Nach Bankverkauf

Auch Volksbank nimmt Staatshilfe in Anspruch

Österreich
07.11.2008 13:05
Die Volksbank AG, die gerade ihre Mehrheit an der problembeladenen Kommunalkredit um einen Euro an den Staat abtreten musste, holt sich nun selber staatliche Kapitalunterstützung. Wie viel der österreichische Staat zur Eigenkapitalstärkung des heimischen Volksbanken-Spitzeninstituts beisteuert, ist noch offen.

"Die Volksbank AG hat sich dazu entschlossen, ihr Kernkapital um bis zu 1 Milliarde Euro aufzustocken", teilte die Bank am späten Donnerstagnachmittag mit. Das werde in zwei Schritten passieren: Zum einen werde es zu einer Kapitalerhöhung durch die Eigentümer (58,2 Prozent österreichische Volksbanken, 25 Prozent deutsche DZ-Bank, 10,0 Prozent Victoria Gruppe, 6,1 Prozent RZB und 0,7 Prozent Streubesitz) kommen. Zum anderen werde "die Möglichkeit des Finanzmarktstabilitätsgesetzes in Anspruch" genommen werden. In welchem Verhältnis Eigentümer und Bund zur Stärkung der Eigenkapitalbasis beitragen, solle in den nächsten Wochen beschlossen werden.

Dei der Eigenkapitalstärkung geht es laut Insiderinformationen vorrangig um sogenanntes Partizipationskapital. Demnach würde die Bank "PS-Kapital" emittieren, und die Republik könnte jene Quote zeichnen, die aus dem Kreis der Aktionäre - primär Volksbanken - nicht übernommen würde. Man bemühe sich aber, so viel Kapital wie möglich durch die Aktionäre aufzubringen. Partizipationsscheine sind eine Weiterentwicklung der früheren Stillen Beteiligung. Mit PS-Kapital sind keine Stimmrechte im Unternehmen verbunden. Auch bei der Staatshilfe für die Erste Bank geht es um PS-Kapital.

Anpassung der Kapitalquote "unerlässlich"
Eine Anpassung der Kapitalquote sei "in der aktuellen Zeit nahezu unerlässlich", weil alle großen Banken in Europa ihr Eigenkapital mit Staatshilfe stärkten. Das erklärte der Chef der Volksbank AG, Franz Pinkl, in einer Aussendung, in der er den Entschluss zur bevorstehenden milliardenschweren Eigenkapitalbeschaffung aus Mitteln der Eigentümer und des Staates erläuterte.

In Großbritannien müssten die Banken ihr Kernkapital nun auf 9 Prozent aufstocken, in anderen europäischen Ländern würden ähnliche Regelungen überlegt. Auch die Erste Bank habe sich bereits via Republik zusätzliches Geld geholt, andere heimische Großbanken hätten ähnliche Überlegungen.

"Wir können und wollen uns dieser Entwicklung nicht verschließen", so Pinkl. Nach seinen Worten hat die Volksbank AG bereits eine "sehr solide Kapitalbasis". Man werde sie aber an die neuen Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs "anpassen".

Kommunalkredit kostete Volksbank 400 Millionen
Seit dem Beschluss zur Verstaatlichung der Kommunalkredit, der die ÖVAG noch Kapital nachschießen muss, war davon ausgegangen worden, dass auch die Volksbank AG selber Staatsgeld in Anspruch nehmen müssen wird. Die Bank muss für die Kommunalkredit angeblich rund 400 Mio. Euro abschreiben. Über die tatsächlichen Abschreibungsbelastungen für die Kommunalkredit-Beteiligung oder auch das Island-Obligo der Volksbank-Gruppe hat es bisher keine offiziellen Angaben gegeben.

Am Montag war nach fast zwei Wochen dauernden Verhandlungen fixiert worden, dass der Staat für zwei Euro die Kommunalkredit - achtgrößte Bank des Landes - zu 99,78 Prozent übernimmt. Zugleich gab es die Zusage, einen "niedrigen dreistelligen Millionenbetrag" zuzuschießen und mit Haftungen für ausreichend Liquidität zu sorgen. In diesem Deal gibt die ÖVAG ihre 50,78 Prozent und die belgisch-französische Dexia ihre 49 Prozent um je einen Euro an den Staat ab. Zur Kapitalstärkung bei der Kommunalkredit mussten die Alteigentümer ÖVAG und Dexia unbesicherte Obligi in PS-Kapital umwandeln.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt