Der Goldpreis ist nach der Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China etwas zurückgegangen. Unter Anlegern herrscht teilweise Verunsicherung. Ein Gold-Experte hält aber an seiner Prognose fest.
„Es gibt ob der kleinen Korrektur schon einen Katzenjammer“, dennoch sieht Gold-Experte Ronald Stöferle noch „reichlich Luft nach oben“. An seinem Langfrist-Kursziel bis 2030 von 4800 US-Dollar (rund 4280 Euro) pro Unze hält er fest – die „absolute Untergrenze“ der aktuellen Preiskorrektur zieht er bei 2800 US-Dollar.
In ihrem am Donnerstag veröffentlichten 19. „In Gold We Trust“-Report des Vermögensverwalters Incrementum gehen die Hauptautoren Stöferle und Mark Valek davon aus, dass der Goldpreis in einem inflationären Szenario bis Ende dieses Jahrzehnts sogar auf 8900 Dollar steigen könnte.
Gold ist kein „Schnäppchen“ mehr
Seit Veröffentlichung des Reports 2024 habe Gold mehr als 35 Prozent zugelegt und damit viele Aktienmärkte übertroffen. „Gold ist nicht mehr auf Schnäppchen-Niveau“, räumte Stöferle bei der Präsentation des 440 Seiten starken Goldreports ein, aber „wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange“.
Das Leitmotiv der aktuellen Ausgabe ist „The Big Long“ – in Anlehnung an den Buchtitel „The Big Short“, der den Kollaps des US-Hypothekenmarkts beschreibt. Demnach könnte Gold künftig wieder eine monetäre Rolle spielen und in einer geopolitisch und wirtschaftlich zunehmend fragmentierten Welt als sicherer Hafen an Bedeutung gewinnen.
Die Autoren verweisen auch auf geopolitische Veränderungen – von der Zollpolitik Donald Trumps bis hin zu einer möglichen Neupositionierung des US-Dollars. In einem Szenario politischer Unsicherheit könnten auch Überlegungen wie eine Neubewertung der US-Goldreserven oder goldgedeckte Anleihen wieder stärker in den Vordergrund treten.
„Trump-Schock“ sorgt für Verunsicherung
Die auch wirtschaftspolitische Neuausrichtung der USA - Valek spricht vom „Trump-Schock“ – sei mehr als ein Handelskrieg. So werde von der neuen US-Regierung „erstmals adressiert, dass es nachhaltige Ungleichgewichte auf der fiskalischen Ebene, auf der Handelsebene, aber letztlich auch auf der monetären Ebene gibt“. Erstmals werde von einer US-Regierung die strukturelle Überschuldung des Landes offen eingeräumt.
Zwar seien die Zinsleistungen für die Staatsschulden in den 2010er Jahren im Verhältnis zur BIP-Entwicklung stabil gewesen, gleichzeitig seien aber die Schulden gestiegen. „Das war natürlich nur aufgrund des jahrelangen Nullzins-Umfeldes möglich.“ Nun seien die USA aber in die „Nullzinsfalle“ geraten – die Zinskosten seien inzwischen schon größer als der Verteidigungsetat.
Das erhoffte Sparpotenzial, das man sich durch die von Elon Musk geleitete DOGE-Initiative erhofft habe, werde weit verfehlt – die Schätzungen für dieses Jahr würden sich auf 155 Milliarden US-Dollar belaufen. „Das ist auch eine große Summe, aber verglichen mit den gesamten Staatsausgaben fällt es relativ wenig ins Gewicht.“ Wie es den USA gelingen soll, das strukturelle Handelsdefizit zu beseitigen, sei nicht erkennbar, so Valek.
Dass dies mit der aktuellen Handels- und Zollpolitik zu schaffen sei, „ist aus unserer Sicht unwahrscheinlich“. Die Goldexperten gehen davon aus, dass die Trump-Regierung versuchen werde, den Dollar deutlich abzuwerten.
Zentralbanken als Preistreiber
Ein wichtiger Treiber des Goldpreises bleibt die Goldnachfrage der Zentralbanken. Sie agieren laut Stöferle „nicht preissensibel“ und würden Gold als strategisches, politisch neutrales Reserve-Asset betrachten. Drei Jahre in Folge hätten die Notenbanken über 1000 Tonnen Gold gekauft. Im letzten Jahr hätten die Notenbanken über 100 Milliarden US-Dollar für Gold ausgegeben. „Polen war übrigens der größte Gold-Käufer.“
Die physische Nachfrage bleibe eine stabile Säule des Goldmarkts – vor allem in Asien und den BRICS-Staaten. „Der westliche Finanzinvestor hat diese Rally verschlafen.“ Seit Jahresbeginn 2025 hätten auch die Zuflüsse in physisch hinterlegte Gold-ETFs deutlich zugenommen, nachdem sie in den Vorjahren eher rückläufig waren.
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