Roland Assingers Blick gilt der Zukunft. Über die aufsehenerregende Kritik von nunmehrigen Ex-Athletinnen in der Sommerpause will der ÖSV-Cheftrainer der alpinen Ski-Frauen möglichst nicht mehr sprechen. „Das ist für mich aufgearbeitet und abgehakt“, sagte Assinger vor dem Weltcup-Auftakt am Samstag in Sölden. Dort soll wie gehabt Julia Scheib „die Kartoffel aus dem Feuer holen“.
Die im Vorjahr drittplatzierte Steirerin ist eine aus dem Kreis der ÖSV-Podestfahrerinnen, der vor dem Olympiawinter noch einmal kleiner geworden ist. „Klar, mit Venier haben wir eine Siegläuferin weniger“, sagte Assinger zur APA. Speed-Ass Nina Ortlieb und die solide Punktefahrerin Ricarda Haaser sind beide noch rekonvaleszent. Die Zugpferde und Podiumsanwärterinnen dürften auch 2025/26 Cornelia Hütter, Katharina Liensberger, Scheib und – mit Abstrichen – Mirjam Puchner, Katharina Truppe und Ariane Rädler heißen.
Neue Chance für Solistin Gritsch
Assinger ist „zuversichtlich, weil wir auch letztes Jahr mit Hütter und Liensberger um Kugeln mitgefahren sind und eine sehr gute WM abgeliefert haben. Ich bin guter Dinge, dass wir da dranbleiben.“ Beim Großereignis in Saalbach-Hinterglemm holten die Frauen vier der sieben Medaillen von Ski Austria – eine in jedem Bewerb außer dem Riesentorlauf. Im Weltcup wurden Kristallkugeln teils knapp verfehlt und elf Podestplätze verbucht – knapp unter dem Zehnjahresschnitt von 13.
Während bei Scheib auch in Sölden ein „Podestplatz im Bereich des Möglichen“ liege, sind die Erwartungen für den Rest des RTL-Teams andere. Stephanie Brunner sieht Assinger nach den Trainingseindrücken erneut „die zweite Geige“ hinter Scheib spielen. In die Top fünf fuhr die 31-jährige Tirolerin seit 2018 aber nur einmal, und auch Liensberger ist dies seit 2022 in Killington nicht mehr gelungen. Die mit Privattrainer arbeitende Franziska Gritsch bekommt bis Weihnachten eine neue Chance, sich zu beweisen. Assinger gibt sich keinen Illusionen hin. „Im Riesenslalom sind wir nach wie vor dünn aufgestellt.“
Assinger fordert „den nächsten Schritt“
Seit Jahren behaupten sich dieselben Namen im Nationalteam. „Es sind Namen da, es sind Europacupsiegerinnen da, aber Weltcup ist eine andere Liga. Die Etablierten sind eben etabliert und noch so gut, dass sie die Jungen immer noch im Griff haben“, sagte Assinger dazu. „Die haben Routine und fahren aufgrund des besseren Fitnesstrainings viel länger als früher.“ Klarerweise wünscht sich auch er vor seiner dritten Saison als ÖSV-Cheftrainer, dass sich die nächste Generation bereits jetzt öfters in den Weltcup-Punkterängen zeigt.
Athletinnen wie Nina Astner (25), Victoria Olivier (21), Viktoria Bürgler (21), Carmen Spielberger (23), Magdalena Egger (24) und Nadine Fest (27) traut Assinger das auch zu. „Auf einmal fährst du neben einer Shiffrin. Das ist für viele ein großer Schritt. Dass heuer aber der nächste passieren muss, steht außer Frage.“ Er sieht positive Anzeichen dafür. „Der Respekt scheint abgelegt. Im Riesentorlauf tut die junge Garde der Gruppe definitiv gut. Auch im Slalom steigen sie den Arrivierten im Training zumindest einmal auf die Füße.“ Das sehe man aufgrund der Zeitläufe, so Assinger. „Wenn ich das mit letztem Jahr vergleiche, ist das von den Jüngeren eine Sekunde schneller geworden.“
Ramponiertes Image? „Glaube ich nicht“
Die Akte Venier, die Assinger neben anderen für einen zu harten Umgangston und einschüchternde Kommunikation kritisiert, ist für ihn geschlossen. Bei einer gemeinsamen Team-Klausur habe man verschiedene Blickwinkel beleuchtet. Das sei interessant und lehrreich gewesen, betonte der 52-Jährige. Zu seinem Zugang steht er: „Ich stehe zu den Sachen. Die Verantwortung, die ein Trainer trägt, ist ja kein Kindergeburtstag. Wenn Sachen auffällig sind, müssen die vom Trainer angesprochen werden.“
Assinger verwies auch auf Aussagen von Tennis-Trainer Günter Bresnik, wonach noch niemand zum Erfolg gestreichelt worden sei. Man werde sich auf der erarbeiteten Kommunikationsebene halten. „Es war gut und es wird weiterhin passen.“ Innerhalb des aktuellen Teams funktioniere die Zusammenarbeit nämlich super. „Jetzt geht es darum, schnell Ski zu fahren.“ Dass sein Image möglicherweise beschädigt sei, „glaube ich eigentlich nicht“, meinte der Trainer. „Es war halt viel Blabla und viel medialer Rummel.“
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