Demenzkranke als Opfer

Schiefer Immobilien-Deal wird jetzt zu Justizkrimi

Oberösterreich
11.04.2024 19:03

Eine Rechtsanwältin, ein Notar und ein Sachverständiger sind ins Visier der Staatsanwaltschaft Wels geraten. Es geht dabei um dubiose Immobilien-Deals, bei denen demenzkranke Menschen die Opfer waren. Nun gab es Hausdurchsuchungen und eine Festnahme.

Es klingt nach einem ganz perfiden Plan, den die Beteiligten (für sie gilt die Unschuldsvermutung) da ausgeheckt haben. „Gegen die Beschuldigten besteht der Tatverdacht, im Jahr 2022 eine an Demenz erkrankte Person unter Ausnutzung ihres schlechten Geisteszustands und ihrer Unerfahrenheit verleitet zu haben, einen Übergabsvertrag, zwei Schenkungsverträge auf den Todesfall und eine Vorsorgevollmacht zu unterfertigen“, heißt es in einer Aussendung der Staatsanwaltschaft Wels zu dem spektakulären Fall.

Anwesen Neffen überschrieben
Die Frau soll ihrem Neffen ein landwirtschaftliches Anwesen in Pasching übertragen haben, obwohl sie zuvor sieben Jahre lang einen Rechtsstreit gegen genau diesen Neffen und die angestrebte Übergabe geführt hatte. Die Schadenssumme soll bis zu fünf Millionen Euro betragen.

Gutachten erstellt
Möglich gemacht hat das, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft, das Gutachten eines Sachverständigen, der der Frau Geschäftsfähigkeit attestierte. Die Frau unterfertigte dann bei der Anwältin die Verträge, der Notar beglaubigte sie.

„Sieben Monate später legte die Rechtsanwältin im Erwachsenenschutzverfahren erneut ein Privatgutachten desselben Sachverständigen vor. Im Gegensatz zu den beiden Vorgutachten attestierte dieses nun die fehlende Geschäfts- und Testierfähigkeit der Betroffenen, wobei ausgeführt wurde, dass aufgrund der Vorsorgevollmacht der Betroffenen – welche zugunsten der Rechtsanwältin selbst errichtet worden war – der Vorsorgefall eingetreten sei“, so die Staatsanwaltschaft Wels.

Zwei weitere Fälle
Nun wird wegen des Verdachts des schweren Betrugs gegen die Rechtsanwältin, den Notar und den Sachverständigen ermittelt. Letzterer wurde nun sogar verhaftet, weil er im Verdacht steht, auch in zwei weiteren ähnlich gelagerten Fällen Gefälligkeitsgutachten erstellt zu haben. In Gmunden soll er dabei mitgewirkt haben, dass eine ehemalige Pension am Ostufer des Traunsees zu einem Schleuderpreis – 750.000 statt geschätzt 1,6 Millionen Euro – an eine Immobilienfirma verkauft wurde. Der Kauf musste nach einem Gerichtsurteil rückabgewickelt werden. Gegen sechs Personen – darunter auch die besagte Anwältin und der Notar – wurde erst kürzlich Anklage erhoben.

„Am Freitag wird über die Verhängung der Untersuchungshaft entschieden“, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wels, Barbara Rumplmayr, zur „Krone“.

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