"Ankick" zur Wahl

Häupl schwor SPÖ auf Match gegen FPÖ ein

Österreich
10.09.2015 20:28
Beim Wahlkampfauftakt der SPÖ am Donnerstagabend hat Bürgermeister Michael Häupl einen klaren Hauptgegner für die bevorstehende Wien-Wahl im Oktober ausgemacht: In der voll gefüllten Halle A der Messe Wien schwor er seine "Mannschaft" in fußballaffinem Ambiente auf das Match gegen die FPÖ ein. Der grüne Koalitionspartner wurde hingegen nicht erwähnt - weder im Positiven noch im Negativen.

Von Leuchtstäben über die Welle bis zum Begrüßungskomitee in Trikots: Der rote Auftakt war perfekt durchkomponiert. Bundeskanzler Werner Faymann - zunächst nicht auf der Liste der Redner - und Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler wärmten 2.500 Funktionäre für den "Mannschaftskapitän" Häupl auf. Dieser widmete sich zunächst einem Thema, das "sogar noch wichtiger" sei als der Wahlkampf - nämlich der aktuellen Flüchtlingsfrage.

"Charakter, Haltung, Humanität wählen oder Hass"
"
Das ist nicht das Thema, das wir uns gewünscht haben, aber es ist wichtiger als ein Wahlkampf, dass man Menschen, die um ihr Leben laufen, bei uns aufnimmt und ihnen hilft", sagte Häupl am Beginn seiner etwa 60-minütigen Rede. "Am 11. Oktober kann man Charakter, Haltung, Humanität und Grundwerte wählen oder Opportunismus und Hass", so der Stadtchef.

(Bild: SPÖ Wien)
(Bild: APA/Roland Schlager)

Für ihre Haltung zu Menschen, die vor Kriegen fliehen, rügte er nicht nur die Freiheitlichen, sondern auch den ungarischen Nachbarn am Beispiel jener Journalistin, die auf einem Video zu sehen ist, wie sie einen Flüchtenden zu Fall bringt. Häupl erinnerte an 1956 und daran, dass viele Österreicher flüchtenden Ungarn über die Grenze geholfen hätten. "Das ist der Unterschied", sagte er. "Wir haben damals unsere Hilfe, unsere Solidarität bewiesen und wir beweisen sie auch jetzt."

(Bild: APA/Roland Schlager)

Die blauen Wahlkampftöne der vergangenen Tage lagen Häupl ebenfalls im Magen. Um sich das "weinerliche Ausgrenzungsargument" zu erklären, müssten die Freiheitlichen nur ihre eigenen Reden anhören. "Mit Menschen, die gegen Kinder demonstrieren, die vor den Mörderbanden des IS weggelaufen sind, mit denen mache ich keine Regierungszusammenarbeit", erneuerte der Bürgermeister sein Bekenntnis gegen eine Koalition mit der FPÖ.

Häupl: FPÖ fehlt Wirtschaftskompetenz
Der "Kampf um Wien" habe aber auch inhaltliche Gründe - denn die Freiheitlichen hätten weder Wirtschaftskompetenz noch seien sie sozial, machte Häupl einen kleinen Ausflug durch die wichtigsten Themen des Wahlprogramms. Die FPÖ hätte in den vergangenen Jahren gegen jede Sozialmaßnahme von Mindestsicherung bis Sprachförderung gestimmt. "Die, die ständig herumrennen und sagen, die Leute müssen Deutsch lernen - besonders intelligent", sagte er. Mit der FPÖ sei daher keine Sozialpolitik zu machen.

Egal ob beim Thema Wirtschaft, Wohnen, Bildung oder auch Pflege - beinahe immer polterte Häupl gegen die Blauen. "Ich will nicht in einer Stadt leben, wo wir nur noch deutsche Marschmusik hören müssen", sagte er etwa in Sachen Kultur.

(Bild: APA/Roland Schlager)

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache könne gerne versuchen, Bürgermeister zu werden, dieser Wunsch werde ihm ohnehin nicht erfüllt. "Der wollte ja schon alles Mögliche werden, Bundespräsident, Bundeskanzler. Ich frage mich, wann er Papst werden will, dort hätte er vielleicht am ehesten Chancen," so Häupl.

Keine Erwähnung für grünen Koalitionspartner
Am liebsten wäre ihm jedenfalls, wenn die SPÖ am Montag oder Dienstag nach der Wahl keine Koalitionsgespräche aufnehmen müsste, erklärte er. Den grünen Koalitionspartner, der regelmäßig auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit pocht, ließ Häupl diesmal gänzlich beiseite. Während der Bürgermeister normalerweise das eine oder andere kritische Wort für die Grünen reserviert, setze er beim Wahlkampfauftakt auf Totschweigen.

Zuvor hatte Bundeskanzler Werner Faymann in einer nur knapp fünfminütigen Rede in eine ähnliche anti-blaue Kerbe geschlagen wie Häupl: "Wir brauchen keinen Strache, wir brauchen einen erfahrenen Kapitän in schwierigen Zeiten, wir brauchen dich, lieber Michael, als unseren Bürgermeister." Er lobte Wien unter anderem als Vorbild für Menschlichkeit und Solidarität. "Wer diese Stadt liebt, muss sich die Zeit nehmen, zur Wahl zu gehen und Michael Häupl und die SPÖ zu wählen", sagte Faymann. Nur so ließen sich die roten Visionen für die "Glanz- und Lichterstadt" Wien umsetzen.

"Wer nicht wählt, riskiert unsere Stadt"
Am Ende hatte auch Häupl nur eine Bitte an sein Team: laufen und Überzeugungsarbeit leisten. Keiner dürfe am Wahltag zu Hause bleiben. "Wer am 11. Oktober nicht wählen geht und Sozialdemokratie wählt, der riskiert unsere Stadt", sagte er.

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