Regisseurin Stephanie Mohr inszeniert die literarische Corona-Aufarbeitung von Daniel Kehlmann. Am Samstag wird „Ostern“ in den Kammerspielen uraufgeführt. Ein Gespräch über gemeinsames Lachen und Theater als Denkanregung.
Fünf Jahre nach der Pandemie. Das ist „einerseits wahnsinnig nah dran, und doch hat man diese Zeit schon irgendwohin zurückgeschoben“. Für Regisseurin Stephanie Mohr ist daher gerade jetzt ein „guter Zeitpunkt, um sich gemeinsam mit diesen Zeiten zu beschäftigen“, erzählt sie im „Krone“-Gespräch: „Und das Theater ist der ideale Ort dafür.“
Schriftsteller Daniel Kehlmann dachte ähnlich und hat für die Kammerspiele das Stück „Ostern“ geschrieben, eine Auseinandersetzung mit der Pandemie und damit, was Corona mit uns als Menschen, als Gesellschaft gemacht hat. Die Uraufführung ist heute.
Über die Absurditäten dieser Zeit laut lachen
„Menschen haben immer noch ein Bedürfnis, sich auszutauschen über die Pandemie“, ist Mohr überzeugt, „darüber, was sie bewegt hat – vielleicht immer noch bewegt. Nicht polemisch, sondern auf einer ganz persönlichen Ebene.“ Dazu kann dieser Abend beitragen: „Daniel Kehlmann hat einen wunderbaren Zugang gefunden, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Das Stück hat eine tief berührende, aber auch eine unterhaltsame Ebene. Manchmal hilft es, über die Absurditäten dieser Zeit laut zu lachen.“
Die Zusammenarbeit mit Daniel Kehlmann beschreibt Stephanie Mohr als sehr angenehm und aufgeschlossen: „Ein Autor, wie man ihn sich wünscht!“
Das Stück „Ostern“ hat zwei sehr verschiedene Teile, verrät Stephanie Mohr. Der erste Teil ist kabarettistisch und Sketch-haft, der zweite beschäftigt sich mit einer einzelnen Figur, „die in ihrer Vereinsamung, in ihrer Isolation in Quarantäne in verschiedenste Richtungen eskaliert“.
Mehr Misstrauen und Schwarz-Weiß-Denken
Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen in unserer Gesellschaft, resümiert die 1972 geborene Regisseurin: „Was bleibt, ist die grundsätzliche Bereitschaft zur schnellen Empörung, das Misstrauen ineinander. Und es sind Dinge passiert, die eine Gesellschaft auseinandergetrieben haben. Das ist uns leider auch geblieben: die Bereitschaft, schnell in Schwarz und Weiß zu denken, anstatt grundsätzlich in einen Diskurs zu gehen, in ein Gespräch, in eine demokratische Auseinandersetzung.“
Kann Theater helfen, das aufzubrechen? „Das hoffen wir! Es geht um verschiedene Blickwinkel. Der Kopf ist rund, damit man auch andere Perspektiven einnehmen kann.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.