Frau musste sterben

Experte hinterfragt jetzt Linzer Kepler-Uniklinik

Oberösterreich
28.10.2025 06:11

Der Tod einer Frau (55) aus dem Mühlviertel macht ein Versagen im Gesundheitswesen sichtbar. Der renommierte Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer analysiert den Fall und sagt klar: „Wenn es eine Mannschaft, aber kein freies Bett gibt, ist es keine Uniklinik.“

Der Fall der toten Mühlviertlerin (55) liegt zwei Wochen zurück – und trotzdem wird er von den Verantwortlichen erst diskutiert, nachdem ihn die „Krone“ öffentlich gemacht hatte. Der renommierte Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer meint, man dürfe nicht automatisch von einem Systemversagen sprechen, bevor nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen. Aber: „Der Fall kann ein Beispiel für strukturelle Probleme sein. Wir haben in Österreich eine sehr ungleiche Verteilung der Intensivkapazitäten. Es gibt viele kleine Einheiten, die Betten mit eher leichten Fällen belegen, und große Häuser, die ständig am Limit sind.“

Arzt und Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer
Arzt und Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer(Bild: Martin A. Jöchl)

Dass es wie in Rohrbach fast unmöglich ist, einen Notfall in ein anderes Spital zu verlegen, sieht er so: „Das ist typisch. Solche Verlegungen sind unglaublich aufwendig. Jedes Krankenhaus ist ein eigenes System, da entstehen automatisch Reibungsverluste.“

Pichlbauer sieht ein politisches Versagen, auf das er immer wieder hinweise. Zur „Krone“ sagt er: „Solche dramatischen Fälle führen immer wieder zu Empörung, man sucht Schuldige, entlässt irgendwen – und danach ist wieder Ruhe. Aber strukturell ändert sich nichts.“

Die Linzer Kepler-Universtitätsklinik
Die Linzer Kepler-Universtitätsklinik(Bild: Wolfgang Spitzbart)

Am Linzer Kepler Universitätsklinikum (KUK) gab es im vergangenen Mai ganz kurz die Idee, künftig auch Herzen zu verpflanzen, also ein Zentrum für Transplantation zu etablieren. Im aktuellen Fall gab es aber nicht einmal die Möglichkeit einer Notoperation. Wie passt das zusammen?

Pichlbauer sagt: „Das passt gar nicht zusammen. Das ist reine Showpolitik. Wenn eine Universitätsklinik Herztransplantationen plant, aber bei einer Aortendissektion keine Behandlung sicherstellen kann, ist das absurd. Eine Uniklinik ist die vierte Versorgungsstufe – sie muss immer ein Bett und ein Team bereit haben. Wenn sie das nicht kann, ist sie keine Universitätsklinik.“

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