959.200 Euro – diese Summe hatte eine 69-Jährige ihren fünf männlichen Opfern herausgelockt. Das Geld brauche sie, um einen vermeintlichen Lottogewinn aus Texas ausbezahlt zu bekommen. Erst glaubte sie selbst daran, doch auch danach lockte sie den Männern noch Geld heraus. Am Montag wurde sie zu einer Haftstrafe verurteilt.
Drei Millionen britische Pfund waren die sprichwörtliche Karotte vor der Nase der 69-jährigen Österreicherin aus Israel, die sich am Dienstag am Landesgericht Linz selbst wegen Betrugs verantworten musste. Diese Summe habe sie in einer texanischen Lotterie gewonnen, wie die Linzerin im Jahr 2017 erfuhr. Erst erschien ihr dies plausibel, weil sie einige Zeit zuvor tatsächlich an einer Lotterie in dem US-Bundesstaat teilgenommen hatte.
Geld für Auszahlung
Zur Auszahlung des vermeintlichen Gewinns fielen aber immer höhere Kosten an – Steuern, Zölle, Rechtsanwalts- und Notariatsgebühren und vieles mehr. Weil sie dafür nicht aufkommen konnte, lockte sie Männern aus ihrem Bekanntenkreis immer wieder Geldsummen heraus – dem Hauptopfer gleich stolze 45.750 Euro.
Betrogene wurde Betrügerin
Schnell war ihr aber offensichtlich klar, dass es sich bei dem Lottogewinn um einen Betrug handelte und ihre Überweisungen nach Südafrika gingen. Doch obwohl sie bei der Polizei Anzeige erstattet hatte, zog sie ihren Bekannten, allem voran dem Hauptopfer, die Ersparnisse aus der Tasche.
Wilde Geschichten
Dazu tischte sie diesen nicht nur gefälschte Gewinnurkunden, sondern auch die wildesten Geschichten auf. Schließlich gab sie sogar zu, einem Betrug aufgesessen zu sein, nur um wenig später vermeintliche Lichtbilder der festgenommenen Betrüger aus dem Ärmel zu zaubern. Das Geld sei in Sicherheit, meinte sie, es brauche nur eine kleine Zahlung, um es zurückzuholen. Weiterhin überwies sie offenbar die Summen gänzlich weiter nach Südafrika.
Entführt oder doch untergetaucht?
Als auch noch ein vermeintlicher Lebensgefährte aus den USA mit Millionen am Konto ins Spiel kam, wurde es einem der Männer zu viel, und er erstattete seinerseits Anfang 2018 Anzeige, woraufhin die 69-Jährige für zwei Wochen in U-Haft kam. Anstatt sich an ihre Weisungen zu halten und mit der Polizei in Kontakt zu bleiben, tauchte die untersetzte Frau unter, was sie später mit einer absurden Entführung in ein unterirdisches Verlies rechtfertigte. Dort seien Hunderte Frauen festgehalten und vergewaltigt worden, und sie habe nur durch eine Lüge entkommen können.
Mit Tibor Foco in Paris
Außerdem ließ es sich die Frau trotz Ankündigung, nicht aussagen zu wollen, nicht nehmen, vor Gericht von einer angeblichen Begegnung mit Tibor Foco und einem französischen Kriminellen in Paris zu erzählen. Dabei sei sie verletzt worden und wieder nach Österreich zurückgekehrt.
Die Geschichte sorgte für Schmunzeln im Saal und untermauerte, was zwei voneinander unabhängige Gutachten belegen: Die Frau sei „gerade noch“ zurechnungsfähig und leide an einer Persönlichkeitsstörung, aufgrund derer sie quasi am laufenden Band extreme Lügengeschichten erfinde. Kombiniert mit angeblichem schauspielerischem Talent sei sie eine fast perfekte Betrügerin, habe sich aber nicht selbst bereichert, sondern alles weiterüberwiesen.
Geld für immer weg
Obwohl sie sowohl im Verhandlungssaal als auch während der Beratung davor im Gang immer wieder von ihrer Anwältin zum Schweigen ermahnt werden musste, blieb sie zum Vorwurf wortkarg, bekannte sich aber geständig. Weil sie zudem unbescholten war, kam sie mit einer teilbedingten Haftstrafe von zwei Jahren – acht Monate scharf – davon, rechtskräftig. Weil sie bereits vier Monate in U-Haft verbracht hatte, muss sie nur noch vier Monate absitzen. Die rund eine Million Euro, um die die Mindestrentnerin ihre Bekannten gebracht hat, werden diese nie wiedersehen.
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