Schau genau!

Autoersatzteile: Billig-Schrott oder echt günstig?

Motor
19.07.2019 00:00

Wer blauäugig Ersatzteile fürs Auto günstig im Netz kauft, erhält oftmals keine hochwertigen Teile. Mit möglicherweise schlimmen Folgen. Hans-Georg Marmit, Kraftfahrzeug-Experte der Sachverständigen-Organisation KÜS, rät dazu, beim Kauf sehr kritisch und vorsichtig zu sein.

(Bild: kmm)

Die Schwierigkeit besteht darin, zwischen zulässigen und problematischen Teilen zu unterscheiden. Gerade im Netz sind viele Anbieter unterwegs, die minderwertige Ware verkaufen. Viele Käufer sind sich dessen aber nicht bewusst. Eigentlich weiß jeder, der Luxus-Handtaschen oder Luxus-Uhren für sehr kleines Geld erwirbt, dass es sich dabei um Fälschungen handelt. Mit solchen Käufen unterstützt man Produktpiraten und schädigt die Wirtschaft, aber auf die eigene Sicherheit haben diese Produkte keine Auswirkungen. Anders sieht es bei Autoteilen aus. Werden etwa „nachgemachte“ Bremsen, Felgen oder Stoßdämpfer erworben, kann dies zu im schlimmsten Fall zu schweren Unfällen führen. Die eigentlich neuen Bremsen können versagen, Räder oder Stoßdämpfer brechen. Deshalb sollte man beim Ersatzteilkauf auf ein paar Dinge achten.

Vor allem im Bereich der Legitimationsnachweise sollten Käufer sensibel sein. Gibt es für die sicherheitsrelevanten Bauteile eine Teilegenehmigung (Allgemeine Betriebserlaubnis, Allgemeine Bauartgenehmigung, EG-Teiletypgenehmigung oder ein Teilegutachten)? Wer hier unsicher ist, sollte einen Sachverständigen zu Rate ziehen. Liegt der angebotene Preis außerdem deutlich unter der sonst üblichen Preisspanne, gilt es vorsichtig zu sein. Auch wenn es banal klingt: Qualität hat ihren Preis. Hochwertige Fertigung mit entsprechenden Prüfzertifikaten über die Festigkeit und Betriebssicherheit kostet. Im Zweifelsfall sollte es heißen: Finger weg vom vermeintlichen Schnäppchen. Auch professionell wirkende Internetauftritte sind keine Gewähr dafür, dass es sich um seriöse Anbieter handelt.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich an Vertragshändler wenden. Viele Teilehersteller bieten Listen von Vertriebspartnern, bei denen man sich ziemlich sicher sein kann, dass dort nur die Originalprodukte gehandelt werden. Oft finden sich Übersichten entsprechender Händler auf den jeweiligen Internetseiten der Hersteller. Auch bei großen Handelsketten sollte man davon ausgehen können, dass hier keine gefälschten Produkte in Umlauf gebracht werden.

Im betrügerischen Online-Handel lassen sich außerdem Ungereimtheiten ausmachen, wenn man die dortige Produktbeschreibung mit der des Herstellers vergleicht.

Auch das Angebot einzelner Komponenten sollte Kunden skeptisch stimmen. Ein Hersteller wie etwa Brembo verkauft seine Bremsen zum Beispiel nur im Kit, also Scheiben und Bremssättel zusammen. Sollten nur Bremssättel angeboten werden, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um ein Originalprodukt.

Die Zeiten, dass gefälschte Produkte durch Rechtschreibfehler in der Betriebsanleitung auffielen, sind fast vorbei. Auch die Verpackungen werden oftmals täuschend echt nachgeahmt. Daher versehen einige Hersteller ihre Produkte mit Hologrammen, 2-D-Codes oder Prüfziffern. Allerdings schlafen auch hier die Fälscher nicht und imitieren diese Sicherheitsprüfungen. Einige Unternehmen versehen daher ihre Teile mit einer Prüfzahl zum Freirubbeln, die man dann im Internet oder über eine spezielle App abgleichen kann. Wird beim Online-Check die Zahl vom Hersteller als nicht gültig deklariert, handelt es sich ganz sicher um ein gefälschtes Produkt.

Wer sparen möchte, sollte mit seiner Werkstatt reden und Alternativen überlegen. Es muss auch in der Werkstatt nicht immer das teure Originalersatzteil sein. Statt des teuren Klimakompressors kann vielleicht auch ein gebrauchter eingebaut werden. Wichtig ist ganz einfach: Bei sicherheitsrelevanten Teilen keine schlechten Kompromisse eingehen.

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(Bild: kmm)



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