Die weiße Perle

Griechenlands fernab des Massentourismus

Reisen & Urlaub
06.05.2019 08:00
Souvlaki, Sirtaki, Sonne und strahlend weißer Sand – auf der Insel Lefkas finden Urlauber ein Griechenland wie aus dem Bilderbuch vor, dessen Seiten bis heute vom Massentourismus verschont geblieben sind.

Mit Sirtaki in den Ohren geht es dem Horizont entgegen. Ein kühles Mythos in der Hand, die Meeresbrise im Gesicht. Die „Christina“ tuckert vorbei an der berühmten Onassis-Insel Skorpios, Wellen rollen neben ihrem Bug her wie ein Schwarm Delfine. Sie lässt das kleine Eiland, heute Eigentum einer Oligarchen-Tochter und Treffpunkt internationaler Stars, unbeeindruckt links liegen und nimmt weiter Kurs auf das Meer. Ihr Ziel ist ein anderes. Dreimal wird sich der Anker des kleinen Charterbootes in den hellen Samtteppich des Meeres graben – für 20 Euro bringt die „Christina“ ihre Gäste bis vor die Haustüre der schönsten Naturbuchten. Sehnsuchtsorte wie diese finden Reisende auf Lefkas, der weißen Perle Griechenlands, wie „Sand am Meer“. Die 30.000-Einwohner-Insel verdankt ihren Namen nicht umsonst den strahlenden Traumstränden, die sich an die Klippen schmiegen wie die Perlen einer Kette.

Experte: „Perfekt für Griechenland-Kenner, die das Ursprüngliche suchen"
Egremni Beach, Agiofili Beach und Porto Katsiki – während hier Bikini- und Badehosenträger in der Hochsaison Seite an Seite brutzeln, muss man sich die türkisblaue Infinity-Badewanne außerhalb der Saison nur mit einer Handvoll Bootsreisenden teilen. Die Farbe des Meeres ist so leuchtend, dass man nur schwer seinen Blick abwenden kann. Hier auf Lefkas finden Urlauber ein perfektes Bilderbuch Griechenlands, dessen Seiten trotzdem noch nicht „abgegriffen“ sind. „Die Insel ist perfekt für Griechenland-Kenner, die das Ursprüngliche suchen“, weiß Reiseleiter Stefan Stremel. Ein Kleinod jener Ursprünglichkeit findet sich in der kleinen Ufertaverne der Familie Makis. Auf den weiß-blau gedeckten Tischen entlang der Hafenpromenade stapeln sich griechische Salate und Meeresköstlichkeiten. Der obligatorische Begrüßungs- und Abschiedsouzo gehört hier genauso zum guten Ton wie die herzliche Bedienung. Letztere sorgt dafür, dass Gäste nach einem langen Abend mit neuen Freunden nach Hause gehen. Um am nächsten Tag wiederzukommen

Lefkas Festlandbruder, die Region Epirus wartet für einen Tagesausflug mit griechischer Mythologie auf: Im Tal des heiligen Flusses Acheron – er gilt als Eingang zum Hades, der Unterwelt – atmet noch immer der Geist des Totenkults. Die Tempelruine Negromantia, einst mystisches Orakel, zog Pilger aus ganz Griechenland magisch an. Hinter den dicken Mauern ließen halluzinierende Priester im Schein der Kerzen kleine Marionetten tanzen, deren unheimlicher Schatten den Gläubigen etwas über ihre Vergangenheit oder ihre Zukunft deuten sollte. Manche von ihnen blieben sogar eine Mondperiode lang in dem antiken „Kurhotel“, um sich dort lebensgefährlichen „Reinigungs-Ritualen“ und Hungerdiäten zu unterziehen. Ja sogar Odysseus soll hier auf der Suche nach Rat „eingecheckt“ haben.

Olivenöl gehört zur kulinarischen Geschiche Griechenlands
Im nicht weit entfernten, bunten Terrassenstädtchen Parga weiht Ilias Liakris seine Besucher in die kulinarische Geschichte Griechenlands ein – dem Olivenöl. 600 Bäumchen nennt er sein Eigen, zehn davon sollen bereits zur Zeit der venezianischen Herrschaft im 17. Jahrhundert gestanden haben. Bei Verkostungen oder Führungen durch die alte Olivenmühle, heute ein Museum, erklärt Ilias, warum Olivenöl nicht gleich Olivenöl ist. „Es geht um die Qualität. Je weniger Säure, desto besser das Produkt!“ Was den Unterschied ausmacht, dürfen sich seine Zuhörer auf der Zunge zergehen lassen. Ilias beträufelt Weißbrot mit der gelbgrünen Essenz und reicht es seinen Gästen. Mit einer strengen Handbewegung betont er: „Ich würde schlechtes Olivenöl nicht einmal zum Frittieren verwenden!“

Auf Lefkas‘ Inselschwester Kefalonia, nur eine Fährenfahrt entfernt, liegt einer der schönsten Strände der Welt – der Myrtos Beach. Im Jahr 2000 nutzte ein Hollywood-Team die Traumkulisse der größten Ionischen Insel für den Filmdreh von „Corellis Mandoline“. Aber nicht nur auf den Stränden, sondern auch unter der Erde bietet Kefalonia so manches Highlight: Wer etwa an heißen Tagen ein wenig Abkühlung sucht, steigt hinunter zum unterirdischen See Melissani. Zum Preis von sieben Euro kutschiert Gondolieri Christos seine Gäste durch die 163 Meter lange Grotte. 15 Jahre lang arbeitet er bereits in der Tropfsteinhöhle. Hier trifft griechischer Charme auf das 21. Jahrhundert: Der bekannte singende Fährmann besitzt mittlerweile einen eigenen YouTube-Kanal. Und wenn Christos nicht gerade ein Lied auf den Lippen hat, berät er seine Gäste am liebsten, an welcher Stelle sie das beste Instagram-Foto mit ihrem Handy aufnehmen können.

 Alexandra Halouska, Kronen Zeitung

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