USB-C statt 3,5 mm

Wieso die Industrie die Audioklinke loswerden will

Elektronik
18.08.2016 10:45

Den Smartphone-Nutzern droht ein Standardkrieg, nach dem sie nicht gefragt haben: Die IT-Industrie will den altbewährten 3,5-Millimeter-Audioanschluss durch USB-C ersetzen. Laut den Herstellern, weil der digitale Anschluss besseren Klang, neue Features und dünnere Handys gestattet. Doch nicht alle Elektroniknutzer wollen den neuen Anschluss auch.

Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche über die schleichende Abschaffung der Audioklinke. Apple soll bei seinem iPhone 7 darauf verzichten und stattdessen kabellose Kopfhörer beilegen, in China gibt es bereits erste Smartphones ohne 3,5-Millimeter-Klinke und mit dem keine sechs Millimeter dünnen Lenovo Moto Z kommt in wenigen Wochen auch eines der ersten Android-Smartphones eines großen Herstellers ohne Audio-Anschluss auf den Markt.

Intel preist USB-C-Vorteile an
Aber warum will die Industrie den Anschluss loswerden? Intel hat auf seiner Entwicklermesse Intel Developer Forum in San Francisco einige Gründe genannt, die gegen den alten Anschluss und für USB-C als Audiostandard sprechen.

Der Chipkonzern lockt laut "PC World" mit besserer Klangqualität bei günstigen Kopfhörern, weil man über den USB-C-Anschluss Klangverbesserungstechnologien anbieten könne, die am Klinkenanschluss nicht möglich seien. Außerdem biete USB-C laut "The Verge" die Möglichkeit, Kopfhörer mit medizinischen Sensoren zu spicken und Körperfunktionen zu überwachen. USB-C eigne sich überdies nicht nur zur Übertragung von Audiosignalen, sondern auch für Video.

Freilich: Dass die Hardware-Hersteller so erpicht auf USB-C sind, hat noch andere Gründe als Audioqualität und Kopfhörer-Features. Die analogen Audio-Bauteile in aktuellen Smartphones sind teuer und brauchen viel Platz, den man bei Nutzung digitaler Audio-Chips einsparen könnte. Außerdem bietet USB-C die Möglichkeit, den Kopierschutz HDCP einzusetzen, was vor allem die Musikindustrie freuen dürfte.

Stromverbrauch laut Intel kaum höher
Befürchtungen, USB-C und die damit verbundenen digitalen Audiochips könnten den Stromhunger von Smartphones in die Höhe treiben, zerstreut Intel. Neue Stromspar-Funktionen - etwa die automatische Abschaltung von Mikrofonen, wenn diese nicht gebraucht werden - sollen dafür sorgen, dass das Handy beim Musikhören via USB-C ebenso lang durchhält wie mit der 3,5-Millimeter-Klinke.

Nutzer skeptisch: Adapter muss immer mit
Freilich: Der Stromverbrauch ist nicht die größte Sorge vieler Smartphone-Nutzer, die USB-C als Ersatz für die Audioklinke skeptisch gegenüberstehen. Ihnen geht es vielfach eher darum, dass ihre vorhandenen - womöglich sündhaft teuren - Kopfhörer nicht an den neuen Anschluss passen.

Klar lässt sich dieses Problem mit Adaptern lösen, wie Lenovo sie dem Moto Z beilegen will, den nötigen Adapter muss der Besitzer eines Smartphones ohne 3,5-Millimeter-Klinke aber immer mitführen - ganz ähnlich wie es bei vielen Multimedia-Handys vor dem Smartphone-Zeitalter üblich war.

Da ist es kein Wunder, dass sich im Netz bereits Widerstand gegen die Pläne der Industrie formiert. Schon vor einigen Wochen haben Internetnutzer eine Petition ins Leben gerufen, in der sie von Apple fordern, den altbewährten Audioanschluss beim nächsten iPhone beizubehalten.

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