Vor der KFV-Wahl

Mutz oder Mertel – wer hat die besseren Argumente?

Kärnten
12.03.2024 14:01

Interimspräsident Martin Mutz (50) gegen Manfred Mertel (69): Der Kampf um den Thron im Kärntner Fußballverband ist heiß. Die beiden Juristen sprechen vor der Wahl über die Baustellen, Akademien und Reformen. . .

Wer wird für die kommenden vier Jahre der neue starke Mann im KFV? Am Freitag wird im Lakeside Park in Klagenfurt gewählt. Interimsboss Mutz und Gegenkandidat Mertel stellten sich den „Krone“-Fragen.

Warum treten Sie bei der Präsidentschaftswahl an?

Martin Mutz: Weil ich mit meinem tollen und seriösen Team den in den letzten Jahren mit Klaus Mitterdorfer eingeschlagenen erfolgreichen Weg für den Kärntner und Osttiroler Fußball unter Einbindung und Rücksichtnahme auf alle Vereine kontinuierlich weiterführen und fortentwickeln will.

Manfred Mertel: Die finanzielle Situation für die Vereine wird immer schwieriger, weil die finanziellen Belastungen in den Gemeinden immer höher werden. Der Sportplatz ist nach wie vor die Kommunikationsstätte jeder Gemeinde – wir leiden eh schon am Gasthaussterben, am Tankstellenverlust. Somit will ich derjenige sein, der darauf hinweist, wie wichtig Sport für die Gesellschaft ist.

Welche Baustellen gibt es aktuell im Kärntner Fußball?

Mutz: Ich würde nicht von Baustellen sprechen. Es gibt Herausforderungen im Jugendbereich, Schiriwesen und bei der Unterstützung der ehrenamtlichen Funktionäre, die aber kein Kärntner Spezifikum sind. Hier gilt es, die Initiativen mit ehrlicher Arbeit und mit den Vereinen fortzuführen.

Mertel: Leistungstechnisch hinken wir im Nachwuchs im Österreich-Vergleich hinterher. Auch im Frauenfußball ist’s nicht anders – die besten Spielerinnen wandern ab, da gehört der Standort Spittal mit dem SportBorg gestärkt. Und zu meiner aktiven Zeit hatten wir vier Bundesliga-Schiris – heute sind es null. Das sind Punkte, wo wir die Hebel ansetzen müssen!

Steckbrief Martin Mutz

Geboren: 17. August 1973 in Graz.

Familie: Ehefrau Iris, drei Kinder (16, 13 & 11 Jahre).

Vereine als Tormann: ASV, BNZ Austria Klagenfurt U21.

Beruflicher Werdegang: Nach Jus-Studium (in Wien und London) als Rechtsanwalt tätig. Gründungspartner der in Klagenfurt und Wien befindlichen Wirtschaftsrechtskanzlei „Wiedenbauer Mutz Winkler & Partner“. Seit 2016 Vorstand im KFV, seit 2020 Vizepräsident, seit 2023 Interimspräsident.

Hobbys: Eishockey, Tennis („trotz künstlichem Kniegelenk“)

Motto: „Es gibt kein Problem, das man nicht lösen kann.“

Wir haben mit Austria Klagenfurt und WAC zwei Bundesliga-Klubs. Dahinter aber herrscht Ebbe: Kein Zweitliga-Verein, nur zwei Regionalligisten und wenig aufstiegswillige Liga-Klubs. Wie kann man das Problem lösen?

Mutz: Lichtblick ist hier die gute Arbeit der Akademien, wo es darauf ankommen wird, die gestiegene Anzahl der gut ausgebildeten AKA-Kicker den Kärntner und Osttiroler Vereinen zu leistbaren Konditionen zuzuführen. Hier sind wir als KFV mit dem Verzicht auf die LAZ-Ausbildungsentschädigung vorangegangen. Durch eine weitere Verbesserung des Image des Fußballes in Kärnten muss es auch gelingen, potente Sponsoren zu finden.

Mertel: Die zwei Bundesliga-Klubs überdecken mit ihrer grandiosen Arbeit alles. Brechen sie weg, sieht es finster aus. Das Problem fängt im Nachwuchs an, weil zu wenig Rückfluss aus den Akademien da ist. Heißt: Wenn AKA-Spieler den großen Sprung nicht schaffen, müssen sie zumindest unsere Regionalligisten verstärken – das war bisher kaum der Fall.

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Die zwei Bundesliga-Klubs überdecken mit ihrer grandiosen Arbeit alles. Brechen sie weg, sieht es finster aus. Das Problem fängt im Nachwuchs an, weil zu wenig Rückfluss aus den Akademien da ist.

Manfred Mertel

Würden neue Liga-Einteilungen die Qualität im Kärntner Fußball heben?


Mertel: Über Reformen von der Regionalliga bis zur 2. Klasse muss man immer nachdenken. Wir sind in einer Klima- & Teuerungskrise. Ohne das Leistungsdenken zu verlieren, muss man Fahrtkosten reduzieren. Ich will da aber stets die Vereine mit ins Boot holen.

Mutz: Dieses Thema wird vom KFV fast halbjährlich evaluiert. Eine klare Meinungsbildung der Vereine gibt es bisher nicht. Ein konkreter Vorschlag eines Mittelkärntner Klubs wurde uns unterbreitet, den wir nach der Wahl ergebnisoffen mit den Vereinen diskutieren.

Steckbrief Manfred Mertel

Geboren: 25. August 1954 in Klagenfurt.

Familie: Ehefrau Ulrike, Söhne Maximilian und Martin.

Vereine als Spieler: GAK, VOEST Linz, Austria Salzburg.

Als Trainer: Spittal, Feldkirchen, FC Kärnten, AKA FC Kärnten, ASK.

Beruflicher Werdegang: Jus-Studium, in der Gemeindeabteilung der Landesregierung, danach Stadtrat in Klagenfurt, Gemeinderat, heute noch Mitglied des Bundesrates. Vorsitzender der KFV-Trainerakademie, Vizepräsident des FC KAC, Vorsitz im Pensionistenverband.

Hobbys: Musik, politische Literatur. 

Motto: „Miteinander statt gegeneinander - füreinander statt nebeneinander.“

Sind zwei Akademien in Kärnten zu viel?

Mertel: Da bin ich zwiegespalten. Wenn Wien mit knapp zwei Millionen Einwohnern zwei Akademien hat, würde man meinen, dass das Konkurrenzverhältnis in Kärnten nicht leistungsfördernd ist. Positiv ist, dass man mehr talentierte Spieler in die Ausbildung bringen kann. Dann muss aber eben der Rückfluss von Spielern in die Regionalliga und Kärntner Liga passen. Andersrum: Für Dritt- oder Viertliga-Spieler den Steuerzahler zu belasten, ist auch nicht begründbar.

Mutz: Das Interesse des Kärntner und Osttiroler Fußballs ist es, möglichst viele junge Kicker bestmöglich auszubilden. Der KFV ist beiden Akademieträgern dankbar für den Einsatz.

Landessportchef Arthofer will eine KFV-Akademie ab 2025/26. Ihre Meinung?

Mertel: Das kann nur eine Notlösung sein. Denn jeder Spieler will sich mit einer AKA identifizieren. Es ist doch eine viel größere Motivation, wenn ich für die AKA WAC oder AKA Austria Klagenfurt auflaufe als für eine KFV-Akademie.

Mutz: Ein solches Projekt ist schon aufgrund der Lizenzbestimmungen nur im Einvernehmen mit den Akademieträgern und dem Land möglich. Sind die finanziellen und sportlichen Bedingungen geklärt, steht der KFV diesem Thema aufgeschlossen gegenüber.

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Sind die finanziellen und sportlichen Bedingungen geklärt, steht der Verband dem Thema KFV-Akademie aufgeschlossen gegenüber.

Martin Mutz

Herr Mertel, Sie tanzen auf vielen Kirchtagen: Bundesrat, Ersatz-Gemeinderat, Vorsitzender im Klagenfurter Pensionistenverband, Vizepräsident beim FC KAC. Wie soll sich da der KFV-Präsident ausgehen?

Mertel: Die Freizeit würde ich dann noch mehr in den Fußball investieren. Und ich bin ja nicht mehr in meinem Hauptberuf tätig. Damals hat ja auch keiner gefragt, wie ich Berufsfußballer und Jus-Studium unter einen Hut kriege. Oder als ich in der Gemeindeaufsicht nebenbei ehrenamtlich die Austria Klagenfurt als Obmann und Geschäftsführer saniert habe. . . kurzum: Es geht sich aus!

Und Herr Mutz, Sie haben ihre Tormann-Karriere mit 21 Jahren beenden müssen, waren danach nie mehr in einer Vereinsfunktion tätig, sind seit 2016 im KFV – fehlt da nicht ein wenig Erfahrung?

Mutz: Ich bin seit acht Jahren im KFV, seit knapp einem Jahr im ÖFB-Präsidium in leitenden Funktionärspositionen tätig, führe eine international tätige Anwaltskanzlei und berate seit mehr als 20 Jahren Unternehmen. Ich denke, dass ich über den für die ehrenamtliche Funktion des KFV-Präsidenten erforderlichen Erfahrungsschatz verfüge.

Letzte Sache: Was finden Sie an Ihrem Gegenüber gut?

Mutz: Dass Manfred in dem Alter noch so aktiv ist.

Mertel: Martin ist ein ruhiger Typ, ein guter Anwalt.

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