Früher und heftiger

Neue Grippe-Mutation breitet sich in Europa aus

Österreich
28.11.2025 10:51

Die Grippewelle startet in diesem Winter ungewöhnlich früh – und Fachleute befürchten, dass sie heftiger ausfallen könnte als in den vergangenen Jahren. Während international bereits steigende Fallzahlen gemeldet werden, richtet Österreich den Blick auf eine mögliche anspruchsvolle Saison. Grund ist eine auffällig veränderte Variante des Influenza-A-Virus H3N2: die sogenannte Subklade K.

Gesundheitsbehörden in Europa registrieren bereits seit Wochen steigende Fallzahlen. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten beobachtet etwa, dass Influenzadiagnosen früher zunehmen als in gewöhnlichen Jahren. Der Leiter der Abteilung für Atemwegsviren der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC, Edoardo Colzani, verwies darauf, dass ein ungewöhnlich starker saisonaler Start erkennbar ist und appellierte an Risikogruppen, sich früh impfen zu lassen.

Mutation setzt sich gegen andere Stämme durch
Im Zentrum der aktuellen Entwicklung steht die Subklade K des H3N2-Virus. Fachleute warnen, dass dieser Virusstamm in kurzer Zeit zahlreiche Mutationen angehäuft hat. Die Virologin Gülşah Gabriel vom Leibniz-Institut für Virologie erklärte in der „Süddeutschen Zeitung“, H3N2 scheine sich derzeit gegenüber anderen Influenza-A-Stämmen durchzusetzen.

Droht ein schwerer Grippewinter? Die Vorzeichen deuten zumindest darauf hin.
Droht ein schwerer Grippewinter? Die Vorzeichen deuten zumindest darauf hin.(Bild: Malena Brenek)

Hinzu komme, dass dieser Typ häufiger die unteren Atemwege befalle und damit öfter Lungenentzündungen auslöse. Auch die schwere Grippesaison 2022/23 sei von H3N2 dominiert worden.

Blick in den Süden sorgt für Alarmstimmung
Ein Blick in Länder der Südhalbkugel stellt die Behörden zusätzlich auf Alarm. Australien verzeichnete mit mehr als 400.000 laborbestätigten Erkrankungen einen historischen Höchststand der jüngsten Saison. Rund ein Drittel aller Fälle betraf Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Entwicklungen auf der Südhalbkugel gelten häufig als Vorbote für Europa.

Auch in mehreren europäischen Ländern dominiert die Subklade K bereits. In Großbritannien begann die Grippesaison rund fünf Wochen früher als üblich. Laut Experten verbreitet sich das Virus schneller als in normalen Jahren, was unter anderem auf eine verminderte Bevölkerungsschutz-Immunität zurückgeführt wird. Der britische Kinderarzt Adam Finn sagte dem „Science Media Centre“, der Virusstamm sei „neu genug“, um bisherige Abwehrkräfte teilweise zu umgehen.

Internationale Daten zeigen zudem deutliche genetische Abweichungen der Subklade K im Vergleich zu den aktuellen Impfstoffstämmen. Das beeinträchtigt die Wirksamkeit gegen Infektionen, verringert aber nach gegenwärtigem Stand den Schutz vor schweren Verläufen nicht erheblich. In Großbritannien senkte die Impfung jüngsten Analysen zufolge Krankenhausaufenthalte bei Erwachsenen um bis zu 40 Prozent und bei Kindern um bis zu 75 Prozent.

Grippe auch hierzulande besonders früh dran
Die österreichische Grippesaison hat nach Angaben der AGES bereits in der Kalenderwoche 40 begonnen, also mehrere Wochen früher als in typischen Jahren. Die Fallzahlen liegen derzeit im niedrigen bis mittleren Bereich, insgesamt wird jedoch mit einem deutlicheren Anstieg im Dezember und Jänner gerechnet. Besonders aufmerksam beobachten die Behörden die Ausbreitung unter Kindern, da diese Gruppe den saisonalen Beginn üblicherweise anführt.

Konkrete H3N2-K-Fallzahlen werden wöchentlich aktualisiert, bisher zeigt sich dabei aber noch kein ungewöhnlich starker Anstieg. Dennoch gelten Kinder, ältere Menschen, chronisch Kranke und Schwangere als besonders gefährdet, falls die Subklade K in größerem Umfang auftritt.

Genaue Entwicklung lässt sich kaum abschätzen
Auch die AGES betont die Bedeutung eines frühzeitigen Impfschutzes. Trotz der genetischen Veränderungen des Virus gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass der Impfstoff schwere Krankheitsverläufe weiterhin zuverlässig reduziert. Ergänzend wird empfohlen, Hygienemaßnahmen zu intensivieren, besonders in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Auch antivirale Medikamente bleiben ein wichtiges Instrument, insbesondere für Risikopatientinnen und -patienten.

Wie schwer die Saison letztlich verlaufen wird, lässt sich derzeit nicht abschließend beurteilen. Fachleute weisen seit Jahren darauf hin, dass sich die tatsächliche Dynamik von Influenza erst im Verlauf der Wintermonate zeigt. Auch Gabriel betonte in der Süddeutschen Zeitung, dass die Einschätzung der Saisonstärke erst im Rückblick möglich sei.

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