Mythen wie „Corona gibt es gar nicht“ haben in der Vergangenheit oft zu Diskussionen im Land gesorgt. Ein Forschungsprojekt zweier Universitäten hat jetzt gezeigt, warum bestimmte Menschen an Verschwörungstheorien glauben. In Österreich ist die Zahl der „Schwurbler“ überraschend hoch.
Ein Forschungsprojekt der Universitäten Salzburg und Lausanne zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Glauben an Verschwörungstheorien und der politischen Lage in europäischen Ländern auf. Wer in Staaten mit Korruption oder geringer Demokratieerfahrung lebt, neigt demnach eher zu solchen Erklärungsversuchen. In Österreich ist es jeder Fünfte.
Österreicher zeigen großes Vertrauen in die Politik
Laut Projektinitiator Reinhard Heinisch tendieren rund 20 Prozent der Österreicher zu Verschwörungstheorien – weniger als in den meisten Nachbarländern. Ein wesentlicher Faktor sei „das Vertrauen in die Institutionen, das Vertrauen in die Politik“, erklärte er. „Und das ist in Österreich größer als anderswo.“ Nur in Deutschland ist der Anteil mit 13 Prozent geringer. Zum Vergleich: In Slowenien vermutet die Hälfte der Bevölkerung Komplotte, in der Slowakei sind es 37 Prozent. Die geringste Verschwörungsmentalität in Europa haben nordische Staaten wie Schweden mit nur 7,2 Prozent.
„Corona wurde von Forschern erfunden“
Doch nicht jede unbeliebte Behauptung ist eine Verschwörungstheorie. Aussagen wie „Greta Thunberg ist eine furchtbare Frau“ sei radikal, aber nicht verschwörungstheoretisch, so Heinisch. Eine echte Verschwörungstheorie erfülle spezifische Merkmale: „Es muss eine verschworene Gruppe existieren, die im Geheimen einen Plan schmiedet, der der Bevölkerung schadet, für die Allgemeinheit nicht einsehbar ist und dieser Gruppe Vorteile bringen soll.“ Als Beispiele nennt er Behauptungen, Corona sei von Forschern erfunden worden, um Profit zu schlagen, oder Tech-Milliardäre wollten die Bevölkerung mit Spritzen kontrollieren.
Experte: „Müssen Menschen emotional abholen“
Populistische Parteien würden Mythen wie den „geplanten Bevölkerungsaustausch“ – bei dem Menschen glauben, die „ursprüngliche europäische Bevölkerung“ werde durch „nicht-weiße Einwanderer“ ausgetauscht – oft nur in codierter Form bespielen, so der Experte. Die Wähler ergänzten dann im Kopf, was von Politikern nicht ausgesprochen wird. Eine Lösung könne sein, die Menschen „emotional abzuholen“ anstatt Mythen sogar zu füttern.
Umso radikaler, desto anfälliger für Verschwörungstheorien
Beim Blick auf die Demografie in Österreich zeigt sich: Geschlecht und Alter spielen kaum eine Rolle. Menschen mit mittlerer Bildung seien anfälliger als jene mit höherer oder geringerer Bildung. Die größten Unterschiede zeigen sich beim Wahlverhalten. Wer populistisch oder radikal wählt – ob links oder rechts -, teilt solche Erzählungen öfter. Dies zeige, dass es stark mit dem Systemvertrauen zu tun habe.
Kärnten hat die meisten Verschwörungstheoretiker
Auch innerhalb Österreichs gibt es klare Unterschiede: Kärnten weist mit 30,8 Prozent die höchste Verschwörungsmentalität auf, gefolgt von Salzburg (23,8) und Tirol (23,1). Am geringsten ist der Anteil im Burgenland (12,5), in Wien (15,8) und in Niederösterreich (17,4). Dazwischen liegen Oberösterreich (20,6), die Steiermark und Vorarlberg (jeweils 19,6).
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