Die Situation rund um das Wiener Suchthilfezentrum „Jedmayer“ in Mariahilf eskaliert weiter, selbst angrenzende Spielplätze und andere Bezirke sind betroffen. Die SPÖ aus dem benachbarten 15. Bezirk wendet sich nun direkt an den Bürgermeister, fordert eine Evaluierung.
Süchtige, die sich mitten in der U-Bahnstation für alle sichtbar eine Spritze setzen, Diebstähle im Supermarkt, Drogenabhängige, die Stiegenhäuser besetzen. Weder die Aufstockung der Zahl der Streetworker noch ein Polizeicontainer direkt vor der U6 konnte für Verbesserung sorgen. Neben den Öffi-Nutzern sind vor allem Anrainer und Geschäftstreibende die Leidtragenden – im 6., 7. als auch im 15. Bezirk.
Verzweifelte Anfragen
An die Bezirksvertretung wandten sich zahlreiche Anrainer mit der verzweifelten Bitte um Lösungen. Vor allem, nachdem es in einem Wohnhaus zu einem tätlichen Angriff gegen einen Mieter gekommen war, bei einem anderen Zwischenfall musste die Feuerwehr ausrücken, da das Drogenaufkochen im Stiegenhaus einen Brand auslöste.
„Die wirklich untragbaren Zustände, die Ihnen sicher bekannt sind, möchte ich nochmal in aller Deutlichkeit aufzeigen: Schlägereien vor meiner Türe.
Frische und eingetrocknete Blutspritzer ,verschönern’ die Gehsteige. Die Autofahrer müssen beim Ausparken aufpassen, niemanden niederzuführen, weil Süchtige zwischen den geparkten Autos liegen.
Die Hundezone ist eher ein eingezäunter Käfig für Drogenabhängige, die auf den Bänken konsumieren und dann eine halbe Stunde lang reglos liegen bleiben.
Junge Frauen, die vor Kurzem in die Gumpendorfer Straße gezogen sind, trauen sich weder in der Früh noch abends bei der U6-Station ein- oder auszusteigen. Sie machen den Umweg über die U4-Margaretengürtel.“
Der Bezirksvertretung Rudolfsheim-Fünfhaus reicht es nun, die SPÖ selbst hat – mit Unterstützung aller anderen Fraktionen außer KPÖ Links – einen Antrag an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gestellt, die Situation zu evaluieren und für Verbesserung zu sorgen. Der ÖVP ist das zu wenig, sie will mehr Videoüberwachung, eine Alkoholverbotszone und die Dezentralisierung des Suchthilfe-Angebots.
Drogen, Gewalt, Vermüllung und Verunsicherung der Bevölkerung. Es braucht mehr als eine Evaluierung. Lösungen liegen am Tisch.
Felix Ofner, ÖVP-Bezirksparteiobmann Rudolfsheim-Fünfhaus
Bild: ÖVP Rudolfsheim-Fünfhaus
Aus dem Büro von Ludwig heißt es, man nehme die Anliegen ernst, verstärke die Sozialarbeit als auch das Angebot. Gleichzeitig wird die Personalnot bei der Polizei kritisiert.
Szene verlagert sich
Dennoch verlagert sich die Drogenszene immer weiter – die „Krone“ berichtete bereits über die Exzesse vor der Lazaristenkirche. Auch die Obdachlosenszene breitet sich immer mehr in den Wohngegenden aus. So kam es ausgerechnet in der ersten Ferienwoche zu unschönen Szenen im Andreaspark.
In den bunten Röhren und Häuschen, die eigentlich für Spiel und Abenteuer gedacht sind, lagen zwei Obdachlose und schliefen. „Die Kinder haben gleich gemerkt, dass da jemand drinnen liegt. Es hat gestunken, die Kinder waren geschockt und wollten danach natürlich nicht mehr herumtollen“, schildert eine betroffene Mutter. Sie betont, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handle. Immer wieder würden Obdachlose in den Röhren übernachten.
„Stadt muss Problem erkennen“
Christina Schlosser (ÖVP) fordert daher ein entsprechendes Konzept von der Stadt. Schlosser: „Im Bezirk und in der Stadt muss endlich das Problem erkannt werden. Diese Menschen benötigen Hilfe, denn es werden immer mehr. Daher braucht es dringend weitere Einrichtungen. Ein Spielplatz oder ein Park sind denkbar schlechte Schlafplätze. Vor allem jetzt in den Ferien werden diese Spiel- und Erholungsoasen von Familien besonders genützt.“
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