Zurück in die Türkei

Fünf Tage vor der Hochzeit abgeschoben

Steiermark
17.10.2008 10:57
Fünf Tage vor einer geplanten Hochzeit in Graz ist die Polizei gekommen und hat den Bräutigam abgeführt. Am Tag darauf saß er im Flugzeug - abgeschoben in die Türkei. "Ökonomischen Unsinn" nennt es Anwalt Franz Unterassinger nüchtern. Für seine Klientin, die Braut, ist es "seelische Grausamkeit". Unterm Strich bleibt eine Asylgeschichte, die den Steuerzahler unnötig viel Geld kostet.

Die Grazerin Brigitte B. ist 46 Jahre alt und fünffache Mutter, der Türke Haci A. ist 28. "Es ist wirklich echte Liebe, die die beiden vereint", sagt Anwalt Franz Unterassinger, von Berufs wegen eher ein sachlicher und kein romantisch orientierter Mensch.

"Wir wussten, dass wir zurück müssen"
Man hat sich im Urlaub in der Türkei kennen gelernt, er, ein Kurde, kam nach Graz - als Asylwerber. Viele Ansuchen, viel Papierkram - kein Ergebnis. "Wir haben gewusst, dass wir gemeinsam zurück in die Türkei und dort auf die Erledigung des Visa-Ansuchens warten müssen", sagt Brigitte B.. "Aber wir wollten vorher noch in Graz standesamtlich heiraten." Der Termin stand bereits fest: Kommender Samstag, 10.30 Uhr. Das Standesamt informierte pflichtgemäß die zuständige Behörde. Resultat: Montag früh kam die Polizei und nahm den Bräutigam mit - am Dienstag saß er bereits im Flugzeug Richtung Türkei.

"Die beiden wären auf eigene Kosten geflogen"
"Ein ökonomischer Unsinn", sagt Anwalt Franz Unterassinger. "Die beiden wären ohnehin nächste Woche auf eigene Kosten dorthin geflogen. Das hat man offiziell gewusst. Den Ablauf hätte man mit Hilfe der türkischen Behörden natürlich überwachen können!" Und: "Im Verfahren um die Aufenthaltsgenehmigung des Bräutigams macht es absolut keinen Unterschied, ob die beiden hier oder in der Türkei heiraten - jetzt tun sie es eben dort. Nur unser Staat zahlt halt einen unnötigen Flug."

"Habe mich so auf die Hochzeit gefreut"
Für Brigitte B. geht es aber um viel mehr: "Ich habe mich so auf die Hochzeit in Graz gefreut. Da wären meine Familie und alle Leute dabei gewesen, die uns mögen. Alles andere wäre später ohnehin ordnungsgemäß erledigt worden." Stattdessen kam das "behördliche Hochzeitsgeschenk": Abführen und Abschieben!

Vielleicht war es rechtens - wirtschaftlich klug und menschlich war diese Ho-Ruck-Aktion des Amtsschimmels in diesem Fall aber sicher nicht.

von Werner Kopacka, "Steirerkrone"

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