Der bisherige Miteigentümer Bajaj aus Indien wird bald die Mehrheit am Innviertler Motorradhersteller KTM übernehmen. In einem schonungslosen TV-Interview mit einem indischen Nachrichtensender bekrittelt der Mehrheitseigentümer in spe „Gier“ und Fehler des alten Managements und sieht die Möglichkeit, mehr als die Hälfte der Gemeinkosten einzusparen.
Beim Motorradhersteller KTM war gerade erst etwas Ruhe eingekehrt: Nach der Insolvenz im Vorjahr wurde Ende Juli die Produktion in Mattighofen und Munderfing in Oberösterreich wieder hochgefahren. Ausgerechnet jetzt sorgt der neue Eigentümer mit schonungslosen Aussagen erneut für Aufregung.
„Gemeinkosten um mehr als 50 Prozent reduzieren“
Die Sanierung gelang KTM dank 800 Millionen Euro vom bisherigen Miteigentümer Bajaj. Dadurch wird die indische Gruppe, wenn alle rechtlichen Prüfungen abgeschlossen sind, bald die Mehrheit an KTM übernehmen. In einem Interview mit dem indischen Fernsehsender CNBC TV18 spricht Rajiv Bajaj, Chef von Bajaj Auto, nun von der Möglichkeit, die „enormen“ Gemeinkosten „um mehr als 50 Prozent zu reduzieren“.
Darunter fielen „Forschung und Entwicklung, alle Marketing-Bereiche, alle operativen Bereiche und natürlich die allgemeine Verwaltung inklusive IT“. Vor allem im Management und im Verwaltungsapparat – von den rund 4000 KTM-Mitarbeitern sind etwa 3000 Angestellte – sieht Bajaj Einsparpotenzial. Dem alten, schon abgelösten KTM-Management wirft der Mehrheitseigentümer in spe „Gier“ und Fehler wie Überproduktion sowie den Einstieg in das E-Bike-Geschäft vor.
Was wir bislang von außen beobachten, ist, dass es die Möglichkeit gibt, die Gemeinkosten um mehr als 50 Prozent zu reduzieren. Und die Gemeinkosten sind enorm.
Rajiv Bajaj, Chef von Bajaj Auto
Bild: fokus visuelle kommunikation Rol
„Konnten Kostenstruktur bereits deutlich verbessern“
Starker Tobak, den man im Innviertel aber gelassen aufnimmt: Um das Unternehmen „zukunftsfit aufzustellen“, würden alle Unternehmensbereiche analysiert, „um Synergien zu nutzen und Effizienzpotenziale zu heben“, sagt KTM-CEO Gottfried Neumeister zur „Krone“. „Auf diese Weise konnten wir unsere Kostenstruktur in den vergangenen Monaten bereits deutlich verbessern.“ Und: Trotz der Mehrheitsübernahme durch Bajaj wird KTM „ein österreichisches Unternehmen mit eigenständigem Management bleiben“.
Was das Interview von Rajiv Bajaj jedenfalls offenbart: Die Restrukturierung beim Motorradhersteller ist noch nicht abgeschlossen – und es wird wohl auch nicht ganz ohne einen weiteren Abbau von Stellen gehen. Der Großteil der Einsparungen dürfte aber ohne Personaleinschnitte machbar sein.
KTM holt Produktion von Spanien nach OÖ
Schon einmal sorgte der Bajaj-Chef mit Aussagen im indischen TV für Aufsehen, als er im August meinte: „Die europäische Produktion ist tot.“ Befürchtungen, die Fertigung könnte aus dem Innviertel abwandern, haben sich bisher aber nicht bestätigt. Im Gegenteil: Wie berichtet, schließt KTM sein Werk in Spanien und verlagert die dortige Produktion von Motorrädern der Marke GASGAS an den Standort nach Mattighofen.
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