Philipp Lipiarski hat zehn Jahre lang auf Partys fotografiert. Mittlerweile zählt der Wiener zu den Bekanntesten seiner Zunft in der Stadt. Der „Krone“ erzählt er, was es dafür braucht.
„Krone“: Herr Lipiarski, Sie sind selbstständiger Fotograf. Wie hat sich das ergeben?
Philipp Lipiarski: Selbstständig bin ich schon seit 2011, aber eigentlich hat es viel früher angefangen – nämlich in dem Moment, als ich gemerkt habe, dass man mit einer Kamera nicht nur Erinnerungen festhalten, sondern auch Gespräche vermeiden kann, wenn man sie sich vors Gesicht hält (lacht). Aber im Ernst, begonnen hat alles mit der Gründung unserer Agentur Good Life Crew. Wir haben zu Beginn Partys veranstaltet und ich dachte, es wäre eine gute Idee diese zu fotografieren und ins Internet zu stellen.
Wie ist das denn, auf Partys zu fotografieren? Alle feiern, aber Sie müssen arbeiten?
Als Partyfotograf bist du so etwas wie der stille Beobachter im Auge des Sturms – mittendrin, aber nüchtern. Während sich Lippenstifte langsam verabschieden, Hemden von selbst aufgehen und die Würde draußen frische Luft schnappt, drücke ich im richtigen Moment ab. Wenn niemand mehr an die Kamera denkt. Aber genau da entstehen die besten Bilder. Ungestellt, chaotisch, ehrlich. Ich liebe diese Momente. Auch wenn ich am nächsten Tag in der Bildauswahl manchmal laut lache und manchmal weine. Manchmal gleichzeitig.
Ist Ihnen etwas besonders in Erinnerung geblieben?
Einmal hat jemand gefragt, ob ich auch Hochzeiten fotografiere. Und dann direkt gefragt, ob wir heiraten wollen. Ich habe höflich abgelehnt. Wegen der schlechten Lichtverhältnisse.
Was begeistert Sie an der Fotografie?
Dass ich echte Emotionen einfangen kann. Ich friere nicht nur Bilder ein, sondern kleine Momente, an die man sich sonst nie mehr erinnern würde. Der Blick, bevor jemand lacht. Die Geste, wenn jemand nervös ist. Das Leuchten in den Augen, wenn jemand sich selbst schön findet, vielleicht zum ersten Mal. Und ich liebe es, dass ich Menschen ein gutes Gefühl geben kann. Oft sagen sie nach dem Shooting: ,Ich hab mich ja nie gern fotografieren lassen, aber bei dir war es anders.’ Und das ist mein größtes Kompliment.
Sind Menschen durch Social Media heute kritischer als früher bei Fotos?
Oh ja. Früher hat man ein Bild gemacht, es war gut, fertig. Heute gibt es Filter, Retusche, Faceapps und dann noch Feedback von 27 Leuten auf Instagram. Die Menschen sind nicht nur kritischer, sondern auch unsicherer. Viele sind aber auch selbstbewusster, wissen, sich zu präsentieren. Und ich helfe ihnen dabei.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.