"Marktforschung"

Smarter Vibrator spionierte: Firma zahlt Abfindung

Elektronik
13.03.2017 11:34

Weil sie mit ihrem vernetzten Sexspielzeug sensible Nutzerinformationen gesammelt hat, ist die kanadische Firma Standard Innovation in den USA mit einer Sammelklage überzogen worden. Im Rechtsstreit mit Kundinnen, die sich betrogen fühlen, zahlt das Unternehmen nun fünf Millionen kanadische Dollar Entschädigung. Das sind bis zu 10.000 Dollar pro Kunde.

Stein des Anstoßes sind die vernetzten Vibratoren der Marke "We-Vibe", die Standard Innovation produziert. Sie sind mit Sensoren gespickt und mit einer App gekoppelt, die einerseits zur Fernsteuerung genutzt wird, andererseits nach Darstellung der Kläger ohne ihre Zustimmung sehr persönliche Daten - Häufigkeit der Nutzung, Vibrationsstufe, Temperatur - gesammelt und an den Hersteller geschickt hat.

Datensammelei für "Marktforschung"
Der Hersteller argumentierte laut "Heise" zunächst, dass die Daten nicht der Identifizierung von Nutzern dienen und überdies anonymisiert würden. Grund für das Sammeln der Daten sei Marktforschung: Stelle man etwa fest, dass die Geräte immer auf der maximalen Vibrationsstufe betrieben werden, sei dies ein Indiz für zu schwache Motoren.

Die Kläger ließen diese Argumentation nicht gelten und vertraten vor Gericht die Auffassung, dass die Daten sehr wohl der Identifikation der Nutzer dienen könnten. Damit verstoße der Hersteller gegen mehrere US-Gesetze. Außerdem habe man die Kunden vor dem Kauf nicht hinreichend über die Datensammelei der "We-Vibe"-Vibratoren informiert.

Fünf Millionen Dollar Entschädigung
Standard Innovation und die US-amerikanischen Kläger haben ihren Rechtsstreit mittlerweile mit einer Entschädigung beigelegt. Der Hersteller der smarten Vibratoren muss fünf Millionen kanadische Dollar (rund 3,72 Millionen US-Dollar) dafür bereitstellen. Dabei sind für Kunden, die den neugierigen Vibrator gekauft und tatsächlich genutzt haben, bis zu 10.000 US-Dollar Abfindung vorgesehen. Wer das Gerät nur gekauft hat, soll 200 US-Dollar erhalten.

In einem Statement gibt sich Standard Innovation erleichtert über die Beilegung der Sammelklage und kündigt an, Sicherheit und Datenschutz der mit seinem smarten Sexspielzeug gekoppelten App zu verbessern. Einen ersten Schritt zu mehr Datenschutz hat das Unternehmen schon getan: Seit Herbst müssen die Käufer eines "We-Vibe"-Vibrators kein Benutzerkonto mehr anlegen, um ihn per App zu steuern, und dürfen überdies die Datensammelfunktion deaktivieren.

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