Die Nutzer des Online-Schwarzmarktes Sheep Marketplace sind erzürnt. Aus heiterem Himmel hatten die Betreiber der nur über das Anonymisierungsnetzwerk TOR zugänglichen Website, auf der mit Drogen und anderen illegalen Gütern gehandelt wurde, ihre Seite dicht gemacht. In einer Nachricht entschuldigen sie sich und nennen als Grund den Diebstahl von 5.400 Bitcoins bei einem Cybereinbruch – das Geld der Nutzer und die eigenen Provisionen.
Seitenbetreiber könnten User geprellt haben
Wie das IT-Nachrichtenportal "The Verge" berichtet, könnten bei dem Coup allerdings deutlich mehr Bitcoins gestohlen worden sein als gedacht. Und zwar von den Betreibern selbst. Die Nutzer hätten nämlich heftige Zweifel daran, dass es tatsächlich jemandem gelungen sein soll, die Server des Sheep Marketplace zu kapern und alle Bitcoins zu entwenden. Ihre Vermutung: Die Betreiber haben sich mit dem gesammelten Vermögen der User aus dem Staub gemacht.
Dafür spreche, dass in den Tagen vor dem vermeintlichen Bitcoin-Diebstahl seltsames Verhalten auf der Website beobachtet worden war. Zuerst soll ein Nutzer beobachtet haben, dass eingezahlte Bitcoins nicht mehr zurückgezogen werden konnten. Und dann schaltete die Website Massenbestellungen für Drogen frei – gegen Vorkasse, versteht sich. Gut möglich, dass die Betreiber der Website zu diesem Zeitpunkt bereits wussten, dass sie ihre Website schließen würden, und sich noch an ihrer Nutzerschar bereichern wollten.
Sheep-Marketplace-User folgen der Bitcoin-Spur
Die übt sich nun in Selbstjustiz. Einige der ehemaligen Nutzer der Website haben es sich zur Aufgabe gemacht, das verschwundene Geld bei Diensten zur Bitcoin-Geldwäsche wiederzufinden. Dieser Gruppe zufolge soll die Zahl der gestohlenen Bitcoins weit höher sein, als von den Sheep-Marketplace-Betreibern angegeben. Nicht weniger als 96.000 Bitcoins sollen derzeit von einer digitalen Geldbörse in die andere wandern – das sind 96 Millionen US-Dollar. Die Nutzer hoffen, bei jenem Dienst, der die Bitcoins dann wieder in Echtgeld umtauschen soll, die Identität der Diebe zu enthüllen.
Ob das gelingt, lässt sich noch nicht sagen. Feststellen lässt sich aber schon jetzt ein zunehmendes kriminelles Interesse an der Online-Währung. Egal, ob sie nun von den Betreibern einer dubiosen Seite oder versierten Hackern, die in eine solche Seite einbrechen, entwendet werden: Durch das enorme Spekulanten-Interesse an den digitalen Münzen, das den Kurs zuletzt explodieren ließ, werden sie auch immer interessanter für Kriminelle. Gut möglich, dass sich Geschehnisse wie bei Sheep Marketplace künftig häufen.
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