Nach 225 Tagen

Knalleffekt: Seisenbacher in der Ukraine verhaftet

Sport
01.08.2017 20:09

225 Tage lang fehlte von Peter Seisenbacher jede Spur - nun klickten für den ehemaligen Star-Judoka die Handschellen. Der wegen sexuellen Missbrauchs verdächtige Wiener hatte sich in einer kleinen Wohnung in der ukrainischen Hauptstadt Kiew versteckt gehalten.

Der tiefe Fall einer ehemaligen Sport-Ikone: Nur in Unterhose bekleidet sitzt der Doppelolympiasieger auf der Couch - gefesselt mit Handschellen in einer kleinen, schäbigen Wohnung mitten in Kiew. Exakt 225 Tage lang hatte sich der Wiener erfolgreich vor Österreichs Justiz verstecken können.

Wie ausführlich berichtet, steht der 57-Jährige unter dringendem Verdacht, im Zuge seine Trainertätigkeiten mindestens drei minderjährige Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Seit dem für 19. Dezember 2016 angesetzten Gerichtstermin war er auf der Flucht. Nun ging der weltweit gesuchte ehemalige Spitzensportler den heimischen Zielfahndern des Bundeskriminalamts ins Netz (siehe Video oben).

Zugriff mit Sondereinheit
Während in den vergangenen Monaten immer wieder unterschiedlichste Gerüchte um seinen angeblichen Aufenthaltsort die Runde machten, hatten die Ermittlungsexperten die wahre Fährte bereits aufgenommen. Die Spuren in Richtung Ukraine wurden immer konkreter.

Bis es Dienstagmittag dann so weit war: Mit Unterstützung der Polizei-Sondereinheit von Kiew schlugen die extra angereisten österreichischen Zielfahnder mitten in Kiew zu - und legten dem Doppel-Olympiasieger Handschellen an.

Zahlreiche Handys sichergestellt
Sichtlich überrascht ob des unerwarteten "Besuchs" ließ sich der Wiener widerstandslos verhaften. In seiner Wohnung wurden zudem zahlreiche Handys sowie SIM-Karten sichergestellt. Auf Kommunikation hatte der 57-Jährige offenbar nicht verzichten wollen. Mit wem er telefoniert hat und wer ihn über all die Monate hinweg gedeckt bzw. unterstützt hat, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen.

Sobotka dankt für "vorbildlichen Einsatz"
Fest steht aber: Seisenbacher wird sich jetzt vor der österreichischen Justiz verantworten müssen. Das Auslieferungsverfahren läuft. "Ich bedanke mich bei den Beamten unseres Bundeskriminalamts für die hervorragende Arbeit und den vorbildlichen Einsatz", lobte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) gegenüber der "Krone". Dieser Fall zeige einmal mehr, "wie wichtig die internationale, grenzüberschreitende Vernetzung bei der Arbeit der Polizei ist", so Sobotka.

Daten und Fakten
Geboren am 25. März 1960 in Wien, sorgte Peter Seisenbacher 24 Jahre später bei den Olympischen Spielen in Los Angeles mit der Judo-Goldmedaille erstmals für Furore. Ein Jahr später, 1985, holte er sich in Seoul auch den WM-Titel. 1986 folgte EM-Gold. Endgültig in die Geschichte ging Seisenbacher 1988 ein: Als erstem Judoka überhaupt gelang dem Österreicher die erfolgreiche Titelverteidigung bei Olympia.

Auch nach seiner aktiven Karriere blieb Seisenbacher dem Sport treu: als Trainer des österreichischen Judoverbandes, Präsident des Wiener Landesverbandes und später als Coach der georgischen sowie aserbaidschanischen Nationalmannschaft. 2014 kamen dann erstmals Missbrauchsvorwürfe auf - zwei Jahre später wurde Anklage erhoben.

Klaus Loibnegger, Kronen Zeitung/red

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(Bild: KMM)



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