Arbeitgebervertreter fordern bei jeder Gelegenheit Lohnzurückhaltung, doch gleichzeitig erhöht die Wirtschaftskammer die Gehälter ihrer Angestellten um 4,2 Prozent. So großzügig wie bei der WKÖ fallen in diesem Herbst keine Erhöhungen aus, zeigt ein Vergleich. Auf Platz zwei liegt die Arbeiterkammer mit einem Plus von 2,9 Prozent, am niedrigsten ist der Metaller-Abschluss.
Die tonangebenden Metaller überraschten heuer mit ihrem Lohnabschluss im Eiltempo. Gleich in der ersten Runde vereinbarten die Sozialpartner ein Plus von nur 1,41 Prozent. Es ist ein „Krisenabschluss“, zur Kaufkraftsicherung fließen Prämien.
4,2 Prozent Erhöhung statt „Lohnzurückhaltung“
Nichts von einem Krisenabschluss wissen will aber die Wirtschaftskammer, die ihren Mitarbeitern üppige 4,2 Prozent Erhöhung gönnt. An diese großzügige Anpassung mit Jänner 2026 kommt bisher niemand heran, zeigt eine Grafik des industrienahen Mediums Selektiv.
Am zweitmeisten stauben Arbeiterkammer-Angestellte ab, die mit 2,9 Prozent ebenfalls mehr als die Inflationsrate als Plus erhalten. Darauf folgt die staatsnahe Bahnbranche mit 2,7 Prozent. Pensionisten erhalten 2,25 Prozent mehr und liegen damit teils unter der maßgeblichen Inflation.
In anderen Sektoren der Privatwirtschaft wie den Brauereien oder dem Metallgewerbe liegt das Plus ebenfalls im niedrigeren Bereich. Eine Kammer sticht zudem heraus und spart bei sich selbst: Die Landwirtschaftskammer schloss mit 1,5 Prozent ab.
Die Beamten müssen sich ebenfalls mit 1,5 Prozent begnügen, der für zwei Jahre fixierte Abschluss wurde aufgeschnürt und angepasst. Am Lohnplus bei der Wirtschaftskammer gibt es hingegen nichts zu rütteln. Die Erhöhung um 4,2 Prozent kommt nicht bei Verhandlungen zustande, sondern hängt mit einer fixen Berechnung zusammen: Das Plus orientiert sich stark an den KV-Abschlüssen des Vorjahres, die relativ hoch ausfielen. Die Formel wurde damals von allen Fraktionen, auch den Freiheitlichen und den Grünen, gemeinsam beschlossen, nur die pinke Fraktion Unos war damals noch nicht im Gremium vertreten.
Ungünstiger Zeitpunkt während Lohnverhandlungen
Über die vergangenen zehn Jahre seien die Erhöhungen im Schnitt nicht stärker ausgefallen als in anderen Branchen, denn oftmals sei die Erhöhung auch unter den sonstigen KV-Abschlüssen gelegen.
Trotzdem ist die Signalwirkung und der Zeitpunkt sehr ungünstig, was vor allem Unternehmer verärgert. Immerhin finanzieren sie mit ihren Zwangsbeiträgen auch die Gehälter der über 5800 Wirtschaftskammer-Angestellten. Lob gab es hingegen von der Gewerkschaft, die hofft, dass sich die Wirtschaftskammer daran ein Beispiel für die laufenden KV-Verhandlungen nimmt.
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