Exot im Test

LG V50 ThinQ: 5G-Handy mit Zweit-Display als Hülle

Elektronik
23.11.2019 06:00

Bis Österreich flächendeckend mit dem neuen Mobilfunk-Datenturbo 5G ausgestattet ist, werden noch Jahre vergehen. Das hindert Mobilfunker und Smartphone-Hersteller allerdings nicht daran, schon jetzt die Werbetrommel für den neuen Standard zu rühren. Eines der ersten Geräte für den neuen Mobilfunk ist das LG V50 ThinQ mit optionalem Zweit-Display in der Handyhülle. Wir haben es uns angesehen.

Offiziell ist es im österreichischen Handel derzeit gar nicht erhältlich, LG Electronics hat uns das höchst unkonventionelle Smartphone mit den zwei Displays aber dennoch für einen Test geborgt. Mangels für den Endkunden verfügbarem 5G-Netz konnten wir es zwar nicht auf seine 5G-Qualitäten testen. Das V50 ThinQ ist aber auch mit 4G-Datenfunk ein interessanter Exot.

Das liegt nicht zuletzt an der starken Hardware, die LG darin verbaut:

LG V50 ThinQ

CPU

Qualcomm Snapdragon 855:
2,84 + 3 x 2,42 + 4 x 1,8 GHz

RAM

6 GB

Diagonale

6,4 Zoll (OLED HDR)

Auflösung

3120 x 1440 Pixel

Speicher

128 GB - microSD bis 2 TB

Hauptkamera

12 MP (F/1.5): OIS, PDAF
16 MP (F/1.9): Weitwinkel
12 MP (F/2.4): Zoomlinse

Frontkamera

8 MP (F/1.9)
5 MP (F/2.2): Weitwinkel

Funk

5G, LTE, Gigabit-WLAN,

Maße

159,2 x 76,1 x 8,3 mm (ohne Hülle, 183 Gramm)
161,4 x 83,4 x 15,54 mm (mit Hülle, 314 Gramm), 

Akku

4000 mAh

Extras

Wasserfest (IP68)
Stereo-Speaker
Fingerscanner (hinten)

Software

Android 9

Preis

ab ca. 900 Euro

Die verbaute Hardware lässt es schon erahnen: In puncto Leistung gibt es am V50 ThinQ nichts zu bemängeln, der flotte Qualcomm-Chip sorgt, gepaart mit dem großen Arbeitsspeicher, für flüssiges Arbeiten mit Android, liefert genug Spiele-Power und kommt auch bei mehreren offenen Apps nicht ins Stottern. Das darf man sich von einem der aktuell schnellsten Smartphone-Prozessoren - im AnTuTu-Belastungstest schafft das Gerät bei überschaubarer Hitzeentwicklung für die High-End-Klasse angemessene 384.000 Punkte - aber auch erwarten.

Tolles Haupt-Display, Zweit-Display wirft Fragen auf
Einen gemischten Eindruck hinterließen im Test die zwei Displays unseres V50 ThinQ. Während das große scharfe Haupt-Display mit Frontkamera-Einkerbung mit schierer Bildfläche, tollen Kontrasten und satten Farben punktet, also eines High-End-Smartphones durchaus würdig ist, erschloss sich uns der Sinn des zweiten Displays in der Hülle nur bedingt.

Der Grund: Außer beim Spielen, wo man die Touch-Bedienelemente auf das Hauptdisplay auslagert und das 6,2 Zoll große Full-HD-Zweitdisplay zum Spielen nutzt, überstieg die simultane Bedienung zweier Bildschirme mit mehreren Apps - E-Mails und YouTube, Google Maps und eine-Chat-App - die Multi-Tasking-Fähigkeiten des Testers. Zudem saugt das Zusatz-Display in Windeseile den Akku leer. Wer es intensiv multi-taskend nutzt, kommt mit dem Akku also nicht durch einen kompletten Tag und muss zwischenladen.

Da trifft es sich gut, dass die Hülle mit dem Zweit-Display abnehmbar ist, was aber wiederum die Frage aufwirft, wieso man sie überhaupt dazu kaufen sollte, wenn man sie dann aus Stromspargründen eh kaum nutzt.

Gut haben uns die insgesamt fünf Kameras - drei hinten, zwei vorne - des V50 ThinQ gefallen. Die lichtstarke Hauptkamera liefert auch im Zwielicht scharfe und detailreiche Schnappschüsse, dank Weitwinkel- und Zoomlinse ist man darüber hinaus noch für viele andere Eventualitäten gerüstet. Die zweite Frontkamera, die dank Weitwinkel-Optik auch für Gruppen-Selfies taugt, könnte Videotelefonierer und Selfie-Artisten gut gefallen, auch wenn der Durchschnittsnutzer sie vermutlich eher selten braucht.

Das Zweit-Display ist Gift für das Handling
Ein weiterer Punkt, der dafür spricht, das V50 ThinQ ohne seine Dual-Screen-Hülle zu betreiben, ist das unter dem zweiten Display leidende Handling. Das V50 ThinQ ist ohne dick auftragende Hülle ein großes, aber mit einer durchschnittlichen Männerhand noch gut fassbares High-End-Smartphone. Mit der Hülle wird es deutlich klobiger und liegt ziemlich schwer in der Hosentasche - fast als hätte man zwei Smartphones eingesteckt. Aufgefaltet liegt die Konstruktion mit zwei Bildschirmen zudem nicht so sicher in der Hand wie ein Einzelgerät.

Zwar hat LG Vorkehrungen getroffen, um das Handling mit zwei Displays zu optimieren. So lässt sich das Display in der Hülle beispielsweise dank 360-Grad-Scharnier an der Geräterückseite „parken“, wenn man telefoniert. Und das Gespann lässt sich auch im Querformat wie ein Laptop auf den Tisch stellen. Alles in allem erschienen uns seine Nachteile beim Handling und der Akkulaufzeit aber größer als die Vorteile, die ein zweites Display im Alltag bringt.

Klinkenanschluss und microSD-Slot vorhanden
Die sonstige Ausstattung des V50 ThinQ gefällt. Das 5G-Smartphone verfügt - heute leider eine Seltenheit - über einen Klinkenanschluss, ist wasserdicht, hat ein sauber verarbeitetes, aber Fingerabdrücke anziehendes Metall-Glas-Chassis und bietet, auch nicht selbstverständlich, einen microSD-Slot zur Speichererweiterung. Der zuverlässige Fingerabdruckscanner an der Rückseite sei ebenfalls positiv hervorgehoben.

Bei der Software gibt es diverse Anpassungen für das Zweit-Display: Nutzt man das Gerät mit dem Zusatz-Display in der Hülle, kann dieses über einen Button am Home-Screen angesteuert werden. Im Grunde verhält es sich dabei wie ein zweiter Home-Screen, auf dem auch App-Verknüpfungen platziert und Anwendungen gestartet werden können. Auch das Verschieben von Apps von einem aufs andere Display wird auf Knopfdruck erledigt.

Stark angepasste Software
Ein Schönheitsfehler an LGs Software: Android 9 wurde naturgemäß sehr stark angepasst und mit LG-Apps angereichert. Dadurch gibt es manch Anwendung, die doppelt - einmal in der Google-, und einmal in der LG-Variante - an Bord ist. Unerwünschte LG-Apps lassen sich zwar deaktivieren, nicht aber deinstallieren. Durch die Anpassungen dürften Updates etwas länger auf sich warten lassen, als dies beispielsweise bei Android-One-Geräten, die direkt von Google mit Aktualisierungen versorgt werden, der Fall wäre.

Bei der Akkulaufzeit hinterlässt das V50 ThinQ ohne das Zusatz-Display in der Hülle einen guten Eindruck. Selbst Intensivnutzer sollten mit dem 4000-mAh-Akku durch den Tag kommen, sparsame Naturen holen durchaus auch zwei Tage Betrieb heraus. Mit dem Zweit-Display in der Hülle sieht die Sache allerdings ganz anders aus und Intensivnutzer werden schon am ersten Tag Schwierigkeiten bekommen und nachladen müssen.

Fazit: Das LG V50 ThinQ ist ein Smartphone-Experiment mit Funktionen, die wohl nur eine recht kleine Zielgruppe ansprechen. Vom 5G-Mobilfunk hat man heute noch nichts, kann also getrost zu vorhandenen 4G-Geräten - mit dem G8X hat LG auch ein 4G-Smartphone mit Dual-Screen-Hülle im Sortiment - greifen. Das Zweit-Display könnte bei Gamern und extremen Multi-Taskern zwar Anklang finden, ist in der Praxis aber Gift für Handling und Akkulaufzeit. Da helfen das tadellose Hauptdisplay, die hohe Rechenkraft und die gute Kamera auch nur bedingt: Das V50 ThinQ ist vorerst mehr Technikdemo denn alltagstauglicher Begleiter für die Hostentasche.

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