Schwer bewacht

Brutale Schussattacke im Drogenmilieu vor Gericht

Oberösterreich
31.10.2025 09:45

Im Jänner erschütterte der Fall die oberösterreichische Landeshauptstadt: eine Schießerei am Tag mitten auf der Straße. Der Täter muss sich am Freitag am Landesgericht Linz wieder wegen Mordversuchs verantworten. Flankiert von drei bulligen Justizwächtern in Sturmhauben wurden Zeugen aus der Szene einvernommen. Ein Urteil ist heute möglich.

Eine Tat, wie man sie eher in den dunkelsten Vierteln von Moskau, Palermo oder Los Angeles verortet: Eine Schussattacke auf offener Straße, noch dazu am frühen Vormittag. Doch es waren weder russische Mobster, noch sizilianische Mafiosi oder amerikanische Gangster, sondern ein 44-jähriger Nordmazedonier, in der Drogenszene als „Toni“ bekannt, der sich am Freitag am Landesgericht Linz wegen Mordversuchs verantworten muss.

Drogen, Lokale und Justizwächter
Bei der fortgesetzten Verhandlung am Freitag wurden noch Zeugen aus der Szene einvernommen. Umringt von drei bulligen Justizwächtern in Sturmhauben reden die Männer auf Russisch von Crystal Meth und Lokalbesuchen. Gleich der erste Zeuge verstrickte sich in zahlreiche Widersprüche – angeblich, weil bei seiner polizeilichen Einvernahme kein Dolmetscher dabei gewesen war.

„Vor meiner Familie verantworten“
Der Angeklagte will die Aussagen des ersten Zeugen nicht auf sich sitzen lassen: „Das war alles gelogen. Wenn er sich vor Gericht nicht wegen Falschaussage verantworten muss, dann muss er sich vor meiner Familie dafür verantworten“, lässt der kahlrasierte Nordmazedonier über seinen Dolmetscher eine kaum verhohlene Drohung ausrichten.

Der zweite Zeuge, ein Türke, der aus der Justizanstalt vorgeführt wird, bestreitet alle Zusammenhänge mit den Beteiligten. Dabei hieß es, er solle den Nordmazedonier zum Opfer geschickt haben, um Schulden einzutreiben – alles Humbug, so der breite Zeuge sinngemäß.

Monate später erwischt
Der angeklagte Nordmazedonier soll sein Opfer, einen damals 38-jährigen Russen aus Tschetschenien, per WhatsApp-Nachrichten zu jenem folgenschweren Treffen beim Haidgatternpark gelotst haben. Als der Jüngere dort seinen grauen BMW X5 anhielt und das Fenster öffnete, verpasste ihm sein Widersacher eine Kugel in den Nacken- und Schulterbereich und machte sich aus dem Staub. Erst zwei Monate später konnte er per europäischem Haftbefehl in der Schweiz ausgeforscht werden.

Falschen „Toni“ festgenommen
Nicht ohne Hürden, denn obwohl das Schussopfer noch im Schockraum den Beamten seine Telefonnummer und wichtige Hinweise gegeben hatte, forschten diese den falschen „Toni“ – einen Syrer – aus. Auch das Opfer ist kein unbeschriebenes Blatt: Es war im Juli wegen schwerer Erpressung zu 24 Monaten Haft, davon acht unbedingt verurteilt worden, nachdem es vom Betreiber eines Handy-Shops Schutzgeld gefordert hatte.

Zehn bis 20 Jahre Haft
Vom Vorwurf der Falschaussage war der Mann aber freigesprochen worden. So billig wird der Nordmazedonier aber wohl nicht davonkommen: Für versuchten Mord drohen zehn bis 20 Jahre oder lebenslang. Ein Urteil ist am Freitag möglich.

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