Bekam COFAG-Förderung

Benkos Chalet: „Er war offenbar sein bester Gast“

Wirtschaft
05.02.2024 19:30

Recherchen ergeben: Das Chalet N. aus dem Reich des Immobilienjongleurs René Benko diente vielfach geschäftlichen und familiären Zwecken. Trotzdem gab es 1,2 Millionen Euro Corona-Förderung.

Das Chalet N., Luxusressort in Lech, erschaffen von Immobilienjongleur René Benko. Einstiger Überflieger, nun im freien Fall. Insolvenzen erschüttern sein Reich. Es bröckelt überall. Auch in Lech. Jetzt stellt sich heraus, das Chalet N., benannt nach seiner Ehefrau Nathalie, wurde zwar als Hotel ins Leben gerufen, doch dürften René Benko und Co. die besten Kunden gewesen sein. Und: In Corona-Zeiten bekam man von der COFAG 1,2 Millionen für Ausfälle. Steuergeld.

Recherchen von ORF und „Krone“ ergeben: Circa 50 Prozent der Nächtigungen wurden quasi privat und geschäftlich für die Zwecke Benkos genutzt. Das 6-Sterne-Ressort wurde vorbehaltlich einer Widmung zum Hotel genehmigt, zumal die Zahl der Zweitwohnsitze im noblen Lech begrenzt werden sollte. Neben der auffälligen Nutzung ist das Hotel nicht öffentlich zugänglich, was der Widmung einer öffentlichen Liegenschaft eigentlich widerspricht. Weiters brisant: Auch im Lockdown soll Benko im Chalet abgestiegen sein, wo Hotels ja geschlossen sein sollten. Dokumentiert werden März und April 2020.

Hunderttausende Euro für eine Woche
Die Grünen haben sich des Themas angesichts des anstehenden COFAG-U-Ausschusses besonders angenommen. Die Vorarlberger Abgeordnete Nina Tomaselli stellte intensive Recherchen an, sie hält fest, dass pro Saison 800 bis 1000 Nächtigungen im Chalet N. stattfinden. Das ist eine höchst niedrige Zahl für dieses Tourismusgebiet. Alleine, wenn Benko mit Familie und Nannys abgestiegen ist, was nicht selten passierte, ergebe das alleine für eine Woche an die 70 Nächtigungen. Dokumentiert sind auch Aufsichtsratssitzungen der Signa und Einladungen für Promis - darunter auch Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid, der sich via Chats voller Euphorie bedankte. Tomaselli: „Benko war offenbar sein bester Gast.“

Verdacht der Grünen: „Auch bei den restlichen Übernachtungen abseits der Familie Benko erscheint es naheliegend, dass viele Geschäftspartner und Stakeholder in der Luxusresidenz übernachtet haben.“ Dabei dürfte Benkos Signa-Welt großzügig agiert haben. Denn, in Summe kostet der Luxustempel auf 1700 Höhenmetern am Arlberg für eine Woche rund 300.000 Euro.

Der Verkauf des Chalets vor Kurzem dürfte auch die Insolvenzverwalter und möglicherweise auch die Finanz interessieren. Er erfolgte knapp vor dem Insolvenzantrag der Signa Holding. Die Hypo Vorarlberg hat 20 Millionen an Pfandrechten am Chalet, eingetragen 2023. Sie soll der Signa-Gruppe einen Kredit von über 200 Millionen Euro gewährt haben.

Bürgermeister sieht keinen Missbrauch
Was sagt der Bürgermeister von Lech, Gerhard Lucian, dazu? „Die Einhaltung der strengen Richtlinien wird seitens der Gemeinde durch einen eigenen Kontrolleur laufend überprüft - dies unabhängig der Objekt-Widmung. Dabei finden die Überprüfungen sowohl durch Lokalaugenschein und Befragungen als auch durch den Abgleich von Gästemeldungen, Gästetaxen und Abgaben statt. Diese werden wiederum mit den tatsächlichen Verbräuchen wie Wasser und Müll verglichen. Diese Kontrollen haben keine Hinweise auf eine missbräuchliche Verwendung des Hotelbetriebs Chalet N ergeben.“ Auch sei es üblich, dass es in gewissen Fällen keinen öffentlichen Gastronomiebereich gebe, so der Bürgermeister.

Eine Anfrage an Signa zur Nutzung des Chalets, den Aufenthalt Benkos während des Lockdowns und zu Corona-Förderungen blieb vorerst unbeantwortet.

Grüne: „Spitze des Eisbergs“
Fest steht: Die Grünen werden diese und andere Fragen im kommenden Ausschuss aufwerfen. Nina Tomaselli interessiert vor allem die Steuerkonstruktion des Chalets, der spontane Verkauf des Chalets und die COFAG-Förderungen. „Ich glaube, was wir bis jetzt über die Luftschlösser-Produktion von Benko wissen, ist nur die Spitze des Eisbergs.“

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