Das Rätsel um den Todeszeitpunkt von Amok-Jäger Roland Drexler sorgt für Verunsicherung. Die Salzburger Gerichtsmedizin hat die Untersuchungen nach der Obduktion nicht abgeschlossen, sondern ermittelt weiterhin. Jetzt wurde auch ein neues Detail bekannt: Bei der Leiche des 56-Jährigen wurden Maden gefunden.
„Mich interessiert eigentlich nur eines: Wann ist Drexler tatsächlich gestorben?“ – Auch in Justizkreisen gibt es derzeit kaum ein anderes Thema als die (noch) ungelüfteten „Geheimnisse“ im Fall des Mühlviertler Doppelmörders Roland Drexler (56) aus Altenfelden.
Offene Fragen müsse man akzeptieren
Der Linzer Staatsanwaltschaft liegt zwar noch kein schriftlicher Bericht der Polizei vor, doch für die Ermittler ist „die Sache vorbei“. „Der Ball liegt jetzt bei der Staatsanwaltschaft“, sagt Gottfried Mitterlehner, Chef des Landeskriminalamts OÖ.
Derzeit gibt es keine weiteren Ermittlungsaufträge und dass einige Fragen womöglich offen bleiben könnten, müsse man akzeptieren. „An Spekulationen beteiligen wir uns nicht“, sagt der Chefermittler. Laut Linzer Staatsanwaltschaft ließ sich der Todeszeitpunkt nicht feststellen – eine Aussage, die für große Aufregung und Unverständnis in der Bevölkerung sorgte.
Spurensicherung und Rekonstruktion der Tat sind noch offen, weitere Ermittlungen sind nicht geplant, da es keine Hinweise auf Fluchthelfer gibt.
Gottfried Mitterlehner, Leiter des Landeskriminalamts Oberösterreich
Das sagt Leiter der Gerichtsmedizin
Die „Krone“ kontaktierte Universitätsprofessor Fabio Monticelli, den Leiter der Salzburger Gerichtsmedizin, die auch für Oberösterreich zuständig ist. „Da gab es ein Kommunikationsproblem. Wir können es momentan noch nicht dezidiert sagen. In solchen Fällen geht es zuerst einmal um die Frage, welche Methode angewandt wird. Dann müssen wir die Wetterdaten sammeln und mit den Umgebungsbedingungen am Fundort abgleichen. Normalerweise gibt es da immer einen gewissen ,Fehler‘, der erst einmal gefunden werden muss. Dabei handelt es sich um komplexe Untersuchungen, die Zeit brauchen.“
Maden auf der Leiche gefunden
Doch wird nun der Todeszeitpunkt festgestellt, oder nicht? Monticelli antwortet: „Es kann nie der Todeszeitpunkt, sondern nur der Todeszeitraum festgestellt werden. Das ist unser Auftrag von der Behörde. Wenn es darum gegangen wäre, ob die Leiche zwei oder sechs Tage gelegen ist, hätten wir schon eine Antwort geben können. Aber in so einem Fall muss man exakt sein.“
Die Diskrepanz zwischen Fiktion und Realität ist hoch, das sieht man an den Verschwörungstheorien. Deshalb sind exakte Angaben so wichtig.
Fabio Monticelli ist der Leiter der Salzburger Gerichtsmedizin
Inzwischen sickerte allerdings durch, dass auf der Leiche Maden gefunden wurden. Einige Fliegenarten legen ein bis zwei Stunden nach dem Tod ihre Eier in das Gewebe. Einige Tage später schlüpfen Maden.
Übrigens: Die Leiche von Roland Drexler wurde übrigens schon zur Bestattung freigegeben.
Es ist leider eine österreichische Tradition, die man ruhig als Unsitte bezeichnen darf: Bei kriminellen Großereignissen werden seitens der Behörden nie alle Karten auf den Tisch gelegt. Das schlimmste Beispiel war der Fall Kampusch, wo durch das Behördenschweigen die wildesten Gerüchte sprießten, irre Verschwörungstheoretiker aus dem Opfer eine Mittäterin machen wollten.
Auch diesmal sind Fragen offen. Lapidar zu erklären, der Fall sei abgeschlossen, weil der Täter tot ist, macht speziell der Polizei keinen schlanken Fuß. Die Bürger haben ein Recht, genauestens informiert zu werden, was tatsächlich passiert ist!
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