Es reise der Sport

BMW 3er GT: Polarisator mit richtig viel Platz

Motor
21.05.2013 23:49
Das nenne ich mal konsequente, mutige Modellpolitik: BMW hat aus den Fehlern beim Reisemobil 5er GT gelernt und macht eine Klasse darunter, beim brandneuen 3er GT, so ziemlich alles richtig. Er bietet mehr Platz als der Touring, ist aber kein Kombi. Ob Europa tatsächlich ein Raumwunder mit Fließheck braucht, muss sich jetzt zeigen…

Ob man wirklich von einem Gran Turismo sprechen kann, sei dahingestellt, eigentlich ist er genauso viel ein GT wie ein Viertürer ein Coupé sein kann. Jedenfalls klingt es gut, und wenn es um zügiges touristisches Reisen geht, ist man hier gut aufgehoben. Optisch wird auch der 3er GT polarisieren, aber mit deutlich mehr positiven Anteilen als der 5er GT.

Großraumbüro als Rückbank
In der zweiten Reihe lässt es sich derart kommod leben, dass man sich richtig als Chef fühlt. Als guter Chef sogar, denn der Fahrer profitiert nicht nur von den typischen BMW-Annehmlichkeiten, sondern auch von einer im Vergleich zu Limousine und Touring sechs Zentimeter höheren Sitzposition. Außerdem können beide vordere Passagiere ihre Sitze bis zum Anschlag zurückfahren, ohne dass man hinten darauf verzichten muss, die Beine übereinanderzuschlagen. Von außen betrachtet nicht zu erwarten: Sogar die Kopffreiheit in der zweiten Reihe ist phänomenal, trotz der schnittigen Dachlinie.

Etwas gibt es dann doch zu bekritteln: Der Gurtverlauf über die Schulter von einigermaßen großgewachsenen Vornesitzenden ist ganz und gar nicht optimal. Wenn man nicht ganz exakt gerade sitzt, sondern sich – etwa in Kurven – leicht zur Seite neigt, rutscht der Gurt neben den Oberarm – und wird dadurch praktisch nutzlos.

Long-Wheelbase-3er als Basis
Der 3er GT basiert auf der Langversion des 3er, die vor allem für Asien produziert wird, der Radstand ist also elf Zentimeter länger als beim normalen 3er. Im Detail wurde aber einiges verändert; so ist der GT 2,5 Zentimeter höher gesetzt und der Raddurchmesser misst 3 cm mehr. In der Länge gewinnt der GT 20 Zentimeter (in der Breite knapp 2 cm) und verlässt mit 4,82 Meter eigentlich endgültig die Kompaktklasse. Seine kurzen Brüder überragt er in der Höhe um 8 Zentimeter. Optisch tritt ein ähnlicher Effekt wie beim X6 ein: Der 3er GT ist größer, als er ohne direkten Vergleich ausschaut. Unter die weit aufschwingende Heckklappe passen mit 520 Liter sogar 20 Liter mehr als in den überarbeiteten 5er GT. Klappt man die (auch in ihrer Neigung verstellbaren) Rücklehnen um, stehen 1.600 Liter Raum zur Verfügung, was immerhin 25 Liter mehr ist als im Touring.

Und wie fährt er sich? Kommt drauf an. Zum Test standen der 184 PS starke 320d GT mit Standardfahrwerk und der 335i mit 306 PS und dem optionalen adaptiven Fahrwerk zur Verfügung. Vor allem dem Diesel merkt man an, dass er hier 145 kg mehr als in der Limousine und immerhin 70 kg mehr als im Touring zu schleppen hat. Dafür glänzt der 1.565 kg (ohne Fahrer) schwere Reisewagen mit einem Normverbrauch von 4,9 l/100 km. Das Fahrwerk kann sich nicht ganz zwischen hart und komfortabel entscheiden: Bodenunebenheiten sind deutlich zu spüren, aber trotzdem ist das Ganze bei forcierter Kurvenfahrt für einen BMW zu weich.

Harmonischer präsentiert sich der 335i mit dem aufpreispflichtigen Fahrwerk. Das ist eine runde Geschichte, straff, aber auch komfortabel. Und der 306-PS-Sechszylinder passt besser zum dynamischen Charakter, den BMW seinem 3er GT auf die Fahnen schreibt. Wer keinen Sechszylinder-Benziner will, sollte zumindest das adaptive Fahrwerk wählen. Weitere zum Marktstart am 15. Juni angebotene Motorisierungen sind die Vierzylinder-Benziner 320i und 328i.

Moderater Aufpreis zum Touring
Optisch fehlt dem 3er GT komplett das Schwerfällige der ersten Generation des 5er GT. Das Heck ist zwar nicht grazil, aber wir haben hier ja auch ein richtig großes Auto. Aus dem Heckdeckel fährt bei 110 km/h übrigens ein Heckspoiler aus und verharrt in dieser Position, bis das Tempo unter 70 km/h fällt. Eine weitere Aerodynamik-Besonderheit sind die Winkel in den vorderen Kotflügeln hinter den Radausschnitten. Sie heißen "Air Breather" und sollen gemeinsam mit dem sogenannten "Air Curtain" dafür sorgen, dass der Fahrtwind möglichst verwirbelungsfrei an den Vorderrädern vorbeistreicht – gut für einen günstigen Spritverbrauch.

Der Aufpreis für den BMW 3er GT beträgt rund 1.500 Euro auf den Touring, die untere Grenze liegt bei 38.450 Euro für den 318d GT, der 335i GT kostet ab 53.950 Euro. Allradantrieb wird etwas später verfügbar sein, bis dahin bleibt's beim Heckantrieb.

Warum?

Sehr viel Platz, aber keine Kombiform

Angenehm hohe Sitzposition

Warum nicht?

Etwas unharmonisches Fahrverhalten mit Standardfahrwerk

Oder vielleicht …

… BMW 3er Touring, X3

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(Bild: KMM)
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