Tina und der Honda CR-V – Liebe auf den ersten Blick ist das nicht. Das muss ich feststellen, als ich meine Fotografin für den kurzfristig arrangierten Interviewtermin im kärntnerischen Wolfsberg abhole. Nach ihrer Annäherung von hinten merkt sie gleich einmal an: "Also von hinten schaut er komisch aus." Nun ja, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und "komisch" heißt ja nicht per se "hässlich" – die um ein markantes Eck gespannten Schlussleuchten sind jedenfalls mit der gesamten Heckpartie samt den spitz nach hinten zusammenlaufenden Fensterlinien ein echter Hingucker –, auch wenn der krone.at-Dauertestwagen in schlichtem Weiß daherkommt.
Wahres Paradies zum Verstauen von Kleinkram
Innen gibt's dann sogar von der gestrengen Tina nichts mehr zu mäkeln – zu angenehm ist's um das Gestühl des Japaners bestellt. Einmal abgesehen von der erfreulicherweise einfachen Verstellbarkeit von Fahrer- und Beifahrersitz sowie dem idealen Seitenhalt, erfreut zudem der fein anmutende Alcantara-Sitzbezug. Die zahlreichen Sackerln und Getränkebehältnisse – der Proviant für eine immerhin 4,5-stündige Fahrt – sind binnen Kurzem in einer der zahlreichen Ablagen des CR-V verstaut, sodass dem Start der "Mission Wolfsberg" nichts mehr im Wege steht.
Direkt schade, dass wir kein sperriges Material oder Hilfskräfte für unseren Termin brauchen: Die komfortable Rücksitzbank und der Riesenkofferraum im Heck schreien direkt nach einer Urlaubsfahrt mit Kindern, Oma, Opa und Gepäck. Ein interessantes Gimmick: Wer beim Beladen des Gepäckabteils draufkommt, dass er doch mehr Platz benötigt als gedacht, findet im Inneren links und rechts der Ladeluke je einen Griff, dessen Betätigung zum unmittelbaren Umklappen der entsprechenden Rücksitzbank und -lehne und damit zu einer ebenen Ladefläche bis zu den Vordersitzen führt. Oma und Opa sollte man im Fall der Fälle vorher halt warnen…
Gutmütigkeit in japanischer Auto-Gestalt
Freilich: Als Distanzen von mehr als 400 Kilometer an einem Tag normalerweise mit der Eisenbahn zurücklegenden Menschen überkommen mich kurz Zweifel, wie ich mich mit der auf den ersten Blick "riesigen Kuh" von Auto anstellen werde. In aller Kürze: Der Honda benimmt sich so, wie man es sich von einem Japaner vorstellt: freundlich, zuvorkommend und auch gelassen. Ein Blick übers aufgeräumte Cockpit und man kennt sich intuitiv aus. Einmal nicht auf den Tacho geblickt und die enge Auffahrt auf die A2 mit etwas unangepasstem Tempo genommen? Kein Problem, der CR-V geht ein wenig in die Knie und bleibt die Gutmütigkeit in Auto-Gestalt.
Auch der Tritt aufs Bremspedal angesichts eines plötzlich auf meine Spur mäandernden Wagens flößt Vertrauen ein: sehr brave Verzögerung ohne übermäßigen Pedaldruck, da hätte es im schlimmsten Fall noch Reserven gegeben. Überhaupt erzieht einen der Honda zu einer ungeahnten Gleichmut: Die Kilometer vergehen, man cruist dank des durchzugsstarken 150-PS-Dieselmotors in Verbindung mit dem ideal übersetzten Getriebe entspannt dahin. Sogar im verbrauchsoptimierend länger übersetzten 6. Gang verliert man im Tempomat-Modus auf einer längeren Steigung kaum an Tempo.
3. Gang verweigert mir die Freundschaft
Mit knapp 80 km/h weniger präsentiert sich der große Honda im überschaubaren Verkehrsgewühl des beschaulichen Wolfsberg schließlich genauso wenig deplatziert. Die Start-Stopp-Automatik verrichtet bei kurzen Ampelhalten kaum merklich ihren Spritspar-Job, durch die SUV-typische erhöhte Sitzposition hat man einen guten Überblick und auch im niedrigen Drehzahlbereich fühlt sich der 2,2-Liter-Diesel nicht unwohl. Einzig mit dem 3. Gang freunde ich mich nicht so recht an – vielleicht bin ich ja zu blöd dafür, aber irgendwie erwische ich immer wieder den 5. statt dem 3. Gang. Wobei: Nicht einmal das nimmt mir der Motor des gelassenen Japaners richtig übel.
Ruhige Atmosphäre lädt zum Einschlafen ein
Tina übrigens verbringt nach dem Termin in Wolfsberg die gesamte Heimfahrt im CR-V schlafend – auf dem Beifahrersitz. Trotz von Orthopäden zweifellos nicht gerade gern gesehener Körperhaltung kuschelt sie sich in das einem Fauteuille gleichende Gestühl und rühmt nach rund zwei Stunden Fahrtzeit die sanfte Federung, die – nach Abschaltung der überzeugenden Soundanlage – betörende Ruhe während der Fahrt und den Sitzkomfort. Aussteigen lasse ich sie dann so, dass sie sich vom Wagen nach vorne hin wegbewegt – damit sie beim Blick zurück nur das freundliche Honda-Gesicht sieht und nicht das Heck. Denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden…
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.