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Devolo Magic: Mesh-WLAN mit Powerline-Rückgrat

Digital
06.01.2019 05:59

In der Netzwerkbranche ist heute das Wörtchen „Mesh“ in aller Munde. Gemeint ist Netzwerkinfrastruktur, die mit einheitlicher Software betrieben wird, miteinander „spricht“ und auch bei größeren Flächen für reibungslosen Empfang in jeder Ecke sorgen soll. Der deutsche Powerline-Spezialist Devolo schickt mit Magic nun eine eigene Lösung ins Rennen. Wir haben sie uns angesehen.

Powerline-Lösungen sind eine feine Sache, immerhin überbrücken sie bei Bedarf selbst größere Distanzen, die mittels WLAN nur schwer zu überbrücken wären. Der Grund: Als Backbone, also Anbindung an den Router, fungiert hier das Stromnetz. Dicke Wände, Aquarien oder andere WLAN-Störer sind dadurch kein Thema. Mit Powerline-Adaptern, die ihrerseits am Einsatzort wieder ein WLAN hochziehen, können also eigentlich unüberbrückbare Distanzen überwunden und auch sehr abgelegene Orte in der eigenen Behausung mit dem Internet verbunden werden.

Nun sind prinzipiell weder Powerline- noch Powerline-WLAN-Lösungen neu. Neu ist allerdings die Software, die Devolo auf seiner Magic-Reihe einsetzt. Sie sorgt dafür, dass die einzelnen Powerline-WLAN-Elemente miteinander kommunizieren, Daten stets über die schnellstmögliche Route ans Ziel lotsen und Clients - also die Geräte, die mit ihnen verbunden sind - bei nachlassendem Signal an ein Magic-Element mit besserem Empfang übergeben.

Flottes Gigabit-WLAN, Stromnetz als Backbone
Wir haben mit dem Magic 2 Multiroom-Kit ausprobiert, ob Magic hält, was Devolo verspricht. Die nackten Zahlen verheißen dabei schon einmal Gutes. Die beiden WLAN-Zugangspunkte im Set bieten bis zu 2400 Megabit pro Sekunde schnelles Gigabit-WLAN am 5-Gigahertz-Band, können aber ältere WLAN-Geräte auch am 2,4-Gigahertz-Band ansteuern. RJ45-Dosen an den Zugangspunkten bieten Spielkonsolen oder anderen Geräten eine latenzarme und schnelle Anbindung an den Router, eine durchgeschleifte Steckdose sorgt dafür, dass durch Magic keine Wandsteckdose blockiert wird.

Die Installation gestaltet sich ziemlich einfach. Das Devolo-Kit auspacken und in der korrekten Reihenfolge in die Steckdose stecken. Zuerst erfolgt das mit den Satelliten, die eine verschlüsselte Verbindung zueinander aufbauen. Im Anschluss wird das Powerline-Modul mit Access Points und Router verbunden. Die Verbindung zum Router erfolgt dabei via RJ45-Netzwerkkabel, mit den Zugangspunkten verbindet sich das Modul über das Stromnetz. Sind alle Magic-Komponenten miteinander verbunden, gilt es noch, die Mesh-Zugangspunkte über WPS mit den WLAN-Kenndaten des Routers zu versorgen, damit diese überall im Haus ein zusammenhängendes WLAN-Netz mit gleichem Namen und gleichen Zugangsdaten aufbauen können.

WPS-Verbindung erst nach mehreren Versuchen
Hier brauchten wir im Test ein paar Anläufe - und fanden das Haar in Devolos Magic-Suppe. Denn während das Multiroom-Kit intern - also bei Accesspoints und Powerline-Modul - dank einheitlicher Software reibungslos zusammenarbeitet, machte es beim Versuch Faxen, die WLAN-Einstellungen des Routers - ein LTE-Würfel eines großen Providers - zu übernehmen. Dass der eben nicht mit der einheitlichen Magic-Software lief, dürfte mit ein Grund für diese Komplikationen gewesen sein. Nach einigen misslungenen Versuchen gelang es uns schließlich, Magic und Router über WPS zu verbinden. Die Zugangspunkte nimmt man nun einfach an sich und steckt sie dort im Haus in eine Steckdose, wo es an WLAN-Empfang mangelt.

Im Test zog Magic in diesen Bereichen prompt eine stabile WLAN-Verbindung hoch, die dank reichweitenstarkem 5-Gigahertz-WLAN weit genug reichen sollte, um auch größere Funklöcher zu schließen. Geräte mit den Zugangspunkten zu verbinden gestaltete sich einfach - immerhin wurden ja die bekannten Zugangsdaten des Routers verwendet.

Probleme mit „Sticky Clients“
Nicht so gut wie erhofft klappte allerdings die Übergabe der Clients, wenn diese sich von einem Zugangspunkt in Richtung des anderen bewegten. Oder wenn diese zuerst mit dem Router verbunden waren und sich in Richtung eines von Magic eigentlich abgedeckten Funklochs bewegten. In solchen Situationen beobachteten wir das, was Netzwerk-Admins „Sticky Clients“ nennen, also Netzwerkgeräte, die trotz vorhandenem ausreichend starkem WLAN-Netz mit einem bereits viel zu schwachen und weit entfernten WLAN gleichen Namens verbunden blieben. Das An- und Abschalten der WLAN-Verbindung am Mobilgerät behob das Problem zwar in aller Regel. Prinzipiell sollte es mit einer Mesh-Lösung aber gar nicht zu einer Problematik mit Sticky Clients kommen.

Unsere Vermutung: Möglicherweise trägt der Umstand, dass am Router und den Magic-Zugangspunkten nicht durchgängig kompatible Software läuft, zu diesem Verhalten bei. Während die beiden Magic-Accesspoints einander durchaus mitteilen können, welcher Client bei welchem Zugangspunkt gerade wie viel Empfang hat und die Clients so im Bedarfsfall auch geordnet übergeben können, ist dies beim nicht ins Mesh-System eingegliederten Router nicht der Fall. Und da er mangels kompatibler Software nicht weiß, dass er ein Gerät an empfangsstärkere Magic-Infrastruktur weitergeben könnte, tut er es auch nicht. Bei Devolo ist man sich der Problematik bewusst und hofft, mit den Routerherstellern eine Lösung zu finden, wurde uns mitgeteilt.

Sicher, man könnte das Router-WLAN deaktivieren und ausschließlich auf Magic-Zugangspunkte im ganzen Haus setzen. Aber so verschenkt man Potenzial, immerhin könnte der Router seine direkte Umgebung nun wirklich selbst versorgen …

Der Router spricht eine andere Sprache
Hier wird der Devolo-Lösung ein wenig zum Verhängnis, dass man zwar reichlich Erfahrung mit Powerline- und WLAN-Repeater-Lösungen hat, aber keine eigenen Router herstellt. Andere Anbieter, die alle potenziell in einem Netzwerk vorhandenen Komponenten aus einer Hand liefern und dem entsprechend auch am Router die passende Software installieren können, haben hier einen Vorteil.

Ebenfalls schade: Devolos Magic-Reihe ist nicht mit früheren Powerline-Lösungen des Unternehmens kompatibel. Sie können höchstens parallel genutzt werden, was aber die Gefahr birgt, dass sie sich gegenseitig stören. Wer bereits Powerline-Geräte im Haushalt hat und diese ins Magic-Mesh holen will, muss mit teuren Neuanschaffungen rechnen. Aktualisierungen, um ältere Komponenten ins Mesh-WLAN einzugliedern, will man nur für eine Handvoll Geräte anbieten.

Das ist doppelt schade, weil Magic ansonsten eine durchdachte Lösung ist, die selbst in Häusern mit besonders gut abgeschirmten Wänden oder anderen WLAN-Hindernissen dank Powerline zuverlässig ein Internetsignal in sonst nicht abgedeckte Winkel bringt. Die einzelnen Komponenten sind sauber verarbeitet, unaufdringlich gestaltet und gefallen damit, durch ihre integrierte Steckdose keine solche an der Wand wegzunehmen.

Fazit: Devolo hat viel Erfahrung im Powerline-Geschäft, was sich in der weitgehend unkomplizierten Einrichtung und stabilen Verbindungen über das Stromnetz zeigt. Die Accesspoints des Magic-Sets nutzen das stabile Netzwerk aus der Steckdose, um ein flottes WLAN mit hoher Reichweite aufzuziehen. Leider hat uns ausgerechnet der Mesh-Aspekt bei Magic nicht hundertprozentig überzeugen können. Denn was nutzten Mesh-Netzwerkkomponenten, die sich miteinander absprechen, wenn ausgerechnet die zentrale Komponente Router eine andere Sprache spricht?

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