Body-Piercing nimmt unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in allen sozialen Schichten an Popularität zu. Studien in den USA ergaben, dass circa 50% der 12 bis 21-jährigen gepierct sind. Komplikationen und Nebenwirkungen bei allen Arten von Piercings sind häufig. Bis zu 70% dieser Patienten berichten von lokalen Infektionen und Hautirritationen, Blutungen (30%), allergischen Reaktionen (26%) und Hämatomen (19%) im Bereich des Piercings.
Orale Piercings werden meistens an Lippen, Lippenbändchen, Zunge oder Wange gesetzt. In der zahnmedizinischen Fachliteratur findet man ebenfalls eine Vielzahl von Berichten über Komplikationen dieser Piercings. Man kann diese Komplikationen in akute, also kurzfristig nach dem Setzen des Piercings auftretende, und langfristige Komplikationen unterscheiden. Die am häufigsten beschriebenen akuten Komplikationen sind direkt nach dem Setzen des Piercings auftretende Schwellungen, sowie Probleme beim Schlucken, Sprechen und Kauen. Eher selten werden lang anhaltende Blutungen, schwerwiegende Infektionen oder postoperative Sensibilitätsstörungen beschrieben. Zu den langfristigen Nebenwirkungen zählen Allergien, Schäden an den Zähnen sowie am Zahnfleisch.
Zahnfleischschwund und Knochenentzündung
Die Wiener Universitätszahnklinik hat eine Studie zu den langfristigen Auswirkungen von Unterlippen-Piercings auf Zähne und Zahnfleisch Erschreckendes festgestellt: Bei fast drei Viertel der Testpatienten zeigte das Zahnfleisch leichte bis massive Schäden. Im Vergleich dazu zeigten nur 4% der Kontrollpatienten minimale Zahnfleischveränderungen. Beim Großteil der Testpatienten ist das Zahnfleisch an der Stelle, wo der Verschluss des Piercings auf das Zahnfleisch auftrifft, um einige Millimeter zurückgegangen, sodass die darunter liegende Zahnwurzel freiliegt. Einige Patienten (4%) zeigten sogar eine Schädigung und Entzündung des darunter liegenden Knochens. Die Zähne selbst zeigten minimale bis keine Schäden durch das Piercing.
Transplantation nötig
Ob das Zahnfleisch durch das Piercing geschädigt wird, hängt vor allem davon ab, wo der Verschluss des Piercings zu liegen kommt. Liegt er auf Höhe der Zahnkrone, wird das Zahnfleisch nicht beeinträchtigt. Drückt der Verschluss jedoch auf das Zahnfleisch, so zieht sich das Zahnfleisch an dieser Stelle zurück. Diese Schäden können nur nach Entfernung des Piercings mit ein bis zwei Zahnfleischoperationen behoben werden. Dabei wird vom Gaumen Zahnfleisch entnommen und auf die freiliegende Wurzel der geschädigten Zähne transplantiert.
Wer sich trotz aller Warnungen die Unterlippe piercen lässt, sollte also darauf achten, dass der Verschluss an der Lippeninnenseite nicht auf das Zahnfleisch drückt, sondern auf Höhe der Zahnkronen auftrifft. Außerdem scheinen Kunststoffverschlüsse weniger schädigend zu sein als Metallverschlüsse. Das Um und Auf ist regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt und perfekte Zahnpflege.
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