Das Café Tritsch & Tratsch an der Mariazeller Straße. Karl Taboga wählte es anscheinend bewusst. Des Namens wegen. Weil schon so viel über die Causa getratscht wurde; aber vor allem, weil er reden wollte. Über seinen Sohn, für den jene Unschuldsvermutung gilt, die sogar bei seinen Eltern bröckelt. "Entschuldigen'S den Ausdruck", hält Karl Taboga inne, "aber der Dominique hat Scheiße gebaut."
Mutter Anita sitzt daneben und nickt. "Kein Foto von mir. Bitte." Dabei geht die resolute Frau mit der Thematik genauso offen und offensiv um wie ihr Gatte. Man kennt die Tabogas in St. Pölten. Beide sind ausgestattet mit einem guten Büro-Job. "Aber Verstecken kommt für uns nicht infrage. Es bringt doch nichts, wenn wir uns daheim verkriechen und fertigmachen."
Dominiques Frau rief unter Tränen an
Karl sucht im Gespräch stets den Blickkontakt, während Anita immer wieder einen Punkt im Raum fixiert. Um nachzudenken, manchmal auch kopfschüttelnd. "Der 11. November war's, als uns die Nicole, Dominiques Frau, anrief und unter Tränen mitteilte, dass sie erpresst werden." Noch schlimmer war's, als sich Nicoles Vater am Mittwoch meldete: "Jetzt haben's den Dominique mitgenommen." Sie, die Leute vom Bundeskriminalamt.
Das Warum ist für die Eltern nach wie vor ein Rätsel. "Wir fragen uns permanent, was wir anders hätten machen können oder ob etwas zu verhindern gewesen wäre. Warum kam er nicht zu uns, wenn er Schulden hatte? Er sagte nichts, wir finden keine Antworten."
Für Karl Taboga steht fest, dass der jüngere seiner beiden Söhne eine Art Maske trug. "Er ließ sich nichts anmerken, weder bei unseren persönlichen Treffen noch am Telefon." Auch nicht letzten Dienstag, einen Tag vor der Festnahme. "Da hat er nur gemeint, dass sich in der ganzen Sache noch einige fest anhalten werden müssen."
"Dominique war immer zu leichtgläubig"
Wieder nickt Anita. "Ich bin nur froh, dass die zwei Kleinen noch nichts mitkriegen." Die nicht einmal zweijährigen Zwillinge, die sie einmal im Monat nach St. Pölten holte. "Einmal im Monat, das zeigt ja, dass Dominique zu weit von uns weg war." Und zwar seit dem Jahr 2002, als er nach Leoben wechselte. Dorthin, wo alles begann. "Er hat einen eisernen Willen, war aber immer zu leichtgläubig", weiß die Mutter. "Irgendwann", ergänzt der Vater, "muss er die falschen Leute kennengelernt haben. Diese Wettmafia, die sein Leben ruinierte."
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