Ungewohnter Trubel herrschte um Ljudmila Samsonowa nach ihrem ersten Einzug in ein Grand-Slam-Viertelfinale. In dem sie Mittwoch auf Iga Swiatek trifft. Nur weiß sie das noch nicht! Denn die Russin will ihre nächste Gegnerin nie wissen. „Sonst zermartere ich mir das Hirn.“
Auch der Sport treibt seltsame Blüten. Dergestalt, dass sie selbst erfahrene Journalisten überraschen. Wollte man in Wimbledon die Pressekonferenz der Russin Ljudmila Samsonowa besuchen, die über ihr erstes Viertelfinale bei einem Grand Slam jubelte, wurde man von einem Aufpasser abgefangen, der einem klarmachte: Bei Zutritt herrscht Verschwiegenheitspflicht! Natürlich durfte man Fragen stellen, doch man musste versprechen, der 26-Jährigen nicht ihre nächste Gegnerin zu verraten. Sie wolle das nicht wissen...
Was ein bisschen wie Selbstsabotage klingt, sollte man doch meinen, es wäre von Vorteil, sich genau auf einen Kontrahenten einstellen zu können, ist im Sport tatsächlich kein Einzelfall. Im Judo etwa ist es recht weit verbreitet, dass Athleten ihren Auftaktgegner nicht kennen wollen. Im Tennis ist dieses Phänomen zwar selten, aber durchaus existent.
Das bekannteste Beispiel ist Adrian Mannarino. Dieser bat im Lauf seiner Karriere auch darum, man möge ihm seinen nächsten Gegner nicht verraten. Freilich muss man als Tennisspieler wissen, wann man denn ungefähr auf welchem Platz spielen müsse. Als der Franzose einmal bei den US Open auf Novak Djokovic traf, und ihm sein Team im Vorfeld ankündigte, er werde auf dem Center Court spielen, konnte sich Mannarino freilich schon denken, dass ihn ein großes Kaliber erwarten würde.
Freunde hatten Mitleid
Robby Ginepri, einst Semifinalist bei den US Open, war ein weiterer Tennisprofi, der nach der Auslosung nie seinen Gegner kennen wollte. Einmal erwischte er in der ersten Runde der French Open ausgerechnet Rafael Nadal. „Als da einige Freunde zu mir kamen und mich mit mitleidigen Gesichtern fragten, ob ich mir schon das Tableau angeschaut habe, wusste ich schon, was mir blühte“, erinnert sich der US-Amerikaner.
Samsonowa kann sich freilich ausrechnen, dass im Viertelfinale eines Grand Slams auch keine leichte Hürde auf sie warten wird. Es helfe ihr aber mental, nichts Genaueres zu wissen. „Wenn ich zu früh über die Gegnerin nachdenke, dann beginne ich, mir das Hirn zu zermartern und überdenke zu viele Dinge“, erklärt die Russin ihren Ansatz. Es sei auch gar nicht so schwierig, dies tatsächlich nicht zu erfahren, nicht nur in ihrem Umfeld, sondern auch auf ihrem Handy. „Das ist gar kein Problem.“
Swiatek will es verraten – vielleicht
Erst am Abend vor einem Match oder vielleicht erst in der Früh schaut sich Samsonowa an, wer denn nun auf sie wartet. An diesem Mittwoch wird es im Wimbledon-Viertelfinale die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin Iga Swiatek sein. Die Polin freilich hat Kenntnis von ihrer Gegnerin. „Für mich ist das wichtig, ich muss mich vorbereiten“, hat sie eine eher traditionelle Herangehensweise und scherzte: „Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass wir gegeneinander spielen...“
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