Kritik von Experten

So täuscht das neue EU-Reifenlabel die Kunden

Motor
16.05.2020 16:42

Ohne EU-Reifenlabel darf kein Reifen verkauft werden. Künftig soll das Schaubild mehr Informationen erhalten, außerdem werden die Qualitätsstufen von sieben auf fünf reduziert. Die neue Verordnung, die vom EU-Parlament nun abgesegnet wurde, soll ab 1. Mai 2021 gelten. Automobilklubs sind nicht zufrieden, weil der Informationswert weiterhin gering ist.

(Bild: kmm)

„Grundsätzlich begrüßt der Mobilitätsclub jede Maßnahme, die Konsumenten bei ihrer Kaufentscheidung unterstützt“, erklärt ÖAMTC-Reifenexperte Friedrich Eppel. „Die Verordnung ändert jedoch nichts daran, dass das das Reifenlabel weiterhin nur über einige wenige Reifeneigenschaften informiert.“

Wie bisher sind das Rollwiderstand, Nasshaftung und externes Rollgeräusch, dazu kommen vorerst nur Infos über die Eignung bei Schnee bzw. auf Eisfahrbahn. Erstgenanntes ist durch das Schneeflockensymbol aber ohnehin direkt am Reifen ersichtlich, Zweitgenanntes für Mitteleuropa kaum relevant." Zum Vergleich: Die Reifentests des ÖAMTC und seiner Partner bewerten bei Sommerreifen 13 und bei Winterreifen 18 Eigenschaften.

Schlechte Reifen rücken zwei Notenstufen nach vorn
Kritisch sieht Eppel außerdem, dass es den Herstellern weiterhin zu leicht gemacht wird, bessere Labelklassen zu erreichen: “Eine entsprechende Verschärfung oder die Festlegung von Klassen, die besser als ‘A‘ sind, z. B. ‘AA‘ oder ‘A+‘, waren im Vorfeld geplant. Beides ist nun aber nicht mehr in der Verordnung zu finden, im Gegenteil: Das Label umfasst künftig nur fünf Klassen, Pkw-Reifen die bisher mit ‘E‘ oder ‘F‘ bewertet wurden, rücken eine Stufe auf. Das bedeutet, dass diese schwächeren Modelle dem Konsumenten sogar besser erscheinen, als derzeit.„ Immerhin sei in der Verordnung eine Möglichkeit festgelegt, die Reifenleistungsklassen zu überarbeiten.

Positiv ist für den Experten hingegen, dass die Verordnung größeres Augenmerk auf die bessere Sichtbarkeit des Labels für den Konsumenten legt: Sowohl im klassischen als auch im Internet-Handel wurden die Anforderungen zur Kennzeichnung aktualisiert und jeder Reifen muss in einer Datenbank registriert sein. “Ein guter Ansatz ist außerdem, künftig auch die Laufleistung am Label abzubilden -das ist für Umwelt und Wirtschaftlichkeit ein wichtiger Aspekt„, hält Eppel fest. “Noch ist allerdings unklar, wie das umgesetzt werden kann, denn ein für das Reifenlabel geeignetes, realitätsnahes Prüfverfahren ist noch in Entwicklung. Ein solches Verfahren muss z. B. kostengünstig sein, um den Reifenpreis für Konsumenten nicht zu erhöhen."

Letztlich bleibt der Informationsgehalt des Reifenlabels zum Zeitpunkt der Einführung, also ohne Information über das Verschleißverhalten, trotz neuer Verordnung auf dem gleichen Niveau wie bisher. Umfassende Informationen bekommen die Konsumenten damit weiterhin nur über unabhängige Reifentests.

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(Bild: kmm)



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