Besuch bei Porsche

Schränkt Sie die Politik in Salzburg ein?

Salzburg
12.04.2015 20:08
Alain Favey, 48, steht seit Anfang 2012 an der Spitze der Porsche Holding, Europas größtem Automobilhändler mit Sitz in Salzburg-Schallmoos. Davor war der smarte Franzose Europa-Vertriebschef von VW in Wolfsburg. Unter seiner Führung baute die Holding weiter ordentlich aus. Favey über Steuern, Verkehrs- und Raumordnungspolitik und über den wichtigen Standort Salzburg.

"Krone": Finden Sie, dass der Autofahrer in Österreich steuerlich zu sehr belastet ist?
Favey: Wir lehnen jede weitere steuerliche Belastung der Autofahrer ab, können sie aber in den wenigsten Fällen verhindern. Im Vorjahr wurde die NOVA und die Versicherungssteuer erhöht, mit der geplanten Steuerreform soll nun eine Erhöhung des Sachbezugs auf Dienstwagen kommen. Wenn Österreich ein Problem hat, dann ist es das zu niedrige Wirtschaftswachstum. Das wiederum führt zu steigender Arbeitslosigkeit und geringeren Steuereinnahmen. Jede Maßnahme zum Ankurbeln der Wirtschaft ist deshalb förderlich. Wir würden uns wünschen, dass der wirtschaftliche Rahmen stabil bleibt.

"Krone": Hat die Erhöhung der NOVA irgendwas gebracht?
Favey: Die NOVA hat dem Staat im Vorjahr gar nichts gebracht. Sie hat ihm 80 Millionen Euro gekostet. Der Markt ist durch die Erhöhung der autobezogenen Steuern gesunken, es wurden weniger Autos verkauft. Das heißt keine zusätzlichen NOVA- und Mehrwertsteuereinnahmen. Und nicht zu vergessen, die entgangenen Umsätze im Handel, wenn weniger Autos verkauft werden.

"Krone": Sie haben Wien einmal als autofeindlich bezeichnet, ist es Salzburg auch?
Favey:Wien hat eine Verkehrspolitik, die Autos aus der Stadt verdrängen möchte. Unabhängig davon, ob das auch ein E-Auto oder ein Hybrid ist. Diese Politik ist zu einfach. Andere Großstädte beweisen durch intelligente Verkehrskonzepte, dass individuelle Mobilität dort durchaus ihre Berechtigung hat. Ein sinnvolles Zusammenwirken aller Verkehrsformen, vom öffentlichen Verkehr über unterschiedliche Einsätze des Autos – ich denke an E-Auto, Hybrid, Car-Sharing, individuellen Verkehr – bis hin zu Fahrrad und Fußgänger, ist dazu jedoch erforderlich. In Salzburg ist die Situation anders, da steht die Politik dem Auto aufgeschlossener gegenüber. Natürlich ist nicht alles perfekt, aber es wird versucht Lösungen für Autofahrer zu finden. Wie etwa die Garagenerweiterung im Mönchsberg.

"Krone": Sie sprechen sich sehr stark für den Salzburger Flughafen aus. Wie gefährlich sind denn die berichteten Einschränkungspläne?
Favey: Für eine Firma, die in 24 Ländern tätig ist, ist eine Fluganbindung absolut notwendig. Es ist jetzt schon schwierig, aber weitere Einschränkungen wären eine große Behinderung. Viele unserer Mitarbeiter, die weltweit arbeiten, sind auf den Salzburger Flughafen angewiesen. Wir haben viele Besuche und Veranstaltungen hier in Salzburg. Wenn unsere Erreichbarkeit erschwert würde, müssten wir mit diesen zum Teil nach Wien oder München ausweichen. Deshalb müssen wir für den Standort des Flughafens kämpfen.

"Krone": Die aktuelle Raumordnungspolitik spricht sich für Reduzierungen und strengere Vergaben in Salzburg aus. Spüren Sie was davon?
Favey: Ich kann nur von Fakten sprechen. Wir haben in der letzten Zeit etliche Projekte durchgeführt. Wir haben im Vorjahr unsere neuen Porschehof- Bürogebäude eröffnet, einen Porsche-Betrieb und einen Seat Schauraum in Betrieb genommen, die Erweiterung des Teilezentrums in Wals-Siezenheim ist am Laufen. Ich kann nicht sagen, dass wir dabei eingeschränkt wurden oder werden.

"Krone": Aber beim Projekt an der Alpenstraße schon?
Favey: Da geht es um die Ausweitung und Neugestaltung des Händlerbetriebes in der Alpenstraße. Dieses Projekt zieht sich schon über viele Jahre. Die Verzögerung ist dabei nicht der heutigen Stadtregierung zuzuschreiben. Unser Unternehmen ist tief in Salzburg verwurzelt, Wir sind ein großer Arbeitgeber und investieren viel, somit haben wir auch ein Ohr in der Politik.

"Krone": Apropos Arbeitslosenzahlen, in Salzburg wurden 20.000 Arbeitslose inklusive Umschulungen gezählt, bei Ihnen lesen wir ein Plus von 1,4 Prozent. Was machen Sie besser?
Favey: Wir verfügen über internationales Wachstum und Präsenz, das ist der große Unterschied. Wir haben erst vor kurzer Zeit unsere Handelsaktivitäten in Südamerika begonnen, haben in Spanien und in Deutschland 160 Händler übernommen. Diese Expansion wird von der Zentrale in Salzburg gesteuert und das erfordert natürlich auch eine Erhöhung der Belegschaft. Darauf sind wir stolz und das beweist, dass die Wirtschaftsbelebung nur von gesunden Unternehmen, wie dem unserem, kommen kann. Das ist Tatsache.

"Krone": In vielen Motorradfans klopft ein italienisches Herz. Sie sind Sie schon nach der Übernahme durch den VW-Konzern einmal mit einer Ducati gefahren?
Favey: Nein (lacht). Der Start im Oktober war zwar nicht die beste Jahreszeit, um mit dem Motorradverkauf zu beginnen, aber das Jahr hat sehr vielversprechend begonnen. Ducati ist eine tolle Marke, die sehr gut anläuft.

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