Regisseur im Talk

Bühnenkunst: „Es bleibt ein Kampf ums Überleben“

Oberösterreich
18.11.2025 15:30

Am Donnerstag wird Ulf Dückelmann mit dem Bühnenkunstpreis des Landes OÖ geehrt. Er beeindruckte die Jury mit einer cineastischen, modernen und radikalen Inszenierung des „Jedermann“ in einer Messehalle. Im „Krone“-Talk spricht der Regisseur, der in Wien lebt, über eine harte Branche und ein unsicheres „theaterzeit“-Festival in Freistadt.

Der Jedermann als skrupelloser Investmentbanker? Ja – und das Publikum tobt! Mit seiner Inszenierung „Jedermann25“ beim Festival „theaterzeit“ in der Messehalle Freistadt verwandelte Ulf Dückelmann Hugo von Hofmannsthals Klassiker in ein gnadenloses Psychodrama über Macht, Geld und Gewissen – wir haben darüber berichtet.

Jetzt wird der Regisseur, Autor und Produzent, der aus Pregarten stammt und in Wien lebt, für seine cineastischen Inszenierungen mit dem Großen Bühnenkunstpreis des Landes OÖ ausgezeichnet. Am Donnerstag findet die Gala statt. Die „Krone“ traf ihn vorab.

„Krone“: Was bedeutet der Bühnenkunstpreis für Sie?
Ulf Dückelmann: Ich bin sehr dankbar dafür. Wenn man beim Publikum merkt, dass es von einer Inszenierung wirklich berührt ist und nachzudenken beginnt, ist das ein tief beglückender Moment – dafür übe ich diesen Beruf aus.

Sie leben in Wien. Greift jetzt Ihre Heimat nach Ihnen?
So einen Preis in Oberösterreich zu bekommen, macht mich schon stolz! Ich fühle mich verbunden mit dem Land meiner Kindheit, meiner Familie. Ich bin sehr verwachsen mit den Wäldern, Flüssen und Wiesen im Mühlviertel. Das klingt jetzt natürlich pathetisch, aber es ist, wie es ist.

Wie ist die Lage für Theaterregisseure in Ihren Augen?
Ganz ehrlich: Für Regisseure und Schauspieler war und ist es nie wirklich leicht. Es ist quasi ein unentwegter Kampf ums Überleben. Einige haben es geschafft, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen. Die sind tatsächlich auch finanziell gut aufgestellt. Doch die meisten müssen sich durchbeißen.

Und dazu kommt noch der Kampf mit dem eigenen künstlerischen Anspruch...
(lacht) ... der für mich nie endet. Die Arbeit, die man macht, ist einfach nie gut genug. Das treibt mich vorwärts, ist aber anstrengend. Ich liebe und hasse dieses Geschäft gleichzeitig.

Was macht für Sie eine gute Inszenierung aus?
Es gibt unterschiedliche Stile und Ansätze. Die Vielfalt ist das Schöne am Theater. Ich persönlich liebe Inszenierungen, die mir eine Geschichte erzählen – eine, die mich mitnimmt, die spannend ist und überraschend; eine Geschichte, die mich emotional berührt und aufrührt, die mich zum Nachdenken anregt.

Wie würden Sie Ihre Geschichten bezeichnen, die Sie auf die Bühne bringen?
Es sind Geschichten, die weder eindimensional noch schwarz-weiß sind. Und sie sind relevant in der Zeit, in der wir leben. Ich mag es auch sehr gern, wenn die Schauspielerinnen und Schauspieler so wenig wie möglich theatral spielen. Ich bevorzuge ein sehr authentisches Spiel – das macht das „Filmische“ aus.

An welchen Produktionen arbeiten Sie gerade?
Zurzeit arbeiten wir an einem Filmprojekt, mehr verrate ich nicht. Das liegt mir sehr am Herzen. Ich hoffe, wir schaffen es, ein Budget dafür aufzustellen.

Die theaterzeit//freistadt ist gut etabliert. Wird es das Festival 2027 wieder geben?
Derzeit sind wir noch mit der Nacharbeit beschäftigt, dann werden wir weitersehen. Wie bereits angedeutet: Es in der jetzigen Zeit nie sicher, wie sich die finanzielle Situation für Kulturproduzierende weiter entwickeln wird. Unser Budget war immer sehr knapp, die Teuerungen mit parallelen Einsparungen von allen Seiten können wir schlecht ignorieren. Insofern können wir zurzeit nicht sagen, ob und wie es nach 15 Jahren Festival überhaupt weitergeht.

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