Tops und Flops

Die Höhe- und Tiefpunkte der EURO

Fußball
01.07.2008 12:42
Ein würdiger Europameister, viel Offensivfußball, beherzt kämpfende Teams und hervorragende Stimmung in Fanzonen und Stadien - das sind die Highlights der EURO 2008. Flops hat es natürlich auch gegeben. Dazu gehört leider auch das österreichische Team, das über die Vorrunde nicht hinauskam. Aber auch Co-Gastgeber Schweiz und Titelverteidiger Griechenland ging es nicht viel besser...

TOPS

Tiki-Taca:
24 Jahre mussten die Spanier auf einen Finaleinzug bei einem großen Turnier warten. In entscheidenden Turnierphasen hatte ihnen schon das Image der Versager angehaftet, ehe der "Weise von Hortaleza" kam. Luis Aragones formte eine junge Mannschaft, die mit ihrem "Tiki-Taca", dem blitzschnellen und perfekten Kurzpass-spiel, zum Erfolg kam. Silva, Xavi, Iniesta oder Fabregas spielten vor allem in der zweiten Hälfte des halbfinales gegen Russland Tiki-Taca in Vollendung. Dahinter hielt ihnen mit Marcos Senna wohl der stärkste defensive Mittelfeldspieler der EM den Rücken frei.

Russland:
Andrej Arschawin, Roman Pawljutschenko und die anderen Jungstars der "Sbornaja" spielten zeitweise einen atemberaubenden Fußball und bewiesen, dass der UEFA-Cup-Sieg von Zenit St. Petersburg keine Eintagsfliege war. Russland ist auch im Fußball ein längst erwachtes Riesenreich mit enormen finanziellen Möglichkeiten. Der niederländische Trainer-Import Guus Hiddink gab den Ballzauberern aus dem Land des Eishockey-Weltmeisters den letzten Kick, auch wenn es nicht fürs Finale reichte. "Die Zukunft gehört uns", prophezeite nicht nur die Zeitung "Sport-Express".

Türkische Spätzünder:
Dreimal war für die Türkei die Uhr eigentlich schon abgelaufen, aber dreimal schlug die Mannschaft von Fatih Terim in der Schlussphase zurück: Beim 2:1 gegen die Schweiz, beim fulminanten 3:2 gegen Tschechien und in der Verlängerung beim Sieg im Elfmeterschießen gegen Kroatien. Auch im Halbfinale gegen Deutschland bewiesen die Türken einen langen Atem, auch wenn das 2:2 in der 86. Minute nichts mehr nutzte. Am Ende verloren die Türken selbst durch ein Last-Minute-Tor von Philipp Lahm.

Fairplay:
Hart, aber auch herzlich ging es auf dem Rasen zu. Es gab fast keine brutalen, gesundheitsgefährdende Fouls, kaum Rudelbildungen und keine Revancheattacken. Bis zum Finale zückten die Schiedsrichter nur drei Rote Karten. Die einzige Gelb-Rote Karte wurde zurückgenommen.

Stimmung:
Volksfeststimmung herrschte in den Stadien und meist auch in den Austragungsstätten. Die Hymnen der gegnerischen Mannschaft wurden nicht ausgepfiffen, Randale gab es nur ganz selten und wurden im Fall des Falles von der Polizei rasch und effektiv beendet.

Tempofußball:
Noch nie war bei einem internationalen Turnier so viel Tempo im Spiel. Die Profis laufen und laufen und laufen - häufig über 10 Kilometer in 90 Minuten. Eine "unglaubliche Mischung aus Dynamik und hohem technischen Standard" sah auch der Schotte Andy Roxburgh, der technische Direktor der UEFA. Fernsehaufzeichnungen aus den 70er und 80er Jahren sehen dagegen wie Zeitlupen aus.

FLOPS

Titelträger:
Europameister Griechenland kam mit derselben, extremen Defensivtaktik wie beim Sensationserfolg in Portugal 2004 nach Österreich, diesmal gesellte sich zur unattraktiven Spielweise aber auch Erfolglosigkeit. Als einzige Mannschaft blieb der Titelverteidiger ohne Punkt. Nur knapp besser schnitt der Vize-Weltmeister ab. Frankreich holte einen einzigen Punkt und wies mit 1:6 Toren die schlechteste Tordifferenz auf. Weltmeister Italien stieg gerade noch in das Viertelfinale auf, versuchte sich dort aber vergeblich ins Halbfinale zu "mauern" und schied nach Elfmeterschießen gegen Spanien aus. Auch für Vize-Europameister Portugal kam im Viertelfinale das Aus.

Cristiano Ronaldo:
Als designierter Superstar war der Flügelflitzer von Manchester United zur EM gekommen. Für den englischen Meister und Champions-League-Sieger hatte Ronaldo 42 Saisontore erzielt, für Portugal bei der EURO aber nur ein einziges. Nur selten waren seine gefürchteten Flankenläufe zu sehen, bei der Viertelfinal-Niederlage gegen Deutschland wurde er sogar komplett abgemeldet.

Peter Ceh:
Das überdimensionale Abbild des tschechischen Torhüters mit den acht Armen auf dem Wiener Riesenrad scheint unbezwingbar, in Genf sah die Realität aber ganz anders aus. Der Startorhüter von Chelsea produzierte den größten und folgenschwersten Patzer der EM: Im entscheidenden Gruppenspielen gegen die Türkei ließ er in der 87. Minute eine harmlose Flanke fallen, Nihat nahm des Geschenk an, traf zum 2:2 und zwei Minuten später zum 3:2-Endstand. Dass der griechische Schlussmann Antonis Nikopolidis und der türkische Ersatztorhüter Rüstü Recber ebenfalls patzten, kam dagegen weniger überraschend.

Wetter:
Die EM begann verregnet, ehe die Sonne im Turnierverlauf doch noch herauskam. "Wir werden einen Regentanz in unser tägliches Programm aufnehmen, damit es besser wird", sagte Turnierdirektor Christian Mutschler zum Wetter in der Gruppenphase. Der regnerische Höhepunkt:Die Partie Schweiz - Türkei in Basel, die in der ersten Hälfte zu einer Wasserschlacht ausartete. Nach dem Spiel musste der Rasen komplett ausgetauscht werden. Beid er Halbfinal-Partie Deutschland-Türkei musste die Fanzone in Wien wegen eines heftigen Unwetters in der zweiten Hälfte geräumt werden.

TV-Signal:
Erstmals in der EM-Geschichte war der Veranstalter UEFA durch seine Tochter UEFA Media Technology SA auch für das weltweite TV-Signal zuständig - und erlebte während des Halbfinales Deutschland-Türkei eine schwarze Stunde. Ein technisches Problem führte zu einem zweitweisen Totalausfall der Satellitenübertragung. Da die Sender verpflichtet waren, die offiziellen Bilder zu übernehmen, herrschte fast weltweit Mattscheibe. Nur das Schweizer Fernsehen SF1 (wegen einer Glasfaser-Direktverbindung aus dem Stadion in Basel) und der arabische Nachrichtensender Al Jazeera waren davon nicht betroffen. Kritik hagelte es zudem dafür, dass die UEFA-Regisseure Flitzer und bengalische Feuer ausblendete.

Gastgeber-Teams:
Die Nationalteams von Österreich und der Schweiz zeigten zwar ansprechenden, aber erfolglosen Fußball. Während die Schweizer bereits nach zwei Gruppenspielen aus dem Rennen waren, holte das ÖFB-Team nur einen Punkt gegen Polen. 30 Jahre nach Cordoba war das "Wunder von Wien" im Entscheidungsspiel gegen Deutschland ausgeblieben. Damit überstand erstmals in der EM-Geschichte kein Gastgeber die Gruppenphase. Angesichts der niedrigen Erwartungen, die im Vorfeld geherrscht hatten, wurde das Auftreten des Teams in Österreich aber großteils positiv bewertet.

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(Bild: KMM)
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