Ein 33-Jähriger lieferte sich in Wien-Leopoldstadt eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, weil der Vorbestrafte nicht sechs Wochen ins Gefängnis wollte – am Rücksitz saß seine vier Monate alte Tochter, als er zuerst zwei Autos und dann eine Baustelle rammte. Sein Plan ging jedoch nicht ganz auf: Zuerst saß er 13 Monate in Untersuchungshaft und jetzt wird er zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Schniefend und mit glasigen Augen sitzt der 33-Jährige auf der Anklagebank im Landesgericht Wien. „Ich bin am Handelskai an der Ampel gestanden. Auf einmal ist die Polizei hinter mir und die schalten das Blaulicht ein. Ich hab’ Angst bekommen.“ Wovor? „Er ist ein amtsbekannter Raser“, so die Staatsanwältin. Es ging um offene Verwaltungsstrafen in Höhe von 33.000 Euro – oder sechs Wochen Ersatzfreiheitsstrafe.
Vier Monate altes Baby am Rücksitz
„Ich hab’ mich schon eingesperrt, die Zelle vor mir gesehen“, versucht der Wiener zu erklären, warum er plötzlich ins Gas stieg – im Auto saßen auch seine Lebensgefährtin mit dem gemeinsamen erst vier Monate alten Baby. „Dass sie nicht verletzt wurden, grenzt an ein Wunder“, so die Anklägerin.
13 Monate U-Haft statt sechs Wochen hinter Gittern
„Er hat einen schlechten Tausch gemacht“, so Verteidiger Christian Werner. Denn statt sechs Wochen saß er nun 13 Monate in U-Haft – eine Zeit lang unter anderem wegen versuchten Mordes. Denn nachdem er gegen die Einbahn in eine Seitenstraße gerast war, zwei Autos rammte und schon von Einsatzfahrzeugen umzingelt war, soll er mit seinem 6er-BMW auf einen Polizisten zugefahren sein. Angeklagt ist das jetzt als versuchte absichtlich schwere Körperverletzung.
Wie kann man sagen, dass man das nie machen würde, wenn man es schon gemacht hat?
Staatsanwältin konfrontiert Angeklagten mit Vorstrafe
„Ich hatte nie den Vorsatz, den Beamten zu verletzen“, wiederholt der 33-Jährige immer wieder. „Wie kann man sagen, dass man das nie machen würde, wenn man es schon gemacht hat?“, konfrontiert ihn die Staatsanwältin mit einer beinahe identen Vorstrafe.
Nach dem Vorfall mit dem Polizisten war am 16. September 2024 aber lange noch nicht Schluss: Erst, als er in eine Baustelle krachte und die Beamten seine Reifen zerschossen, konnte er nicht mehr flüchten. „Man musste ihm die Nase brechen, ihn aus dem Auto zerren, damit endlich Schluss war“, verdeutlicht Verteidiger Christian Werner, dass sich sein Mandant einfach einer Festnahme entziehen wollte und keine Verletzungsabsicht hatte.
Das sieht auch der Schöffensenat so: Von der versuchten absichtlich schweren Körperverletzung wird der 33-Jährige freigesprochen. Wegen einer Reihe anderer Delikte, unter anderem Widerstand gegen die Staatsgewalt und versuchter schwerer Körperverletzung, fasst er dreieinhalb Jahre Haft aus. Das Urteil ist schon rechtskräftig.
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