Prototyp getestet

Für 1er und 3er: So fährt und klingt BMWs Dreizylinder

Motor
21.09.2012 14:54
Dreier heißt bei BMW künftig nicht nur "Dreier-Reihe", sondern auch Dreizylinder. Er wird kommendes Jahr eingeführt und begründet eine neue Reihenmotorgeneration von Drei-, Vier- und Sechszylindern als Benziner und Diesel. Mit einem von zwei 1er-Prototypen mit 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbo-Benziner konnte ich einige Testkilometer absolvieren.

"Wir sollten also nicht mit dem einen in den anderen krachen", brachte es ein britischer Journalisten auf den Punkt, denn die Einser mit dem Dreier werden noch für die Entwicklung und Erprobung gebraucht. Gut, dass in der erst vor einer Woche eröffneten 130 ha großen BMW Driving Academy auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Fürstenfeldbruck nahe München genug Platz ist.

Dabei hat er absolutes Risikopotential, wenn man seine Emotionen nicht im Zaum hat: Rund 180 PS und 270 Nm bietet der quasi "handgeschnitzte" Motor, und damit geht es im Einser durchaus beachtlich zur Sache. Das ist kein Downsizing-Langweiler, sondern ein Spaßbolzen, der Kraft aus der Tiefe schöpft. Ansprechverhalten und Durchzug sind tadellos. Die Achtgangautomatik passt perfekt dazu. 

Power statt Feinklang
Das gewohnte feinsinnige Klangbild, das man von BMW-Motoren kennt, kann er aber nicht bieten; er ist ein Raubein, und BMW hat ihm mit einer Auspuffklappe noch ein bissl was Räudiges mitgegeben, das etwa beim Schalten mitbrabbelt. 

Wie der Dreizylinder klingt, hörst du auf unserer Facebook-Seite.

Es ist die nächste Stufe auf dem Weg, das BMW-Image nach unten zu verlassen bzw. zu erweitern, nach dem 328i, der ja nur noch vier statt sechs Zylinder hat. Künftig soll der Dreizylinder die Einstiegsmotorisierung für Einser, Dreier und Mini sein, in Hybridmotoren der Helfer für das Elektroaggregat.

BMW legt Wert darauf, dass es sich hier nicht um einen Vierzylinder, dem man einen Zylinder amputiert hat, handelt, sondern um einen geteilten Sechszylinder. Die Hälfte der Zylinder wurde praktisch durch eine Ausgleichswelle ersetzt. So ist das Schwingungsverhalten ähnlich, auch wenn der Klang an sich viel rauer ist. Riesenvorteil: Der Dreizylinder ist leicht und durch geringere innere Reibung sehr sparsam.

Der Erste einer Generation
Der Dreizylinder ist die kleinste Stufe der neuen Generation von Benzin- und Diesel-Motoren mit drei, vier und sechs Zylindern, die viele Gemeinsamkeiten und Baugleichheiten haben. Außerdem sind die Schnittstellen zum Fahrzeug identisch (z.B. Getriebe), daher können die Drei- und Vierzylinder je nach Bedarf längs oder quer in BMWs und Minis eingebaut werden.

Allen gemein ist der Hubraum von rund 500 cm³ pro Zylinder, was sich laut BMW als ideal erwiesen hat. Darunter hätte er zwar weniger Massekräfte, wäre aber weniger sparsam, darüber wäre er sparsamer, aber eher lahm. Der Dreizylinder bietet folglich 1,5 Liter Hubraum, der Vierzylinder 2,0 und der Sechszylinder 3,0 Liter. Die Zylinderleistung der Benziner liegt zwischen 30 und 55 kW, also 41 bis 75 PS (bei 60 bis 80 Nm), und die der Diesel zwischen 20 und 45 kW, also 27 bis 61 PS (bei 75 bis 110 Nm). Diese Motoren können fast alle auf derselben Fertigungsstraße gebaut werden, wodurch der Hersteller extrem flexibel auf die Marktanforderungen reagieren kann. 

Alle bekommen BMWs bekannte TwinPower-Technik (= bei Ottomotoren die Kombination aus Direkteinspritzung und voll variabler Ventilsteuerung, beim Diesel variable Lader-Geometrie und Common-Rail-Einspritzung) plus Turbo (Single, Twin-Scroll oder Twin Turbo beim Benziner, Single, Twin oder Tri Turbo beim Diesel). Wobei der Dreizylinder nicht mehr als zwei Turbos kriegen soll.

Im Fünfer, Siebener oder den SUVs wird es eher auf die Vier- und Sechszylinder hinauslaufen. Und natürlich bleiben die V8-Motoren im Programm. Ob die neuen Reihenmotoren auch bereits in bestehende Modelle eingebaut werden, ist noch nicht klar, aber wahrscheinlich.

Des Dimmen der Zylinder
Was es bei BMW nicht geben wird, ist Zylinderabschaltung. Böse Zungen behaupten, sie lassen sie einfach ganz weg, aber das ist natürlich Blödsinn. Tatsächlich sparen die Münchner anders und – wie sie sagen – effektiver als mit der Abschaltung von Zylindern: Sie variieren die Last des gesamten Motors durch drosselfreie Laststeuerung (Valvetronic), vergleichbar mit dem Dimmen einer Glühbirne, was in einem viel größeren Einsatzbereich funktioniere als die Abschaltung. So sollen alle Zylinder unter jeder Bedingung mit optimalem Wirkungsgrad arbeiten.

Zusätzlich will BMW weiteres Sparpotential ausschöpfen, etwa durch vorausschauendes Antriebsmanagement und Intelligentes Energiemanagement (Wärmepumpe, aktive Luftklappensteuerung, Infrarot-Heizflächen für Elektroautos etc.).

Die neue Motorengeneration soll deutlich sparsamer sein als die aktuelle, gerade auch im tatsächlichen Alltagsbetrieb. Das Gute an diesen Neuentwicklungen: Es geht nicht nur um Dreizylinder, sondern auch um seidige Triebwerke.

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