Schüssel-Erlebnis

Brilliance BS4 versagt auf der ganzen Linie

Motor
26.03.2009 11:11
Hauptsache billig! China-Autos drängen auf den europäischen Markt – und gefährden Gesundheit und Leben aller, die sich reinsetzen. Bei einem aktuellen ÖAMTC-Crashtest ist der neue Brilliance BS4 mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Nach der neuen EuroNCAP-Norm, die seit Februar 2009 gültig ist, erhält das chinesische Mittelklassemodell nicht einen einzigen Stern! Die Hauptkritik der Tester: Beim Frontalaufprall mit Tempo 64 km/h droht die Fahrgastzelle zu kollabieren. Damit entspricht der Mittelklassewagen aus China etwa dem technischen Stand gegen Ende der 90er Jahre.

Der Grund für den fehlenden Sternenglanz liegt im neuen Ratingverfahren, bei dem strengere Maßstäbe angelegt werden. Neben der Insassensicherheit, dem Schutz von Kindern und der Fußgängersicherheit, werden jetzt auch Assistenzsysteme in die Wertung aufgenommen und zu einer Gesamtbewertung zusammengefasst. Da weder ESP, noch Gurtwarner und Geschwindigkeitsbegrenzer erhältlich sind, bekommt der BS4 im neuen Ratingverfahren null Sterne. 

Leicht verbessert, aber noch immer schlecht
Gegenüber seinem größeren BruderBS6, den der ÖAMTC 2007 noch nach dem alten Verfahren testete, hat sich der neue Brilliance verbessert und hätte drei Sterne erreicht. Trotzdem ist der BS4 noch weit entfernt vom derzeitigen Sicherheitsstandard. Das Bodenblech im Fahrerfußraum reißt beim Frontalcrash auf. Die Armaturentafel dringt in den Innenraum ein. Scharfkantige Blechteile, die sich unterhalb der Armatur befinden, sind nicht abgedeckt oder gepolstert. Somit stellen sie ein hohes Risiko für Knie und Oberschenkel des Fahrers dar. Kupplungs- und Bremspedal werden zu Spießen. Auch das Lenkrad des Chinaautos ist eine Gefahr: Durch den nicht optimal positionierten Airbag gefährdet es nicht nur den Brustbereich, auch der Fahrerkopf durchschlägt das vermeintlich schützende Polster und trifft auf das Steuer. Beim Seitencrash sieht es besser aus: Die stabile Türsäule verhindert ein Eindringen der Stoßbarriere. Der große Seitenairbag schützt Rippen und Kopf recht gut. Der Bauchbereich ist allerdings ungeschützt. Dies birgt ein erhöhtes Verletzungsrisiko.

Gurte zu kurz - schwere Mängel bei der Kindersicherheit
Auch bei der Kindersicherheit entspricht der Brilliance BS4 noch lange nicht europäischen Standards. Zwar erreicht das China-Auto 35 von 49 möglichen Punkten und drei Sterne für Kindersicherheit, die Punkte stammen aber hauptsächlich von den beim Crashtest verwendeten Kindersitzen. Bei der Bewertung der Kindersicherheit am Fahrzeug gibt es hingegen zahlreiche Mängel. So erfüllen die Gurte nicht die europäischen Einbauanforderungen, weshalb für ein eineinhalbjähriges Kind keine Babyschale verwendet werden kann. Die Gurtlänge für eine rückwärtsgerichtete Babyschale ist nur auf dem mittleren Sitzplatz hinten und auf dem Beifahrersitz ausreichend, auf Letzterem aber nicht erlaubt, weil sich der Beifahrerairbag nicht abschalten lässt. Auch die Warnhinweise sind völlig unzureichend. 

ESP gibt's auch gegen Aufpreis nicht 
Bei der aktiven Sicherheit hat der Brilliance BS4 ebenfalls noch einiges aufzuholen. So ist ESP (elektronisches Stabilitätsprogramm, das Schleuderunfälle um bis zu 80 Prozent reduzieren kann) in Europa ab 2011 für Neuwagen verpflichtend vorgeschrieben. Beim Brilliance BS4 wird ESP nicht einmal als Sonderausstattung angeboten. Der Brilliance BS4 erfüllt mit seinen Sicherheitsstandards gerade mal die gesetzlichen Mindestanforderungen in Europa.

Der Brilliance BS4 soll im Herbst auf den österreichischen Markt kommen. In Deutschland wird er derzeit für ca. 16.000 Euro angeboten.

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