Mit Mozarts „Zauberflöte“ steht am Sonntag die erste Premiere der Saison an der Volksoper Wien auf dem Programm. Hausherrin Lotte de Beer inszeniert. Bühnenbildner Christof Hetzer hat dafür eine fantasievolle Aquarell-Welt erdacht und gemalt. Ein Besuch in der Malwerkstatt.
Ein 14-Jähriger verarbeitet die aufkeimenden Themen des Erwachsenwerdens – im Zeichnen. Aus seinem Comic-Tagebuch entsteht die Geschichte der Zauberflöte. Es ist eine ungewöhnliche Perspektive, die Lotte de Beer für ihre Neuinszenierung des Mozart-Klassikers an der Volksoper Wien gewählt hat. Ihr Bühnenbildner Christof Hetzer kann viel mit der Idee anfangen, erzählt er im „Krone“-Gespräch: „Die ,Zauberflöte‘ hat eine gewisse Naivität, eine Märchenhaftigkeit und behandelt doch die ganz großen Fragen. Wie bei einem Heranwachsenden: Die Themen haben etwas Spielerisches und sind doch absolut essenziell.“
Animierte Aquarelle
Für die Umsetzung dieser Idee hat der Bühnenbildner sich für ein klassisches Medium entschieden: die Malerei. „Die Idee fasziniert mich seit langer Zeit: wieder mehr Malerei auf die Bühne zu bringen“, erzählt der in Salzburg geborene Hetzer beim Werkstattgespräch.
Die ersten 30 Bilder malt man und wirft sie weg – bis man da hinkommt, wo es interessant wird.
Christof Hetzer, Bühnenbildner
In seinem Atelier hinter der Volksoper unter den Stadtbahnbögen blättert er durch einen Stapel an Gemälden und Zeichnungen, aus denen die Inszenierung entstanden ist: bunte Aquarelle mit Figurinen, Schlangenköpfen und Landschaften. Für die Inszenierung wurden die Bilder digitalisiert und teilweise animiert. So entstehen projizierte lebendige Landschaften: „Damit nicht ein Darsteller vor einem Hintergrund steht, sondern eine eigene gemalte Welt entsteht auf der Bühne.“
Für Wasserfarben hat sich Christof Hetzer bewusst entschieden: „Das hat eine große Unmittelbarkeit. Man arbeitet sehr im Moment, alles zerfließt, man kann nichts korrigieren.“ Aus einem riesigen Stapel an Bildern haben Hetzer und Regisseurin de Beer dann die Welt dieser Zauberflöte gebaut – „die ersten 30 Bilder malt man und wirft sie weg, bis man dann da hinkommt, wo es interessant wird.“
Musiktheater kann dazu ermutigen, kritisch zu denken, einander genau zuzuhören, Empathie zu zeigen.
Christof Hetzer
Trotz der kindlichen Perspektive, ist auch diese „Zauberflöte“ kein Jugendstück, so Christof Hetzer: „Es ist eine Produktion für alle.“ Was Besucher aus dieser „Zauberflöte“ mitnehmen können? „Musiktheater kann dazu ermutigen, kritisch zu denken, hinter die Dinge zu blicken, einander genau zuzuhören, Empathie zu zeigen.“
Mozart als Teamkollege
Die Musik Mozarts war einer der Gründe für den 1976 geborenen Künstler, für dieses Projekt zuzusagen: „Wenn man etwas erschafft, das im Geiste des Stückes ist, dann hat man immer einen Teamkollegen in ihm. Außerdem ist Mozart absolute Avantgarde. In diesen märchenhaften Behandlungen von Stoffen hat man ja immer eine Verknappung, eine Zuspitzung. Es hat insofern an sich schon was von einer Graphic Novel.“
Gezeichnete Bildgeschichten haben Christof Hetzer schon als Jugendlicher interessiert: „Mein Vater ist ja auch Bühnenbildner und hat eine ganze Regalwand von Comics – von Moebius, Enki Bilal, Frank Miller. Die hat mich immer begeistert. Ich habe immer schon einen Weg gesucht, diese Welt ins Musiktheater zu bringen.“
Der 14-jährige Comic-Zeichner ist also auch ein Alter Ego von Christof Hetzer? „Natürlich, es macht ja auch Spaß, sich an das Kind zurückzuerinnern, das man war. Und ich hoffe, man bleibt dieses Kind auch ein bisschen.“
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