Tirols Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) stand im Interview mit der „Krone“ in Sachen Corona Rede und Antwort - und übte auch Kritik an Minister Rudolf Anschober (Grüne): „Es ist seit Längerem der Wurm in Wien drin.“
„Krone“: Gut 200.000 Corona-Tests hat Tirol seit Ausbruch des Virus durchgeführt. Im Winter soll die Frequenz erhöht werden. Laut Minister Rudolf Anschober sei angedacht, dass bald bei niedergelassenen Ärzten ein behördlich angeordneter PCR-Test durchgeführt werden könne. Eine gute Idee?
LR Bernhard Tilg: Das ist eine Forderung, welche die österreichischen Gesundheitslandesräte und ich als Tiroler Gesundheitslandesrat schon seit Monaten und vielen Wochen in Wien platziert haben. Mehrmals wurde auf die Wichtigkeit hingewiesen. Es freut mich, dass nun auf Bundesebene endlich Bewegung in dieses Thema hineinkommt. Bis dato hat sich die Sozialversicherung geweigert, die Ärzte diesbezüglich zu unterstützen. Natürlich gibt es Herausforderungen. Das sind einerseits organisatorische in einer Arzt-Ordination, andererseits technische, wie die Anbindung der Arzt-Software an das behördliche Datensystem und letztlich die Vergütung der Abstrichnahme und der Testung durch die Sozialversicherung.
Aber gerade in der Herbst- und Winterzeit, in der neben Covid-19 auch Husten und grippale Infekte gegenwärtig sind, sind die niedergelassenen Ärzte und deren Arbeit zur Versorgung der Tiroler und der Gäste sehr wichtig. Es ist von großer Bedeutung, die niedergelassenen Ärzte in der Bewältigung der Corona-Pandemie als wichtige Systempartner besser einzubinden.
Was ist noch notwendig, um erfolgreich zu testen?
Es ist nötig, mehr Testkapazitäten für die Screeningstraßen und die mobilen Screeningteams zu mobilisieren. Zudem stellt das Land Tirol eine Million Euro zur Verfügung, um in den Krankenanstalten und im niedergelassenen Bereich PCR-Schnelltestsysteme zu installieren. Darüber hinaus rüsten die Labore zusätzlich auf. Wir müssen mobilisieren, was geht! Limitierender Faktor sind die am Weltmarkt verfügbaren Testkits und Reagenzien. Besonders hinweisen möchte ich auf unser Covid-Früherkennungssystem im Abwasser.
Tirol hat vor zwei Monaten ein Tourismuskonzept in Wien vorgelegt. Gab es daraufhin mittlerweile eine Reaktion?
Es ist für mich sehr erstaunlich, dass Wien auf dieses Tiroler Tourismuskonzept bis heute de facto nicht reagiert hat. Diese Konzepte wurden in Tirol in breitest möglicher Abstimmung mit Medizinexperten und Touristikern entwickelt und im Gesundheitsministerium sowie im Krisenstab des Bundes gemeldet – mit dem Ziel, den touristischen Betrieben möglichst frühzeitig Antworten auf wichtige Fragen geben zu können. Ich hätte mir mehr Unterstützung erwartet. Den aktuellen Berichten entnehme ich, dass die Bundesregierung endlich an einem Konzept arbeitet.
Wie sehr schätzt der Minister die Expertise der Gesundheits-Landesräte?
Es gibt wöchentliche Videokonferenzen mit den Landesräten zur Diskussion wichtiger Themen.
Sind Sie mit der Arbeit von Anschober zufrieden?
Grundsätzlich sind Herr Bundesminister Anschober und das Gesundheitsministerium als oberste Behörde bemüht, ihren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie federführend beizusteuern. Beim Kapitel Verordnungen scheint seit längerem Zeitraum jedoch der Wurm in Wien drin zu sein. Das hat auch das Thema ,Kroatien-Rückkehrer’ und jetzt die ,Corona-Ampel’ gezeigt. Für die Bezirksverwaltungsbehörden und deren tägliches Arbeiten an der Front ist es unerträglich, wenn keine Rechtssicherheit gegeben ist. Hier ist dringend mehr Professionalität gefordert!
Warum waren Sie am Samstag nicht Teil der von Anschober gegebenen Pressekonferenz in Innsbruck?
Ich war bei einer schon länger geplanten Tagung der Gesundheitslandesräte in Niederösterreich.
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