„Wie normale Firma“

Sex im Monatsabo: Snapchat-Girl packt aus

Digital
28.11.2018 13:53

Jodie Carnall arbeitet laut Eigendefinition als Snapchat Premium Girl. Ihren Bürojob hat sie gekündigt, heute lebt sie von schlüpfrigen Nachrichten im Internet. Gegen eine Monatsgebühr von bis zu 200 britischen Pfund sendet sie Männern explizites Material vom Striptease bis zum Pornovideo. Das ist lukrativ. Doch sie ist Gefangene zwischen zwei Welten: der Sex-Industrie und britischer Moral.

„Es ist im Grunde wie eine normale Firma“, sagt Carnall im Gespräch mit der britischen BBC. Sie sehe sich wie Künstler, die singen oder ihre Bilder verkaufen. „Ich verkaufe bloß Bilder und Videos von mir“, sagt die 26-jährige, sie sich selbst - ohne den Segen des Plattformbetreibers - als Snapchat Premium Girl bezeichnet.

Sex-Abos für 20 bis 200 britische Pfund
Carnalls Geschäftsmodell: Gegen eine Monatsgebühr von 20 bis 200 britischen Pfund (rund 22 bis 220 Euro) schickt sie derzeit etwa 40 Männern mehrmals pro Woche explizites Bildmaterial von sich auf das Smartphone. Mal ein neckisches Foto, mal einen Video-Striptease, mal explizite Pornographie. Die Arbeitszeiten sind flexibel. Rund 4000 Pfund wirft das am Ende des Monats ab. Bei dem Bürojob, dem sie zuvor nachging, war es nur ein Viertel.

Die Blondine geht ihrem neuen Beruf seit zwei Jahren nach, kam durch Zufall in dieses Geschäft. 2016 nahm sie an einer Dating-Show im Fernsehen teil, wenig später erhielt sie immer mehr Nachrichten alleinstehender Männer. Die erschienen ihr erst „gruselig“, waren aber auch Anstoß für ihre Geschäftsidee. Als sie sah, wie lukrativ Snapchat sein kann, kündigte sie ihren Bürojob und arbeitete fortan Vollzeit als Snapchat-Girl.

Pornographie auf Snapchat eigentlich verboten
Freunde hat sie sich damit nicht wirklich gemacht. Sie arbeitet in einer Grauzone. Snapchat stellt gegenüber der BBC klar: „Private Konten, die pornographische Inhalte verbreiten, sind ein absichtlicher Verstoß gegen unsere AGB. Wir entfernen solche Konten, wenn sie gemeldet werden.“

Doch Carnall wurde offensichtlich nicht gemeldet. Und vermutlich auch wenige andere Nutzer, Snapchat hat sich nämlich nach und nach einen Ruf erarbeitet. Vor allem junge User verwenden das Tool gern, um sich nach kurzer Zeit vermeintlich selbst zerstörende Nachrichten zu verschicken - oft durchaus pikante. Mit teils dramatischen Folgen vom Racheporno bis zur Erpressung. Gerne greifen auch Cyberkriminelle Material ab, um es für Sextortion-Kampagnen zu verwenden, bei denen sie Männern Nacktfotos herauslocken, um diese damit zu erpressen.

Trotz aller Risiken: Das Geschäft läuft gut beim Snapchat-Girl. Doch Carnall zahlt einen Preis für ihren Job. „Die Menschen nennen mich Schlampe und solche Dinge. Und das tut mir weh“, sagt sie. Im Halbstundentakt prasseln die Beschimpfungen auf sie ein. Doch sie seien unwahr. „Ich bin kein Escort-Girl. Mir wurden Tausende Pfund angeboten, wenn ich Männer treffe. Ich habe immer Nein gesagt!“

Da fühlst du dich ganz schön wertlos
Ihre Familie ist gegen ihren Beruf. Auch einen Freund hatte die hübsche Britin seit Monaten nicht. Dabei sehnt sie sich danach, trotz ihres Berufs als Frau mit normalen Bedürfnissen wahrgenommen zu werden. „Wenn Sex-Kommentare die einzige Aufmerksamkeit sind, die du als Frau bekommst, fühlst du dich ganz schön wertlos.“

Sicher sei der neue Job deutlich prickelnder als ihr alter Bürojob. Am Ende gesteht das Snapchat-Girl dann aber doch: „Ich weine manchmal. Es tut sehr weh, wenn du keine ehrlich nett gemeinte Aufmerksamkeit bekommst.“

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