Wilfried Seipel, von 1990 bis 2008 Chef des Kunsthistorischen Museums in Wien, erinnert sich an den Saliera-Raub, Reformen im Kunstbetrieb und langwierige Rechnungshof-Kriege.
Er ist 81, ungebremst unternehmungslustig und voll Kritik an Österreichs Kulturzustand. Dr. Wilfried Seipel, zwischen 1990 und 2008 als Generaldirektor des Wiener Kunsthistorischen Museums Österreichs einflussreichster Museumschef, leitet gerade eine seiner gefragten wissenschaftlichen Touren durch Ägyptens Ausgrabungsstätten. Im „Krone“-Gespräch vor seiner Abreise gesteht er lachend: „Es ist auch meine Eitelkeit, die mich zu erzählen drängte.“ Und ist überglücklich, dass seine Hauptarbeit der letzten Jahre, sein Buch „Mein Leben ein Abenteuer“, fertig vorliegt.
Spektakulär unspektakulärer Raub
Wer den Namen Seipel hört, assoziiert die Saliera, das goldene Salzfass Cellinis, das 2003 nachts aus dem KHM gestohlen wurde. „Ich versteh’s heute noch nicht, wie der Dieb durch die Schattenjalousien des Fensters gekommen ist. Und das Argument, dieser Raub sei ,eine besoffene Gschicht‘, ist für mich ein Deal.“
Seipel, ein Urgroßneffe Bundeskanzler Ignaz Seipels – „das machte manchmal große Probleme!“ -, sorgte als KHM-Chef für wichtige Impulse. Er zeigte Ausstellungen wie „Gold der Pharaonen“ – „Man hat mich wegen meiner Goldausstellungen ein paar Mal geprügelt!“ –, „El Greco“ oder „Karl V.“. „Heute fehlen Wien solche Attraktionen“, findet er.
Er entwarf Reformpläne, holte das Welt- und das Theatermuseum in den KHM-Verband, stritt mit dem Rechnungshof um Ankäufe ägyptischer Objekte, wollte im Hof eine Ausstellungshalle errichten. „Aber da fehlten mir Politiker, die solche Projekte unterstützen, wie Pompidou oder Mitterand in Frankreich.“
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