„Ein Meilenstein“

Voest baut Industrie-Testanlage für grünen Stahl

Oberösterreich
25.09.2025 14:00

Bei der Voestalpine in Linz entsteht um 170 Millionen Euro die weltweit erste Demonstrationsanlage zur Herstellung von umweltfreundlichem Roheisen nach der neuen „Hy4Smelt“-Methode. Sie könnte die Stahlproduktion ähnlich revolutionieren wie vor 75 Jahren die Entwicklung des Linz-Donawitz-Verfahrens. Zumindest ist das die Hoffnung.

„Ein Meilenstein für eine emissionsfreie Eisenerzeugung“ oder „Österreichs größtes Forschungsprojekt für den Klimaschutz“ – mit Superlativen wurde auf dem Gelände der Voestalpine in Linz nicht gespart. Hier war am Donnerstag Baustart für die laut Unternehmensangaben weltweit erste industrielle Testanlage, um grünen Stahl nach einer neuen Methode herzustellen. Entwickelt wurde das Verfahren von Anlagenbauer Primetals Technologies.

Es basiert auf zwei Schritten: Im ersten wird ultrafeines Eisenerz durch sogenannte Direktreduktion mittels Wasserstoff in Eisenschwamm umgewandelt. Normalerweise wird zur Umwandlung Koks verwendet – der Wasserstoff in der neuen Methode macht den Prozess energieeffizienter und umweltfreundlicher. Im zweiten Schritt wird der Eisenschwamm in einem elektrischen Schmelzer eingeschmolzen und dabei die Schlacke abgetrennt. So entsteht hochqualitatives Roheisen, das zur Weiterverarbeitung dann in die ebenfalls neuen Elektrolichtbogenöfen kommen kann. „Hy4Smelt“ wurde das zweistufige Verfahren offiziell getauft.

Testbetrieb startet bis Ende 2027
Nun wendet die Voestalpine in Linz das neue Verfahren tatsächlich erstmals industriell an – wenn auch nur in einer Testanlage. „Es ist das größte Forschungsprojekt, das wir bisher abgewickelt haben“, sagt Voest-CEO Herbert Eibensteiner. „Ziel ist sicherzustellen, dass die Prozesse funktionieren“ und zu testen, „ob sie auch wirtschaftlich darstellbar sind.“ In Betrieb genommen werden soll die Demonstrationsanlage bis Ende 2027.

Bereits fix ist ein anderes „grünes“ Projekt: Ab 2027 wird an den Voest-Standorten in Linz und Donawitz je ein Elektrolichtbogenofen, angetrieben mit erneuerbarem Strom, seine Arbeit aufnehmen. Bis 2029 sollen dadurch bis zu 30 Prozent der CO2-Emissionen gegenüber 2019 eingespart werden. Derzeit ist der Stahlkonzern für etwa 15 Prozent aller österreichweiten Emissionen verantwortlich.

170 Mio. Euro Kosten
Vom neuen „Hy4Smelt“-Prozess überzeugt ist Alexander Fleischanderl, CTO von Primetals: „Es ist ein Meilenstein für eine emissionsfreie Eisenerzeugung.“ Ziel der neuen Testanlage – 70 Prozent des benötigten Eisenerzes dafür kommen vom globalen Bergbau-Riesen Rio Tinto – sei es, „der Welt zu beweisen, dass man Eisen nahezu CO2-neutral erzeugen kann.“ Insgesamt kostet das Projekt 170 Millionen Euro. Je 42 Millionen davon kommen von Voestalpine und Primetals, 18 Millionen Euro steuert das internationale Bergbauunternehmen Rio Tinto bei. Und 68 Millionen Euro sind Förderungen des Staates Österreich (52 Mio.) sowie der EU (16 Mio.).

Test läuft bis 2030
Primetals-CTO Fleischanderl vergleicht die neue Methode gar mit dem vor 75 Jahren entwickelten Linz-Donawitz-Verfahren, das bis heute die weltweite Stahlproduktion dominiert. Bis dahin ist es aber freilich noch weit. Das Testprojekt läuft bis 2030, erst dann wird wohl entschieden, ob mit der neuen Methode eine industrielle Massenproduktion wirtschaftlich möglich ist. Eine Herausforderung wird auch die Beschaffung von ausreichend Wasserstoff. Denn eine „echte“ Industrieanlage wäre dann in etwa 20-mal größer als der Testbetrieb.

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