„Krone“-Interview

Rapper Joshi Mizu: „Hip-Hop war eine gute Schule“

Musik
11.12.2025 18:00

„Chardonnay“ war 2017 ein absoluter Streaming-Hit – und generell lieben seine Fans die melodischen Texte von Joshi Mizu. Seit Jahren fest im Rap-Game verankert, war sein radikaler Stilwechsel umso überraschender: Vor Kurzem kehrte er dem Genre vorerst den Rücken und startet nun als House-DJ neu durch. Wir sprachen mit ihm über seine musikalische Entwicklung – und warum er glaubt, für etwas Neues bestimmt zu sein.

kmm

„Ching Ching Ching, guck die Rolex auf dem Arm, Ching Ching Ching, kannst du hören, was sie dir sagt?“ (Song: „Ching Ching“)– wenn man sich diese Textzeile anhört, klingt sie eigentlich wie eine typische, klischeehafte Line aus einem Deutschrap-Song. Nur dass wir hier einen melodischeren Part haben, heißt: Es ist nicht ganz purer Rap. Viele Rapper nutzen heute diesen Stil. Einen davon trafen wir im Wiener Soundcube im Gasometer – dem Bereich für absolute Künstler. 
Josef Valenzuela, bis vor Kurzem noch mit melodischem Rap unterwegs und besser bekannt als Joshi Mizu, begrüßt uns herzlich mit einem Lächeln und zeigt uns als Erstes das Studio, das er angemietet hat. Der Raum ist nicht besonders groß – eine kleine Couch, ein Tisch mit dem Nötigsten und zwei Keyboards, ein Bildschirm, Boxen etc. „Drüben haben wir noch einen DJ-Raum, da sind wir auch manchmal“, sagt er.

Wir machen es uns auf den zwei Studio-Stühlen bequem, und das Erste, was er uns erzählt, ist, wie seine Reise überhaupt in die Musik begonnen hat. „Als 14-jähriger, junger und hungriger österreichischer Rapper“, lacht er. „Wobei mich das DJ-Ding eigentlich schon immer interessiert hat. Wir waren damals zu viert, und einer hat das DJ-ing übernommen, weil er den geschäftstüchtigeren Sinn hatte. Wir haben dann auf seinen Partys angefangen zu Freestylen. So hungrig nach Erfolg und dumm hatten wir damals keinen anderen Plan als Musiker zu werden.“ 
Volljährig und gemeinsam mit Freund RAF Camora kam dann der erste Major-Deal in Österreich, der jedoch scheiterte. Nach dem Bundesheer sind dann Joshi und RAF nach Berlin gezogen, um dort ihr Glück zu probieren. Und tatsächlich, nachdem sie den Linzer Rapper Chakuza getroffen haben, der damals bei Bushidos Label EGJ gesignt war, kam eines zum anderen und irgendwann nahm seine Karriere Fahrt auf.  

Joshi Mizu aka DJ Valenzuela im Gespräch mit Nadi Adana über Rapanfänge und der neuen ...
Joshi Mizu aka DJ Valenzuela im Gespräch mit Nadi Adana über Rapanfänge und der neuen Leidenschaft.(Bild: Mario Urbantschitsch)
Rap war gestern: Im Studio im Wiener Souncube im Gasometer etnstehen nun die neuen House-Hits.
Rap war gestern: Im Studio im Wiener Souncube im Gasometer etnstehen nun die neuen House-Hits.(Bild: Mario Urbantschitsch)
Die ersten Auftritte als DJ waren bereits ein voller Erfolg.
Die ersten Auftritte als DJ waren bereits ein voller Erfolg.(Bild: Mario Urbantschitsch)

Schreibblockade und neue Leidenschaft
Mit seinem Mixtape „Zu!Name“ crashte er 2012 den Server des Rap-Portals 16Bars. Und 2014 war Joshi nicht nur ein wichtiger Teil des Albums „Zodiak“ mit Chakuza und RAF Camora, sondern stellte endlich auch sein eigentliches Debütalbum „MDMA“ fertig. Ein paar Platten später war Joshi Mizu endgültig in der Rap-Szene angekommen. Neben Bausa, Ufo361, Kontra K und RAF Camora spielte er längst in der Oberliga des Deutschraps. Doch irgendwann brauchte er einen Stilwechsel: „Ich habe dann angefangen, melodischen Rap zu machen – wie ,Chardonnay’ oder ,Simsalabim’“, erzählt er. Ersterer wurde zum absoluten Streaming-Hit und gehörte 2017 zu den meistgehörten Songs des Jahres.

Trotz des langjährigen Erfolgs entschied sich der Musiker nun, einen neuen Weg einzuschlagen – „mit Herzblut“, wie er im Gespräch sagt. Nach dem letzten Album „VIE“, das vorerst auch sein letztes Rap-Album bleibt, ist House-Musik seine neue Leidenschaft. Auslöser dafür waren eine Schreibblockade und ein unerwartetes Gefühl: „Ich habe gemerkt, dass sich meine Leidenschaft, Rap-Texte zu schreiben, plötzlich wie Arbeit anfühlt. Und wenn es sich so anfühlt, dann ist es doch keine Leidenschaft mehr“, erzählt er. Songs aus der House-Schiene mochte er schon immer: „Daft Punk oder ,King of My Castle’ habe ich gefeiert. Diese Art von Musik hat mich schon immer interessiert.“ Irgendwann produzierte Joshi dann selbst einen House-Beat und spielte ihn seinen Jungs vor. „Und du musst dir denken: Die sind absolute Hip-Hopper (lacht) – und trotzdem waren sie sofort begeistert. Die haben mich dann auch motiviert, weiter in die Richtung zu gehen und nach dem ich Michael Bibi und Gordon oder Chris Lake – hier bin ich großer Fan – kennengelernt habe, bin ich immer mehr in die Materie reingeraten.“

Zehn Fakten über Joshi Mizu aka Valenzuela

  • Wien ist für mich ...
    ... die geilste Stadt der Welt.
  • Eine Sache, die viele falsch denken ...
    ..., dass ich arrogant bin.
  • Was mich gerade antreibt, ist ...
    ... House-Musik.
  • Frühstück – Team süß, salzig oder nur Kaffee?
    Salzig.
  • Etwas, das mich sofort nervt ...
     … Ich hasse es, wenn Sachen zu langsam passieren. 
  • Der Track auf „VIE“, der mich selbst überrascht hat ...
    ... ist „Jordan Belfort“.
  • Diesen Weihnachtssong liebe ich ...
    „Last Christmas“ – der Sänger lebt ewig von seinen Tantiemen. 
  • Studiosession oder Liveauftritt?
    Ein perfekter Ausgleich
  • Mein Lieblingsstudio-Snack …
    In Deutschland könnte ich’s sagen, aber in Wien nicht. Wasser.
  • Der beste Rat, den ich jemals bekommen habe ...
    ... Versuche nicht, immer die 100 % auf einmal zu bekommen, hol dir lieber 100-mal die 1 %.

B2B-Projekt mit bekanntem Rapper
Das letzte Album „VIE“ war für ihn ein guter Abschluss mit Rap – und selbst dort waren bereits erste Ansätze seines Stilwechsels zu hören. „Hip-Hop war für mich eine gute Schule, ein guter Prozess. Aber ich glaube, ich bin für etwas anderes bestimmt. Momentan bin ich einfach Feuer und Flamme für die House-Musik und das DJ-ing.“ Einige Fans feiern diesen Richtungswechsel, andere wiederum waren enttäuscht. „Ich kann verstehen, dass nicht jeder das fühlt, was ich jetzt mache. Aber ich bin noch immer dieselbe Person. Vielleicht ändert sich der Name und der Musikstil, aber meine Leidenschaft und mein Talent bleiben dieselben.“ 
In letzter Zeit stößt er aber doch viel auf positives Feedback: „Ich bin dankbar, dass die treuen Fans so cool damit sind – und freue mich auf die neuen Fans, die dadurch dazukommen.“

Auch ein anderer bekannter Musiker aus der Rap-Szene interessiert sich für House-Musik und ließ auf seinem letzten Album „Der Faktor Mensch“ erste House-Elemente durchblitzen: Die Rede ist von Joshis Freund und Rapper Bausa. Gemeinsam starten die beiden ein B2B-Projekt als Valenzuela & Sauber und haben bereits mehrere Clubs erobert. „Baui liebt House auch schon seit eh und je. Wir hatten schon immer denselben Musikgeschmack und auch er produziert. Aber er bleibt dem Rap weiterhin treu – Bausa bleibt Bausa und macht das eher nebenbei.“ 
Vor Kurzem traten die beiden in einem Wiener Club auf, und laut den Videos auf Social Media merkt man deutlich, dass die Leute sichtlich Gefallen daran finden.

Geheime Zusammenarbeit
Neben Bausa kann sich Joshi aber auch weitere gemeinsame Projekte vorstellen. „Es gibt so viele, aber mein absoluter Favorit ist Chris Lake. Mit ihm würde ich sehr gerne etwas machen.“ Doch auch aus der House-Schiene gibt es bereits eine Zusammenarbeit – die allerdings noch geheim bleibt. „Ich kann nur sagen: Es sind Österreicher, und ich bin so happy darüber“, grinst er.

Bei all der Euphorie rund um den neuen, radikalen Stilwechsel wollen wir noch wissen, wie sich – abgesehen vom Schreiben und Produzieren – sein kreativer Prozess verändert hat. „Da hat sich nicht viel geändert. Ich gehe in der Früh ins Studio, hör mir Songs an und sample manches davon. Wenn ein Sänger da ist, singt er die Vocals ein, etc.“ Nach kurzem Überlegen fällt ihm dann aber doch eine Veränderung ein: „Ich musste viel Technisches dazulernen und habe sogar angefangen, Bücher zu lesen – und ich hasse Bücher lesen“, lacht er.

Wiener Herz schlägt wieder
Auf die Frage, woran er gerade arbeitet und was man in dieser neuen musikalischen Phase erwarten kann, meint er, dass er momentan rund 90 Songs herumliegen hat, die er sich erst einmal in Ruhe ansehen muss. Geplant ist jedenfalls einiges. „Es sind viele Aufträge reingekommen und wir wollen Anfang nächsten Jahres alle vier, fünf Wochen etwas droppen, Remixe angehen, die Musikportale wie SoundCloud angreifen und die Welt bereisen.“ 
Apropos Reisen: Der Wahl-Berliner lebt inzwischen wieder mehr in Wien. „Ich habe eine Wohnung in Wien und eine in Berlin. Aber momentan schlägt mein Wiener Herz wieder stärker. Ich möchte eigentlich einen Abschluss – und deswegen wäre es für mich gut, wieder hierherzuziehen und von Wien aus alles zu steuern.“

„Dankbar für die Journey“
Die ersten Auftritte als DJ waren, wie schon erwähnt, ein voller Erfolg. Aber wie hat sich die Live-Performance im Vergleich zum Rappen auf der Bühne verändert? „Als Rapper bist du ganz vorne und extrem nah am Publikum, aber du musst viel Technik managen und perfekt timen. Beim DJ-ing hatte ich plötzlich wieder diese schöne Nervosität – richtigen Nervenkitzel. Das fühlt sich fast wie eine Droge an“, erzählt er. „Du bringst die Leute zum Abgehen, ohne ein Wort zu sagen, nur mit deiner Songauswahl. Dieses Gefühl hat mich sofort gepackt.“ 
Ob er früher Lampenfieber hatte? „Eigentlich nicht. Ich habe ja schon früh angefangen, Freestyle-Shows zu spielen – da wächst man rein. Ich liebe die Bühne. Ich liebe Shows. Und ich liebe es, im Mittelpunkt zu stehen.“
Wer Joshi live im Mittelpunkt sehen und in seinem neuen Element erleben möchte – am 12. Dezember spielt er neben Robin Schulz und weiteren Künstlern beim Ye Winter Opening in Königsleiten (Tickets: www.ye-munich.com/winteropening ).

Zum Abschluss wollen wir noch wissen, wie er auf das Jahr zurückblickt. „Es war mein wichtigstes Entwicklungsjahr. Ich habe mit Rap aufgehört und mit House angefangen. Ich bin dankbar für meine Journey und es ist mir auch bewusst, dass es nichts Normales ist, einfach so das Genre zu wechseln. Aber ich bin zuversichtlich. Zusammen schaffen wir das.“
Ob er jemals wieder zum Rap zurückkehren würde, lässt er offen. Vielleicht würde er einmal „aus der Laune heraus“ einen Rap-Song machen. „Ich schließe es nicht aus, aber momentan kann ich es mir nicht vorstellen, zurückzugehen.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt