der beim Anbremsen das Eintauchen der Gabel verhindert, was vom Fahrgefühl dem Telelever einer BMW GS ähnelt.

Radar-Tempomat an Bord
Erhalten blieb der neuen Super Adventure das markante „Insektengesicht“, neu sitzt zwischen den LED-Scheinwerfern nun die Radar-Einheit für den in Kooperation mit Bosch entwickelten adaptiven Tempomat. Dieser misst den Abstand zum vorherfahrenden Fahrzeug und behält ihn in fünf wählbaren Abständen ein. Wechselt man die Fahrspur, beschleunigt das Motorrad sofort wieder auf die voreingestellte Geschwindigkeit (zwischen 30 und 150 km/h) - im Sportmodus gehen Brems- und Beschleunigungsvorgänge ruppiger von statten, im Komfortmodus entsprechend sanfter. Funktioniert in der Praxis wunderbar und hebt Autobahnfahrten mit dem Motorrad auf ein neues Komfortniveau. Man kann das System, wenn man es nicht braucht oder will, deaktivieren und die Tempomat-Geschwindigkeit herkömmlich mittels „Plus“- und „Minus“-Taste selbst steuern, wobei es sich mit diesen auch jederzeit ins adaptive Geschehen eingreifen lässt.

Auf einen hinten angebrachten Radar-Sensor für den Totwinkelassistenten, wie ihn die neue Ducati Multistrada V4 hat, verzichtete KTM allerdings.

Am 7-Zoll-TFT-Farbdisplay hat man stets alles im Blick
Gesteuert wird alles über den Sechs-Wege-Schalter am linken Lenkergriff, der von der Haptik nun wertiger anmutet als beim Vorgänger, aber immer noch genauso intuitiv zu bedienen ist, angezeigt auf einem riesigen 7-Zoll-TFT-Farbdisplay. Auf dem sich KTM nicht damit begnügt, Zahlen und Buchstaben bunt bzw. gestochen scharf darzustellen, sondern so gut wie alle Funktionen auch mittels Grafiken visualisiert, womit der Fahrer eine bessere Vorstellung davon bekommt, wo er gerade eine der umfangreichen Einstellungen vornimmt. Neben dem Fahrwerk sind das vor allem die vier Fahr-Modi Street, Sport, Rain und Offraod, die in gewohnter Manier das Ansprechverhalten des Gasgriffs bzw. die Sensibilität von Kurven-ABS und schräglagenabhängiger Traktionskontrolle entsprechend unterschiedlich kombinieren, im Regen-Modus auch mit reduzierter Leistung. Im optionalen Rally-Mode (mit MTC-Schlupfanpassung) kann man diese Parameter selbst definieren, die Traktionskontrolle auch während der Fahrt jederzeit in neun Stufen verstellen. Mit der „KTM My Ride App“ lässt sich eine Verbindung zum Smartphone herstellen, vom Telefonat bis zur Pfeil-Navigation alles am Display darstellen. Bei so viel Hightech ist es fast selbstverständlich, dass man zum Starten bzw. Öffnen des Tanks keinen Schlüssel mehr benötig, das neue ARA (Anti-Reley-Attack-System) verhindert den Missbrauch des Keyless-Go-Systems bzw. unterbindet das Einschalten der Zündung ohne dass der Schlüssel in der Nähe ist. Praktisch ist auch das kleine Fach am Tank mit USB-Lademöglichkeit fürs Handy und etwas Stauraum für Sonnenbrille, Geldbörse oder Maut-Ticket.

Motor musste nicht neu erfunden werden
Spricht man von der KTM 1290 Super Adventure, kann man das aber nach wie vor nicht tun, ohne über den aus der Super Duke bekannten (dort 180 PS starken) Motor zu schwärmen. Der musste nicht neu erfunden, sondern lediglich auf EURO5 hingetrimmt werden. Herausgekommen sind dabei wie gehabt 160 PS (bei 8750 Touren) sowie ein stattliches Drehmoment von 138 Newtonmeter (bei 6500/min). Das sind zwei Newtonmeter weniger als bei der Vorgängerin, die in der Praxis aber ebenso wenig spürbar sind wie die 1,6 Kilogramm, die der neue Motor dank anderer Materialen oder dünnerer Wandstärken leichter gemacht wurde. Der 1301-Kubik-V2 hämmert immer noch kraftvoll aus allen Lebenslagen und bleibt das spaßig und sportlich zu fahrende Aggregat, das er immer war, der EURO5-fitte Endtopf zeigt jedoch deutlich, was heutzutage alles gefiltert werden muss, und gewinnt folglich auch keinen Schönheitswettbewerb. Optional bietet KTM einen Akrapovic-Endtopf, der da schon um einiges gefälliger aussieht und trotzdem von der Lautstärke angenehm dezent bleibt. Apropos: Mit einem Standgeräusch von 89 dBA ist die Super Adventure S auch für jene Straßen in der Tiroler Bergen bereit, die aktuell mit einem Fahrverbot ab 96 Dezibel belegt sind…

Bereit zum Fernrasen
Verändert wurde auch die Geometrie des Fahrzeugs, welche das vollgetankt 243 kg schwere Motorrad dank eines um 15 Millimeter nach hinten versetzen Steuerkopfs und eines verkürzten Rahmens noch handlicher machte - die trotz des unveränderten Radstands verlängerte Schwinge sorgt dabei für die nötige Stabilität. Was unter dem Strich Fahreigenschaften ergibt, die so wie die bewährten Bremsen von Brembo keinen Vergleich scheuen müssen. So lässt sich die 1290 Super Adventure S KTM-typisch (Stichwort „Ready to Race“) richtig sportlich und präzise bewegen, bewerkstelligt dank der Möglichkeiten des semiaktiven Fahrwerks aber auch den Spagat hin zum Komfort ausgezeichnet. Wozu die gute Sitzbank ihren Teil beiträgt, auch auf langen Etappen sitzt man bequem im Sattel, der mit 849 bzw. 869 mm Sitzhöhe etwas niedriger ausfiel als bei der Vorgängerin (860 bis 875 Millimeter). Der 23-Liter-Tank, der ähnlich der 790 bzw. 890 Adventure nach unten gezogen ist und so für einen tieferen Schwerpunkt sorgt, lässt bei einem Verbrauch von etwas über 6 Liter auf 100 Kilometer reisetaugliche Reichweiten von 350+ Kilometer zu, 200 Millimeter Federweg vorne wie hinten sorgen dafür, dass schlechte Straßen oder gemäßigte Offroad-Passagen keinerlei Problem darstellen. Auch wenn für letztere wohl noch eine 1290 Super Adventure R nachgereicht werden wird - zwar hüllt man sich bei KTM bezüglich künftiger Modelle traditionell in eisernes Schweigen, die Unternehmens-Philosophie und das langjährige Rallye-Knowhow schreien aber förmlich nach solch einer Hardcore-Variante mit Enduro-typischen 21/18-Zoll-Rädern sowie noch mehr Federweg bzw. Bodenfreiheit …

Nicht alles gibt’s ohne Aufpreis…
Unterm Strich verspricht das neue Reiseenduro-Flaggschiff aus dem Hause KTM ein würdiger „Herausforderer“ für den Platzhirsch aus Bayern zu sein, ordentlich aufmagaziniert für den Großangriff auf den Bestseller BMW R1250 GS. Wobei es auch in Mattighofen nicht alles ohne Aufpreis gibt, der wunderbar harmonisch funktionierende Quickshifter + (mit Blipper-Funktion) etwa wäre dem sportlichen Image des Motorrads serienmäßig auch noch gut zu Gesicht gestanden und hätte das Kraut nicht mehr fett gemacht. So aber empfiehlt sich, wenn neben dem Preis von 21.349,- noch ein paar Euro übrig sind, auf alle Fälle die Investition in das optionale Tech-Pack, bei dem dann neben dem schon erwähnten Suspension-Pro-Paket und dem Rally-Mode auch noch Quickshifter, adaptives Bremslicht (blinkt bei abruptem Bremsen) und Bergabfahrhilfe (!) mit dabei sind. Nur raufsetzen und fahren muss man dann noch selber.

Warum?
Bärenstarker V2
Konkurrenzloses Elektronik-Paket serienmäßig
Vielseitigkeit
Agiles Handling

Warum nicht?
Weil es keine 160 PS in einem Reisemotorrad „braucht“
Kein Sonderangebot

Oder vielleicht …
… BMW R1250 GS, Ducati Multistrada V4, Triumph Tiger 1200 XCA

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(Bild: kmm)



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