Verletzung simuliert

Tirolerin kassierte von Versicherung 750.000 Euro

Österreich
08.09.2017 08:30

Die Folgen einer Handverletzung wollten bei einer 51-jährigen Tirolerin angeblich nicht heilen. Bei Ärzten gab sie massive Einschränkungen vor und kassierte von zwei Versicherungen rund 750.000 Euro (!) wegen Invalidität. Doch ein Detektiv sah sie schwere Einkaufstaschen mühelos tragen. Es folgte ein Prozess wegen schweren Betrugs.

Trotz geringen Einkommens hatte die Frau zwei Unfallversicherungen in Maximalhöhe abgeschlossen. Nicht lange darauf fiel ihr beim Putzen ein schwerer Gegenstand herab - komplizierter Mittelhandbruch, hohe Invalidität. Die Versicherungen mussten tief in die Tasche greifen. "Von uns bekam sie als Einmalzahlung 360.000 Euro, danach eine monatliche Rente", schilderte ein Versicherungsmitarbeiter.

Hand und Arm funktionieren normal
Bereits im Dezember 2014 stellte ein Gutachter allerdings fest, dass der linke Arm und die Hand wieder normal funktionieren müssten. "Ich kann aber nicht arbeiten wie vorher. Gegenstände fallen mir noch immer aus der Hand", wiederholte die Frau am Donnerstag am Landesgericht ihre Schilderungen über andauernde Beschwerden.

Detektiv beobachtete Frau
Eine der beiden Versicherungen hatte schon zuvor gezweifelt - und einen Detektiv engagiert, der die 51-Jährige im Alltag beobachtete. Ergebnis: schwere Einkaufstaschen tragen, Fenster putzen oder Zigaretten rauchen (Feinmotorik der Finger) - alles offenbar kein Problem. "Die Angeklagte hat das Leiden ganz klar simuliert", plädierte die Staatsanwältin. Und der Anwalt einer der Versicherungen ortete sogar einen großen Betrugsplan dahinter.

Geld im Casino verspiel
Der Richter wollte wissen, wohin die Riesensumme gekommen sei. "Das habe ich im Casino verspielt", gab die 51-Jährige an. Da das Gegenteil kaum zu beweisen ist und die Frau von 370 Euro Sozialhilfe und 370 Euro ihrer Tochter lebt, ist für die Versicherungen wohl kaum Geld zurückzuholen. Gefordert wurden nur rund 12.000 Euro (weil ein Großteil der Ansprüche verjährt ist) und 15.800 Euro für die Detektivkosten. "Kein Wunder, dass die Versicherungsprämien so hoch sind", kommentierte der Richter.

Das Urteil gegen die Unbescholtene fiel mild aus: 960 Euro Geldstrafe und acht Monate bedingte Haft. Die Frau nahm an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Urteil damit noch nicht rechtskräftig.

Andreas Moser, Kronen Zeitung

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