Er war leichtsinnig und wollte doch nur dazu gehören – das liefert ein 19-Jähriger als Erklärung, warum er nicht nur IS-Propaganda teilte, sondern auch zahlreiche Hitler-Bilder verschickte. Vor Gericht erklärt der Grundwehrdiener nun, dass er mit dem Islam gar nichts am Hut hätte, schließlich gehe er zu Weihnachten in die Kirche. Die Wiederbetätigung hätte der Wiener vielmehr als Spaß gesehen. In einem Fall glauben ihm die Geschworenen ...
Der blonde Wiener, der im Saal 203 Platz nehmen muss, ist unscheinbar. Der 19-Jährige war auf unterschiedlichen Schulen, machte keine davon fertig. Auch eine Berufsausbildung schloss er nie ab. „Er hat auch nicht viele Freunde und keine Freundin. Er macht keinen Sport und hat auch sonst keine Hobbys“, charakterisiert sein Verteidiger den jungen Mann. „Was er hat, ist viel Zeit und ein Handy.“ Und das sei ihm zum Verhängnis geworden.
Instagram-Profil mit IS-Propaganda
Erstmals wurde der Staatsschutz auf den Österreicher aufmerksam – auf seinem Instagram-Profil veröffentlichte er nämlich drei Videos mit erhobenem Zeigefinger – einer Geste typisch für den IS – und Terror-Gesänge im Hintergrund. Der Grundwehrdiener – aktuell ist der 19-Jährige beim Bundesheer – wurde angezeigt, es kam zu einer Hausdurchsuchung, inklusive Handyauswertung.
Alles, was nicht erlaubt ist
Die Ermittler fanden daraufhin eine unübliche Kombination aus Inhalten: Neben Propaganda für die Terrororganisation fanden sie auch zahlreiche Hitler-Bilder mit teils verherrlichenden Sprüchen. Und eine Kindesmissbrauchsdarstellung ...
Ich wollte einfach nur dazu gehören, damit ich irgendwelche Freunde habe.
Dürftige Erklärung für IS-Propaganda und Hitler-Bilder
Die Erklärungen des 19-Jährigen scheinen simpel: „Ich hab‘ mir nichts dabei gedacht“ und „Ich wollte einfach nur dazu gehören, damit ich irgendwelche Freunde habe“. Seinen Anfang hätte das Ganze genommen, als seine Freundin Ende letzten Jahres mit ihm Schluss machte. Sie hätte zu ihm gemeint, er klammere zu viel und solle sich eine Beschäftigung suchen. Das waren dann falsche Freunde und der radikale Islamismus.
„Ich war zu faul“
Vor den Geschworenen behauptet der Wiener nun, er hätte aber gar nicht gewusst, was ein erhobener Zeigefinger bedeutet. Er spreche auch kein Arabisch, würde auch nicht wissen, was der Dschihad ist – er hätte einfach mitgemacht. „Warum informieren Sie sich nicht?“, will der vorsitzende Richter wissen. „Weil ich zu faul war“, die wohl zu ehrliche Antwort des Grundwehrdieners. „Für wie blöd halten Sie uns eigentlich“, reißt dem beisitzenden Richter Christoph Bauer irgendwann der Geduldsfaden.
Dabei wurde noch nicht einmal die Wiederbetätigung thematisiert. Dazu meint der 19-Jährige: „Wir haben das als Spaß gesehen.“ Man habe sich einfach Bilder hin und her geschickt – ein sogenannter Sticker-Spam. Den Humor hinter einer Abbildung von Adolf Hitler und dem Wort „Sieg“ in großen Buchstaben darunter sucht der Schwursenat aber vergeblich.
Die „Unwissenheit“ gegenüber der Terrororganisation Islamischer Staat kann für den – wie er selbst sagt – gläubigen Christen, schließlich geht er zu Weihnachten in die Kirche, in einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren enden. Vor dem Schwurgericht kommt er mit 18 Monaten bedingter Haft davon. Von der Wiederbetätigung ergeht ein Freispruch – begründen müssen das die Laienrichter nicht. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
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